Der Notdienst in Russland und zwar in fast allen russischen Städten ist die große Firma mit vielen Mitarbeitern. Es gibt sowohl die Ärzte, Rettungsassistenten und Fahrer der Krankenwagen als auch die eigenen Buchhalter, Disponenten, viele Leiter der Abteilungen und so weiter und so fort. Außerdem teilt die Notaufnahme (in Russland heißt es die Notfallstation) sich in viele Unterstationen, damit es eine in jedem Bezirk der Stadt gäbe. Seinerseits hat jede Unterstation seinen eigenen Leiter, einige zwölf- oder vierundzwanzigstündigen Schichte mit den Notdienstmitarbeiter. Die Disponentin oder seltener der Disponent ist auch eine eigene von jeder Unterstation. Es gibt eine Direktnotrufnummer von jeder Leitstelle gleichzeitig zu gemeinsamer Nummer der russischen Zentrale 112 oder 103.
An der Notrufzentrale mit vielen Disponenten kann auch der Notruf angenommen werden, der sofort an die Leitstelle der nötigen Unterstation weitergeleitet wird.
Die Automarken aller Krankenwagen sind grundsätzlich die GAZelle. Es ist die russische Entsprechung des deutschen Mercedes-Benz Sprinters in seinem schlechtesten Ausdruck. Aber als ich doch 2005 begann zu arbeiten, hatten wir damals noch den UAZ-452, den man einen Laib für seine Fahrzeugform nennte, als das Hauptauto der Notfallstation. Es war die besondere Scheiße! Sommers musste der Fahrer die Fahrzeugheizung aktivieren, damit der Motor des Autos nicht heiß laufen würde. Weil wir keine Klimaanlage im Krankenwagen hatten, war es immer zu heiß drinnen. Winters umgekehrt war es zu kalt, weil die Heizung dieses Fahrzeuges winters immer schlecht arbeitete. Außerdem hatte der Fahrzeug so harte Federung, dass der Patient, der auf der Liege lag, sowie ich mit meinem Team stuckerte bis zum Dachhimmel.
Als es eine Panne hatte, brauchte man Motorenraum, der sich innerhalb des zweisitzigen Fahrerhauses fand, zu öffnen. In Erinnerung wird mir bleiben, wie wir mit einem Ausländer ins Krankenhaus fuhren. Das Auto ließ sich plötzlich kaputt werden. Der Fahrer bat mich, aus dem Krankenwagen auszusteigen, um etwas mit dem Motor zu machen. Danach hat er den Beifahrersitz im Augenblick herausgebracht, ohne abzuschrauben, um leichter zum Motorenraum zu gelangen.
Können Sie in dieser Zeit die Augen des Ausländers sehen! Wenn ich sage, dass er überrascht war, als das Auto ausgeschlachtet wird, sage ich nichts. Der Mann war einfach schockiert. Ich denke, dass er ein bisschen geheilt wurde. Aber bald wurde der Krankenwagen schon repariert und fuhren wir wieder ins Krankenhaus.
Noch ein Paar Fallen geschahen an einem Tag, als ich wieder noch mit ähnlichem Auto unterwegs war. Am Anfang des Diensts kam ich zu einer Patientin an, die an leichtem Taubheitsgefühl an den Lippen litt. Durch die weitere Untersuchung stellte sich heraus, dass die Pupillen von dieser Frau ein bisschen verschiedene Größen haben. Gab es keine anderen Auffälligkeiten mehr. Unbedingt müsste die Patientin ins Krankenhaus eingewiesen werden. Gesagt – getan. Wir fuhren dahin über manchmal ortsübliches wegloses Gelände mit unserem obergenannten brotartigen Krankenwagen.
In der Notaufnahme der Klinik stellte ich die Patientin einem diensthabenden Neurologen vor. Ich sagte, dass es fast Alles unauffällig außer Pupillengröße ist. Als wir uns zusammen vorlehnen, um ins Auge Patientin zu sehen, stellte es sich heraus, dass jetzt die Pupillen dank russischer Fahrzeug und Straßendecken ganz verschiedene waren. Ohne andere Fragen wurde sofort die Frau in die Neurologische Abteilung eingewiesen.
Zum Ende meines damaligen Diensts hatte ich den Notruf: Rückenschmerzen. Das war ein relativ junger Mann, der unter den ausstrahlenden in die Leiste Schmerzen im Unterbauch litt. Außerdem tat es ihm beim Wasserlassen weh. Das waren die übliche für die Nierensteinkolik Beschwerden. Die Schmerzen waren aber so still, dass der Patient keine schmerzstillende Medikation wollte. Als wir ins Krankenhaus ankamen, hatte der Patient bereits zu kräftige Schmerzen und wurde auch sofort in die Urologische Abteilung eingewiesen.
So nahmen sowohl unsere inländischen Krankenwagen als auch die weltberühmten schlechten russischen Straßen immer an Krankheitsausbildung jedes Patienten teil. Schade, dass die schlimmste.
Deutschland, Straubing, Dezember 2018 (Erinnerung an Woronesch, 2006-2009)