Harry langweilte sich nicht lange, weil er fast direkt nachdem seine Familie gegangen war, einschlief. In seinen Träumen quälte ihn Vernon wieder und wieder. So erwachte er mit angsterfülltem Herzen und sehr erschöpft am Samstagmorgen. Mr. Summer sah direkt nach ihm und wirkte einige Diagnosezauber. Es war perfekt geheilt, allerdings würde Harry heute noch starke Schmerzen haben.
Severus Snape ließ es sich nicht nehmen, ihn selbst zu besuchen. Da es am Samstag keinen Unterricht gab, konnte er es problemlos einrichten. Er mochte Harry mehr, als er zugeben wollte. Der Junge war wissbegierig, ehrgeizig und talentiert. „Guten Tag, Heiler Summer.“, grüßte er höflich. „Wir kennen uns ja bereits aus Malfoy Manor. Ich möchte Mr. Potter besuchen. Sein Vater und ich haben es so vereinbart.“ Mr. Summer musterte den dunklen und distanzierten Zauberer misstrauisch, seitdem Gespräch über die Weasleyangelegenheit mit Lucius fühlte er sich etwas unruhig. Er zeigte auf die Tür zu Harrys Zimmer und Snape trat ein. „Hallo Harry.“, sagte er freundlich. „Hallo Severus. Danke, dass Du mich besuchst.“ Harry strahlte wie so oft ausgesprochen glücklich. Snape schnappte sich einen Stuhl und setzte sich an das Bett. „Lucius hatte mir gestern eine Eule geschickt, dass Du sehr tapfer warst. Gut gemacht. Man muss seine Schmerzen und Gefühle nicht nach außen tragen. So etwas ist ein Zeichen von Schwäche und kann von anderen benutzt werden.“
Snape dachte einen schmerzvollen Moment, an jenen Tag, an dem Sirius Black seinen nie abgeschickten Liebesbrief an Lily Evans gefunden hatte. Black hatte ihn damals in der Klasse vorgelesen. Was zur Folge hatte, dass Snape sich nicht mehr entscheiden konnte, welchen Rumtreiber er mehr hasste. „Ich wollte, dass Du zufrieden mit mir bist. Seine Gefühle nicht zu zeigen, ist ziemlich schwierig“, gab Harry zu, obwohl er durch seine Zeit bei den Dursleys ziemlich gut darin war. „Wenn Du alt genug bist, zeige ich Dir einige Techniken um seine Gedanken und Gefühle völlig abzuschotten. Ich wollte mit Dir über Deine Mutter und James Potter sprechen.“ Sofort war Harry zum Zerreißen gespannt. Es hatte sich gelohnt, nicht zu weinen oder zu jammern. Er durfte etwas von seinen leiblichen Eltern erfahren. „Was haben Dir die Muggeln über Lily und James erzählt?“, fragte Snape, um gegebenenfalls anknüpfen zu können.
Harry mochte nicht so gern daran denken, antwortete jedoch mit klarer Stimme: „Sie haben gesagt, dass meine Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen. Mum und Dad wären lieber tot, als mich zu ihrem Kind zu haben.“ Schon lange hatte Snape nicht mehr, soviel reine Wut gespürt. Lily Evans hatte ihr Leben für ihr Kind gegeben, wie konnten diese Muggel sie derart entehren.
Mit ruhiger Stimme berichtete er seine Version der damaligen Geschehnisse „Sie haben Dich belogen. Zu dieser Zeit gab es einen mächtigen, dunklen Magierlord, dem sich viele Zauberer und Hexen anschlossen. Deine Eltern haben gegen ihn gekämpft. Sie wurden von ihren engsten Freunden verraten und so gelang es diesem Zauberer, er nannte sich Lord Voldemort, sie zu finden. Er versuchte auch Dich zu töten, denn er hörte von einer Prophezeiung, dass Du ihn einst besiegen würdest. Aber weil Deine Mutter sich ihm entgegenstellte, ermordete er sie. Nur Dich konnte er nicht töten. Deine Magie warf ihn zurück und er verschwand. Von diesem Angriff hast Du die Narbe auf Deiner Stirn und dafür bist Du in der Zauberwelt berühmt. Viele denken, er ist tot, aber ich denke, er kommt eines Tages wieder. Manche Leute glauben, dass die Malfoys seine Gefolgsleute wären, aber das sind nur Gerüchte. Lucius hatte sich schon lange vorher von Voldemort abgewandt. Einige Freunde Deiner Eltern und vor allem ihr Anführer Albus Dumbledore brachten Dich zu Deinen Muggelverwandten. Sie taten es angeblich, um Dich zu schützen. “
Harry hatte genau zugehört. Es erschien ihm seltsam, dass Severus nicht von seinem Vater sprach. Er traute sich, Severus auch nach James zu fragen: „Was war mit meinem Vater?“ Snape hatte lange darüber nachgedacht, was er über James sagen wollte. Er entschied sich für seine Wahrheit: „Leider war James Potter nicht gut genug, um Deine Mutter und Dich zu beschützen. Seine Freunde hielten ihn für talentierter, als er letztlich war.“ Harry schwieg betroffen und entschloss sich, alles zu tun, um seine Familie im Falle der Gefahr schützen zu können. Lucius konnte seine Familie schützen und Harry würde es auch lernen. „Danke, dass Du mir das alles erzählt hast. Wenn Du mein Vater gewesen wärst, hättest Du meine Mutter beschützen können.“, sprach er aus, was er fühlte. Severus hatte das Gefühl, ein Eisenband um sein Herz zerbrach. Harrys Urvertrauen ihm gegenüber löste das Gefühl eigenen Versagens, was ihn so viele Jahre gefangen gehalten hatte. Er war Albus zu nichts verpflichtet, denn der hatte Lily nicht gerettet. Über diese Frage hatte er nie näher nachgedacht, aber im Prinzip war es so.