Schlafende Freiheit
Wo liegt sie, die Freiheit, wenn nicht überall,
wenn nicht schon im Wunsche nach ihr?
Und bleibt nicht gefangen, wer stets nach ihr fragt,
und sich ihrer sehnet doch schier?
Die Frage erscheint wie in tausend Gestalten
und schließt jede Antwort gar aus.
Solange der Mund ihre Laute verformet,
bleibt türlos verschlossen ihr Haus.
Kein Tempel, in goldene Hoffnung gehüllt,
gibt Zuflucht - die Mauern nur Eis! -
und stechende Blicke von überall her
voll Urteil erblinden in Weiß.
Wie findet man doch, was man selbst schon geworden,
wie wird, was man niemals zu finden vermag?
Doch wie unter schmelzenden Gletschern begraben
schläft sie, erwartet den jüngsten Tag.