Neben der Nordische, der Höllischen und der Flauschigen Abteilung gibt es natürlich zahllose weitere Abteilungen, in die ich aber meist nur komme, wenn die Nordischen Götter auch kein Kopierpapier oder Kullis haben. Ich frage mich wirklich was der Flauschbär mit den ganzen Kullis macht. Ich meine ich frage jeden zweiten Tag nach Kullis, dass fällt schon auf... Aber ich mache das, was man mir sagt, ich bin schließlich der Flauschige Prophet. Prophet der Extraklasse!
Was wollte ich? Achja andere Abteilungen, es gibt wie gesagt etliche Abteilungen, manche ähnlich klein wie unsere und andere etwas größer. In die größeren Abteilungen komme ich zum Glück selten, mir reicht es schon alle Nordischen Götter griff parat zu haben. Denn da sind alle Götter ganz empfindlich, wehe man weiß nicht, wie sie heißen und was sie machen. Aber man kennt sich, also alles gut. Schlimm wird es, aber wenn ich in die großen Abteilungen geschickt werde, ganz besonders mein erstes Mal in der Shintoabteilung ist mir im Gedächtnis geblieben...
Es war ein ruhiger Tag in unserem Stockwerk, wahrscheinlich weil die Nordische an diesem Tag ihren Betriebsausflug hatten und so die Kaffeemaschine Thor in Frieden lassen konnte. Der Flauschbär und ich arbeiteten die Ablage ab, stumm, verschwiegen und hoch koneztriert. Er redet nie viel, manchmal brummt er bei der Arbeit, meist ein Lied, das im Radio kam oder von einer der Musikgöttinnen im Gang gesungen wurde. Dann sprach er mich unvermittelt an und reichte mir einen kleinen Brief, adressiert an Meister Fujin. Die Aufmachung des Briefes war auf jeden Fall für die Shintoabteillung, nicht nur, weil es sich um japanische Schriftzeichen handelte, alle Briefe die intern verschickt werden, haben spezielle Umschläge. Also wenn ich beispielsweise einen Brief an die Nordische Abteilung schicken wollen würde, müsste ich einen Nordischen Umschlag nehmen und das Adressat beflauschen. Wollte man einen Brief an uns senden, musste dieser auch beflauscht werden, da die einzige Beflauschmaschiene bei uns steht, ist das aber für unsere Abteilung hinfällig. Die Obere Führungsebene will es eben so.
Nun gut es war also ein Shintobrief, also musste ich zur Shintoabteilung. Ich hatte mir vom Flauschbären nochmal Fujin beschreiben lassen, dass ich ihn sofort erkannte, dass er der Sturmgott war, wusste ich aus dem Artikel des Mitarbeiters des Monats. Ich hatte mir die Beschreibung des Flauschbären gut eingeprägt und ging in die Abteilung Shinto oder wie ich sie nur noch nenne: Die Abteilung der 8 Millionen Verbeugungen. Die Shintogötter sind etwas eigen, sie wollen das man sich aus Höflichkeit immer vor ihnen verbeugt, was ich natürlich gerne mache, ich bin ja höflich. Nun ist es aber so, dass die Abteilung der Shintogötter nicht so klein ist, wie die unsere oder die der Nordischen Götter, so verbeugst du dich, verbeugst dich wieder, und so weiter. Natürlich hat Meister Fujin seinen Bürositzplatz gaaaaaaanz hinten und du musst durch die gesamte Abteilung. Gott ich hatte vielleicht einen Brummschädel, nachdem ganzen Verbeugungen, aber ich schaffte es endlich bis gaaaaaanz nach hinten.
Tatsächlich war Meister Fujin bereits am Platz was mich sehr freute, obwohl der Gott Amaterasu-ō-mi-kami mich kurz zuvor hingewiesen hatte, dass Fujin aktuell auf Geschäftsreise sei. Seltsam, aber gut ich werde nicht dafür bezahlt, um bei den Shintogöttern aufzuräumen! Also ging ich frisch ans Werk verneigte mich und bat Meister Fujin meinen Brief an. Der schaute aber, als hätte ihn der Donner gerührt und blaffte mich an: "Ich bin Raijin, verdammt!" Ich schaute verwundert, er sah aus wie die Beschreibung vom Flauschbär. Der ebergesichtige schaute wütend, jetzt saß ich in der Patsche, nicht nur das ich Fujin nicht gefunden hatte, ich hatte auch noch eine Gottheit beleidigt. Ich verneigte mich, wieder und wieder, so tief wie es nur ging und entschuldigte mich. Doch der gehörnte Dämon dachte nicht Milde walten zu lassen und polterte: "Immer das Gleiche mit euch Taugenichtsen von Propheten!" Blitze zuckten durch sein Haupt, das war alles andere als gut!
Plötzlich wehte ein frischer Wind an mir vorbei und setze sich an den Schreibtisch direkt neben Raijin. Das Blut in meinen Adern stockte, er sah exakt so aus wie der wütende Donnergott, nur grün statt blau. Davon hatte der Flauschbär mir nichts erzählt! Doch das konnte ich nicht sagen, das würde ein noch schlechteres Licht auf ihn werfen...
Meister Fujin besah sich die Situation und meinte dann lachend: "Rai hat dich schon wieder einer verwechselt?"
"Fu ich lese gerade diesem Propheten die Leviten!"
"Beruhig dich alter Blitzer. Geh einen Sake trinken und dann sieht die Welt auch wieder anders aus. Aber nicht wieder nach sterblichen Bäuerinnen schauen!"
Die Augen verdrehend und mich keines Blickes würdigend sauste Raijin auf einer Wolke davon. Ich hatte schon von einem Shintogott gehört, der vor lauter Neugier beim Beobachten einer Bäuerin von seiner Wolke gefallen war, das war er dann wohl gewesen..."
"Und du suchst mich also?", fragte Meister Fujin mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.
"Ja bitte verzeihen Sie.", sagte ich mich tief verbeugend, "Das ich Sie verwechselt habe."
Meister Fujin wiegelte ab: "Das passiert jede Woche 81 Mal, also diese Woche noch ganze zehnmal. Du wolltest mich sprechen Prophet?"
Ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich das hörte, Meister Fujin war wirklich zu freundlich. Ich reichte ihm den Brief und verbeugte mich wieder. Dann empfahl ich mich und musste den ganzen Weg zurück und jedem einzelnen Gott schenkte ich eine Verbeugung. Am Ende dieses Tages hatte ich ziemliche Kopfschmerzen, am nächsten Tag war ich wegen einer Gehirnerschütterung krankgeschrieben. Ich hatte mich wohl zu oft verbeugt...