Sie trafen Narcissa und Draco vor der Boutique von Madame Malkin, wo sie alle schon immer ihre Kleidung kauften. Die magische Schneiderei zeichnet sich durch exklusive Qualität und den französischen Charme der Inhaberin aus. Beides schätzten die Malfoys sehr. Harry bekam plötzlich Panik. Wenn ihm Vernon mal ein paar Socken gekauft hatte, verlangte er hinterher stets jene Dinge, vor denen sich das Kind furchtbar ekelte. Jetzt sollte er eine, wie sich Narcissa ausdrückte, adäquate Garderobe bekommen. Bedeutete das … er wagte nicht den Gedanken zu Ende zu denken. „Wir könnten doch auch Dracos alte Sachen für mich anpassen. Mir genügen sie. Sie sind alle sehr schön.“, hörte er sich selbst, aus weiter Entfernung sagen.
Narcissa zog die Brauen erstaunt nach oben und blickte Lucuis fragend an. „So etwas kommt nicht in Frage, Harry. Du wirst Deine eigenen Sachen haben. Punkt. Komm´ jetzt bitte mit hinein. Ich möchte, dass wir schnell fertig sind, damit wir alle noch Zeit für ein Eis bei Fortescues haben.“, beharrte Lucius freundlich auf seiner Forderung. Selbstverständlich erntete er mit der Aussicht auf ein Eis allgmeine Begeisterung.
Madame Malkin begrüßte sie sehr herzlich und klatschte begeistert in die Hände. Den berühmten Harry Potter komplett ausstatten zu dürfen, war ein Traum. Zu dem sie wusste, dass die Hogwartslisten noch nicht bei den Familien der Erstklässler eigetroffen waren. Sie konnte also annehmen, dass in ein paar Wochen ein weiterer Besuch anstand. Madame Malkin war eine freundliche, stämmige Hexe, deren Herz Harry auf Grund seiner freundlichen und bescheidenen Art im Sturm eroberte. Sie trug ein malvenfarbiges Kleid und breitete eine Menge Stoffe und Schnitte vor ihren Kunden auf dem Tisch aus.
Die Malfoys waren sehr modebewusst und achteten auf gute Qualität. Da Harry keinerlei eigene Kleidung besaß, kaufte man eine Vielzahl von Hosen, Hemden, Umhängen und auch Kleinigkeiten wie Shorts oder T-Shirts. Auch Strümpfe und Unterwäsche wurden gekauft. Die Sachen wurden alle magisch angepasst und saßen auf Anhieb perfekt. Allerdings kauften die Malfoys so viel, dass man vereinbarte, die Ware nebst Rechnung nach Malfoy Manor zu liefern. Lucuis nahm zu Recht an, dass Harry wenn die Summe hörte, die die Ausstattung gekostet hatte, völlig entsetzt wäre. Es handelte sich um beinahe 500 Galeonen, also fast nichts.
Der Junge leistete schon jetzt weitaus mehr, als er kostete. Madame Malkins Erschütterung über die Lebensumstände von Harry bei den Muggel entsprang echtem Entsetzen. Lucuis hatte nur wenige Details erwähnt, weshalb er Harry Potter bei sich aufgenommen hatte. Auch das sich niemand um das Kind gekümmert hatte, das einstmals die Zauberwelt gerettet hatte, entsetzte sie zu tiefst. Das Ansehen der Malfoys stieg und Madame Malkin tratschte gern. Sie würde es weiter erzählen.
Florean Fortescues Eissalon lag unweit von der Boutique. Jetzt im April war es noch ziemlich leer und nur wenige selbstwärmende Stühle standen draußen. Die Eltern schickten die Kinder hinein, damit sie sich selbst etwas aussuchen konnten. Narcissa nutzte die Gelegenheit, um Lucius einige unangenehme Fragen zu stellen. „Was willst Du denn eigentlich nun mit Potter?“ Ihr Ehemann verfluchte sich selbst, für die Tatsache, dass er nicht auf seinen Vater gehört hatte, und ein traditionelles Heiratsritual vollzogen hatte. Dann würde Narcissa ihm einfach gehorchen müssen, weil die Magie sie einfach dazu zwang. „Er ist nützlich, aber das sagte ich bereits.“ Sie warf ihrem Mann einen vernichtenden Blick zu: „Lucius, ich habe Deine sämtlichen Affären ignoriert, den Animateur auf unserer Hochzeitsreise, genauso wie Dein sogenannten Assistenten oder diesen talentfreien Musiker, aber ein Junge in diesem Alter – das ist widerlich.“ Eigentlich mochte er seine Frau sogar ziemlich gern. Schließlich war es weder ihr Fehler noch seiner, dass er bisexuell war. Ihre Ehe funktionierte hervorragend und meistens waren sie beide sehr zufrieden. Narcissa bekam alles, was sie wollte und er konnte tun, was er wollte. Man konnte sie als gute Freunde bezeichnen, die manchmal miteinander schliefen. Aber im Moment nervte sie ihn kolossal.
„Lass Fabian aus dem Spiel. Er spielt fantastisch und sieht anbetungswürdig aus. Aber meine Güte, Narcissa. Ich habe nichts Derartiges mit Harry vor - nicht einmal ansatzweise. Seine immense, magische Begabung gepaart mit unbedingtem Gehorsam macht ihn zum perfekten Machtinstrument. Egal ob Voldemort zurückkommt oder nicht, wird Harry unsere Macht und unseren Einfluss stärken. Sollte es notwendig werden, wird auch für uns töten oder sich töten lassen. Er wird alles für uns tun, darum geht es.“
Das Eis schmeckte prima. Dracos Empfehlung gebackenes Schokoladeneis mit Nüssen und Vanille mit feinen Erdbeeren verzückte Harry geradezu. Einen Bruder zu haben, war etwas Großartiges. Draco genoß die Bewunderung von Harry wiederum sehr. Er verstand nicht, dass Harrys Cousin ihn nicht gemocht hatte. Einen Bruder zu haben, war großartig. Endlich musste er nicht mehr allein im Unterricht sitzen und die ganze Zeit alleine lernen. Gemeinsam würden sie, da war sich Draco ganz sicher, zusammen nach Slytherin gehen und ihre Eltern stolz machen.