„Kann ich zu ihr?“ – „Ja“
Ich betrat das Zimmer, setzte mich auf den Sessel, der neben dem Bett stand und flüsterte „Hallo“. Das Vergangene hatte ich noch nicht verarbeitet. Meine Mama auch nicht. Wie gern wollte ich wissen, ob sie sich überhaupt erinnern konnte. Fahr niemals, wenn du getrunken hast. Diese Worte von Papa gingen mir ständig durch den Kopf. Ich habe es nicht eingehalten – mein Leichtsinn war dafür verantwortlich, dass Mama jetzt dort liegen und ich dort sitzen musste. Das Surren der Maschinen. Das Tropfen der Infusion. Mama, sagte ich. Mama, wiederholte ich. Ich hatte das Gefühl, ich würde mit Luft sprechen. Keine Reaktion. Nur ein Atmen. Es tut mir leid. Das dachte ich, aber es war sinnlos es auszusprechen, denn es war zu spät. Ich sagte also: „Ich werd‘s nie wieder tun.“ Mama schlief seit zwei Tagen. Tief und fest. Seit zwei Tagen kam ich sie besuchen, um bei ihr zu sein – das Geringste was ich tun konnte. Ich fragte mich, wann wir wieder miteinander sprechen können und ich ihre Stimme wieder wahrnehmen kann. Wie lange würde es dann noch dauern, dass sie mir verzeihen kann, wie lange würde es dauern, dass ich mir selbst verzeihen kann? Das Reden ohne Antworten zu bekommen machte mich verrückt. Nach fünf Tagen ist sie aufgewacht. Mama, sagte ich. Was ist passiert, sagte sie. Ich verstummte. Nun wollte sie reden, aber ich nicht.