Sonnenuntergang am Nordmeer
Tiefer sank das Rad der Feuer
in des Meeres dunklen Schoß,
da erglommen, klein und teuer,
Fackeln tief im Tartaros.
Kalte Gischt umfing die Träume,
hüllte sie in Wehgesang,
und wie unentdeckte Räume
rief des Echos zarter Klang:
»Sternenkind, tauch’ tief hinein
bis das Dunkel Flammen weicht,
zögre nicht; durchdring’ allein,
was zur Furcht dir noch gereicht.
Silber ist zu Blau geworden
und die Suche endet nicht -
endet nicht an schroffen Fjorden
oder gar, wo fern das Licht.«
Welche Wahl ward mir gegeben?
Letzte blasse Röte wies
mir den Weg ins Dunkel eben,
das nicht länger Nacht mehr hieß.
Folgte ich dem Rad zum Abgrund?
Oder blieb ich, wo ich war?
Selbst mein Herz tat mir nichts kund
und da wurde es mir klar:
Weder hier noch dort erhielt ich,
was ich suchte, doch nie fand.
All die Zeiten stets verbarg sich
jeder Wunsch am Weltenrand.
Wie ein Zwilling, wie zwei Sonnen,
die gemeinsam dort versanken,
unerreicht von den Kolonnen,
Tausender, die dort ertranken.
Fern sah ich: den Todesring,
sah das Abendrot entschwinden,
wandte mich dann um und ging,
Wahrheit in mir selbst zu finden.
Heller strahlte nun im Norden
funkelndes Smaragdenmeer,
wo das Sehnen Mensch geworden,
und der Ring blieb endlich leer.