Die Gewundene Treppe
Silber und Schwarz wie die Ahnengestalten,
Blau wie das Meer eines regenversehrten,
Unholden Tages in Graupel und Sturmlicht,
Lockt sie die Winde auf kreisende Fährten:
Hoch führ'n die Stufen ins Reich jener Alten,
Schlag aus den Knochen der ewigen Zeiten,
In Windungen bohrt sich die Treppe gen Dunkel,
Verlor'n im Vergessen von grenzlosen Weiten.
Frost auf den Stufen, aus Wasser doch nicht,
Fahl, das der Tod einer Haut gleich verschenkte;
Murmelnde Stimmen aus zahnlosen Mündern
Preisen den Atem, der einstmals sie lenkte.
Regen, voll Tropfen aus stahlblindem Blut,
Fließt in Spiralen hinab wie ein Sinnbild;
Tiefer und tiefer hinab führt sein Weg,
Versickernder Fluss, verzagt, ungewillt.
Mühsamen Schrittes tragen die Schemen,
Eins mit der Treppe, verkannt und verflucht,
Die Knochen der Jungen hinauf zu den Alten,
Die Seelen zerfasernd, ihr Leben verbucht.
Weißer Holunder und blühender Ginster,
Lockend im Tschilpen lebendiger Brut,
Sichtbar bis hin in das bannweite Jenseits;
Fern in Gezeiten voll Farben und Flut.
Hoch in das Reich der verwegensten Wolken,
Spielenden Kindern und Blumen aus Eis
Reicht die Gewundene Treppe - und dennoch
Führt sie nur abwärts, des Eidesbruchs Preis.