Der Tag, der die Geschichte der Zauber für immer verändern sollte, war der 06. April. 1991. Es war ein warmer Frühlingstag in Little Whinging, dem Ort in dem Harry Potter seit dem Tod seiner Eltern lebte. Wie in jedem Frühling hatte der elfjährige Junge Gartenarbeit zu erledigen, während sein Cousin Dudley in der Sonne spielte. Irgendwann rief seine Tante Petunia ihren dicklichen Sohn ins Haus, weil es Kuchen und Kakao gab. Für Harry waren solche Dinge nicht vorgesehen. Er lebte kaum mehr geduldet in der Familie. Schläge, Arbeit und Spott begleiteten ihn durch den Alltag. Trotz hatte Harry gute Laune. Jedes Jahr um diese Zeit kam sein heimlicher Freund vorbei und brachte ihm eine Kleinigkeit mit. Bestimmt würde er bald wiederkommen. Beim letzten Mal hatte Harrys Freund ihm versprochen, dass er ihn mitnehmen würde. Natürlich hatte Harry dieses Geheimnis gut gehütet. Oft wenn man ihn wieder im Schrank unter der Treppe einsperrte, ihn schlug oder sich sein Onkel an ihm verging, hielt er sich an diesem Gedanken fest. Sein Freund würde bald kommen bestimmt. Immer wieder hielt Harry nach dem großen, blonden Mann Ausschau, der jedes Mal so plötzlich aus dem Nichts auftauchte. Er hatte Harry verraten, dass er ein Zauberer war. Onkel Vernon rief das Kind hinein. Er schien wütend zu sein, warum auch immer. Harry spürte Angst, aber folgte dem Ruf ohne Zögern.
„Lucius, bitte, sei vernünftig. Wenn er erst mal bei uns ist, können wir ihn nicht einfach wieder abgeben.“ Narcissa Malfoy hielt von den Plänen ihres Gatten gar nichts. Auch wenn sie ihn stets für seine Weitsicht, seine klugen Entscheidungen und sein strategisches Geschick bewunderte, war ihr dieses Experiment nun doch etwas zu gewagt. „Wir werden ihn auch nicht wieder abgeben. Er ist perfekt. Dressiert wie Hauself, hungrig nach Liebe und ausgestattet mit genug Magie um den Dunklen Lord zu besiegen, wird er unsere Familie an die Spitze bringen. Wenn Voldemort zurückkehrt und er wird zurückkehren, ist Harry unsere Fahrkarte zur absoluten Macht. Wir werden ihn ausbilden und ihn mit Zuneigung überschütten. Einen besseren Gefährten für Draco kann es nicht geben. Jetzt ist Schluss. Du tust, was ich sage. Ich sage, dass wir Draco und Harry gleich behandeln.“ Narcissa kannte den Blick von Lucius und gab nach. Wenn er darauf beharrte, würde sie es eben mitmachen. „Wann bist Du mit ihm hier?“ Lucius dachte nach und blickte auf den magischen Regulator im Salon - ein wunderbares Erbstück von Narcissas Vater. „Severus und ich treffen uns um vier im Ligusterweg. Der Rest hängt von den Muggeln ab. Dieser Dursley wird Geld wollen. Er wird es bekommen. Wir holen es uns später von seiner Firma zurück. Sorg´ bitte dafür, dass Harrys Zimmer perfekt ist. Vielleicht gehst Du mit Draco nochmal in die Winkelgasse und besorgst etwas. Draco wünscht sich doch ein Experimentierkasten für Zaubertränke. Ein passendes Geschenk für beide.“
Der Zauberer zog mit einem leichten Widerwillen den sündhaft teuren Muggelanzug an. Wenigstens war der Anzug schwarz. Das Jackett erinnerte an einen Gehrock. Irgendwie musste es gehen. Er band seine langen Haare mit einem Seidenband im Nacken zusammen. Dann apparierte er in eine Seitenstraße von Little Whinging. Dort erwartete ihn sein bester Freund Severus Snape, der Pate seines Sohnes und einziger echter Vertrauter. Snape unterstützte das Unterfangen aus gänzlich eigenen Motiven, vor allem aus Rache. Aber das ging nicht einmal Lucius etwas an. Er hatte sich gegen Muggelkleidung entschieden und verkniff sich mit Mühe einen ironischen Kommentar.
Sie begrüßten sich kurz und gingen entschlossen die schmale Straße hinunter. Malfoy klingelte heftig. Niemand öffnete ihnen. Severus hatte keine Lust warten und öffnete die Tür mit einem Zauber. Vernon schnaufte in den Flur. Er schwitzte noch und schloss sich gerade die Hose. Snape zog wortlos die Braue hoch. Sein Begleiter übersah dieses Detail geflissentlich. „Guten Tag Mr. Dursley. Mein Name ist Lucius Malfoy. Ich bin hier, um ein Problem zu lösen.“ Vernon kämpfte mit einem Wutanfall, aber irgendetwas an diesen beiden Männern machte ihm Angst. Es sind Zauberer, dachte er panisch.
Der schwarzhaarige Typ mit der leichten Hakennase grinste ihm überheblich an: „Ganz recht, Mr. Dursley. Wir sind Zauberer. Ihre Gattin kennt mich von früher. Ich bin Severus Snape. Wir haben etwas mit Ihnen zu besprechen. Holen Sie doch einfach einmal Harry dazu.“ Der Tonfall des Zauberers hatte etwas befehlendes, so dass Vernon ihm nachgab. Er brüllte etwas leicht Beleidigendes. Malfoy räusperte sich und nahm anstandslos im Wohnzimmer Platz. Harry stand etwas verschüchtert auf der Türschwelle. Als er Lucius erkannte, lief ein Strahlen über das kleine Gesicht. Der Mann zwinkerte ihm zu und gab ihm ein Zeichen nichts zu sagen. Der Junge verstand und blieb gehorsam neben Vernons Sessel stehen. Er schwieg die ganze Zeit. Nur ab und zu sah er seinen Freund überfordert an.
Die Verhandlung dauerte nicht halb solange, wie Snape erwartet hatte. Schon als klar wurde, dass Malfoy Potter mitnehmen wollte, war der Ton freundlicher geworden. Dann bot der Reinblüter dem Muggel 50.000 Britische Pfund an und bekam die notwenigen Unterschriften von Petunia und Vernon Dursley. Sicherheitshalber besiegelten sie den Vertrag mit jeweils einem Tropfen Blut. „So Harry. Ich hatte Dir versprochen, dass ich Dich mitnehme in die Welt, in der alle Menschen so sind wie wir. Heute ist es soweit. Dieser Mann hier ist Severus Snape. Er ist ein Freund von Deiner Mutter Lily und ein Freund von mir. Hast Du etwas, was Du mitnehmen möchtest? Wir gehen jetzt nach Hause.“ Harrys Lächeln liess die Sonne aufgehen. Snape empfand einen unglaublichen Triumph. Er würde Potters Sohn aufwachsen sehen und in seinem eigene Sinne erziehen. Lucius hatte recht, welch eine Rache. „Nein, Sir.“, sagte Harry schüchtern. „Fein. Dann komm.“ meinte Lucuis, nahm den Jungen an die Hand und verließ den Muggelhaushalt mit einer gewissen Erleichterung und grußlos.