Betrachterperspektive (3)
Das Wasser fließt kornblumenblau
durch Grün und Gelb und Rot.
Von hohem Schilf und Mohn gesäumt
und still wie früher Morgentau
schwankt träg’ der Sonne golden Boot
am nahen Ufer, noch verträumt.
Der Sommer kam und sah und nahm,
was ihm der Winter gab.
Im Frühlingskleide tanzend floss
sein Schimmer ohne krude Scham
die Tage bis hierher in Trab
und wilden Rittes Windetross.
Der Vögel Stimmen füllten zart
der Stunden bange Uhr.
Vorbei war trüben Schweigens Hast,
verworfen, was schon lang erstarrt
in immerwähr’nder Blindentour,
kein Kahl mehr unter toter Last.
Doch eine Welt, gar taub und blind,
vernahm nicht, sah nicht, schwieg.
Aus seelentiefen Augenspiegeln
jung und hell - von einem Kind -
sprach nichts als müder Krieg
in Wehr und Trotz auf Tränenflügeln.
Bunt erklingt nach all der Zeit
das Lied der Sommerfarben.
Sommerlich gekleidet weh’nd
verlässt da in Vergesslichkeit
der Wind die krummen Weizengarben,
all dies nicht versteh’nd.