Wo bei Merlin war er? Draco irrte voller Panik durch die Schlachttrümmer. Er stolperte über zerstörtes Mauerwerk und schob Tote beiseite. Einmal fand er eine Leiche mit schwarzem Haar. Zum Glück handelte es sich um einen Ravenclaw, der ihm egal war. Potter musste doch irgendwo in Namen der Magie sein. Er rief Potters Namen und suchte weiter, genauso wie die anderen die ihre Liebsten suchten. Er sah Weasley und Granger einander weinend in den Armen liegen und sein Herz setzte aus. Er rannte auf sie zu und stürzte über einen zerborstenen Balken. „Wo…ist…er?“ Weasleys erstarrtes Gesicht raubte ihm jede Hoffnung. „Tot. Er ist tot.“ Draco stieß einen tiefen Schmerzensschrei aus der Mitte seiner Seele aus. Granger wirkte irritiert: „Oh Malfoy, es tut mir so leid. Ich wusste nicht, dass Du Fred so mochtest.“
Merlin sei Dank, es war nicht Potter. Natürlich war es grausam, aber trotzdem der Tote war nur irgendein Weasley. Er wankte auf dem aufgeschlagenen Knien weiter und fand Potter eingeklemmt hinter einer gesprengten Säule. „Potter.“, hauchte er. Harry konnte sich nicht bewegen. Er grinste schief: „Malfoy, Deine Frisur liegt schlecht.“, röchelte er leise. Malfoy hielt sich seinen Zauberstab an die Kehle und wirkte den Sonorus: „Wir brauchen einen Heiler hier für Harry Potter. Wir brauchen einen Heiler.“ Harrys Gesicht war fahl und schmerzverzerrt: „Jeder braucht jetzt einen Heiler. Mach´ nicht so eine Show, Liebling, nur weil Du Malfoy bist. Erzähl mir lieber vom Schnee. Ich mochte den Schnee in Hogwarts immer.“ Dracos Tränen liefen das schöne Gesicht hinunter. Er versuchte es noch einmal. Der Sonorus trug weit über das Schlachtfeld: „Harry braucht einen Heiler. Verdammt nochmal Euer Held krepiert!“ Niemand kam.
Malfoy hasste sich, weil er keine Ahnung von Heilzaubern hatte. „Schnee…bitte… erzähl.“ Potters Stimme wurde schwächer. Er durfte nicht einschlafen, dachte Malfoy. „Okay. Ich erzähl Dir vom Schnee. Erinnerst Du noch an das Weihnachtsfest in Hogwarts im fünften Schuljahr?“ Über Potters erschöpftes Gesicht huschte ein kleines Lächeln. „Du…Mantel…Schnee…Hogs..“ Sanft streichelte Draco Harrys Wange. Es war der Winter gewesen, in dem sie sich gefunden hatten. Bei Merlin, wo blieben die verdammten Heiler. Wo waren denn alle? Jemand musste doch kommen und den Retter retten. Blut sickerte durch den Dreck.
„Genau, Darling. Wir hatten uns versteckt und Euch mit Schneebällen beworfen. Ziemlich kindisch, oder?“ Harrys Blick flackerte unstet: „Du…bist…schön“, wisperte er. „Bleib hier Potter. Du schuldest mir eine Revanche.“ Malfoys Stimme war rau und brüchig. „Müde…“ Malfoy brüllte einen weiteren Sonorus über das Feld: „Wir brauchen einen verdammten, beschissenen Heiler für Harry Potter.“ Crabbe, Goyle und er gegen Granger, Weasley und Potter. Gryffindor hatte gewonnen. Er dachte daran, wie er sich mit Potter damals im Hohlweg geprügelt hatte. Sie hatten sich gegenseitig eingeseift. Bei der Gelegenheit zerriß sein Mantel. Dann war es passiert, sie küssten sich zum ersten Mal. Potter durfte nicht sterben. „Schnee…“ , war Potters letztes Wort.
Die Sonne schien warm und keine einzige Wolke stand am Himmel. Die Dinge hatten sich wieder beruhigt, nur Malfoy litt noch immer unter furchtbaren Albträumen. Harry und er im Schnee liegend und einander küssend. Sie beide im Astronomieturm auf das verschneite Hogwarts hinab sehend und lachend. Rotes Blut in reinem Pulverschnee. Harrys eingeklemmter Körper. Sie hatten ihn von Harry weggezerrt, als endlich jemand kam, um Potter zu helfen. Madame Pomfrey hatte seinen Ruf gehört.
An diesem 31.Juli war alles anders. Der Krieg, der ihre Jugend und Liebe überschattet hatte, wich dem beginnenden Frieden. Die meisten versuchten den Krieg zu vergessen. Er konnte es nicht. Draco war nie so stark, wie Harry gewesen. Endlich rauschte der Kamin und Weasley und Granger kamen. Er lächelte etwas unsicher, wie immer wenn sie kamen. „Hast Du alles bekommen?“, fragte Granger ihn nervös. Er fand seine Arroganz wieder: „Es gibt nichts, was ein Malfoy nicht besorgen kann.“ In dem Moment prustete Weasley vor Lachen los. „Du änderst Dich nie, Malfoy.“ Granger gluckste verdächtig. Es dauerte eine Weile, bis alles aufgebaut war.
Dann lief Weasley und holte Harry endlich. Die Krücken nervten Harry wirklich sehr. Er wollte endlich wieder richtig laufen und vor allem fliegen. Er stand auf der Terrasse des Sanatoriums, die er selten benutzte. Der Trubel, den die anderen Patienten um ihn herum veranstalteten, störte ihn beim gesund werden. Jetzt war die die gesamte Meute vor den Terrasse versammelte. „Jetzt.“ gab Granger das Kommando. Sie erhoben ihre Zauberstäbe gleichzeitig und verbanden die Magie mit Malfoys Zauberstab. Er sprach eine sehr komplizierte Formel. Dann begann es zu schneien. Feine weiße Schneeflocken fielen mitten in den Sommertag hinein. „Harry Potter, willst Du mein Mann sein?“ Harry strahlte wie ein Kind und haschte nach den Flocken. „Schnee… Du läßt es für mich schneien…Ich liebe Dich, Malfoy.“ Draco reagierte leicht genervt: „Beantworte meine Frage, Potter! Willst Du mich heiraten?“ Harry küsste Draco in mitten eines sommerlichen Schneegestöber: „Ja.“
Sie heirateten am Neujahrstag 1999 im völlig verschneiten Hogwarts. Es war ein rauschendes Fest auf dem zugefrorenen See mit Glühwein, Schlittschuhen und Tanzen auf dem Eis. Alle ihre Freunde feierten mit ihnen den Winter und die Liebe. „Schnee.“, hauchte Harry und wischte eine vorwitzige Flocke aus Dracos Haar.