Dobby wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Zum Geburtstag des jungen Master Malfoy kamen insgesamt 10 Gäste ins Haus, die alle, außer einem, jeder einzeln schon sehr schwierig waren. Nur Mr. Snape konnte berechenbar genannt werden. Er trank grundsätzlich schwarzen Tee mit Sahne und etwas Kandis und hielt sich sonst bei solchen Anlässen eher abseits. Meistens saß er mit Mistress Malfoy in einer ruhigen Ecke und unterhielt sich über magische Theorie.
Die Familie Goyle war von anderem Kaliber. Ihretwegen hatte er bisher bei jeder Festivität schwere Strafen bekommen. Insbesondere Mr. Goyle verhehlte seine Haltung zu Hauselfen nicht. Sie widerten ihn an und er nutzte seine Stellung aus, um Dobby und den anderen Hauselfen dies deutlich zu machen. Entweder sein Kaffee war zu heiß oder zu kalt oder der Stuhl stand falsch. Das Brandyglas glänzte nicht perfekt poliert. Der Mann war furchtbar. Seiner Gattin beschwerte sich oft über angebliche Frechheiten des Personals, meistens schon wenn man die Tür öffnete. Gregory entwickelte sich zur entsetzlichen Mischung aus beiden.
Mrs. Zabini wiederum zeichnete sich durch ihre Mäkeligkeit aus. Noch nie hatte ihr etwas im Hause Malfoy geschmeckt. Ihr aktueller Gatte war gerade noch erträglich, allerdings handelte er mehr oder weniger legal mit magischen Geschöpfen. Allein seine Anwesenheit machte Dobby Angst. Mr. Zabini hatte mal in seinem Beisein erwähnt, dass Hauselfen, die wohl in anderen Ländern nicht so verhätschelt würden, bei den Schwarzmagiern in Australien Höchstpreise erzielten. Man verwendete sie dort wohl auch für Opferrituale.
Vicent Crabbe konnte schlicht und ergreifend als bösartiges und dummes Kind bezeichnet werden. Seine Eltern waren eher unauffällig, wenn auch streng. Zum dreißigsten Mal ging Dobby mit Twenker, Scone und Elly, den anderem Hauselfen, den Tagesplan durch. Bis ihm siedend heiß einfiel, dass er Master Potter vergessen hatte. Der Tag fing gut an.
Der junge Master lernte mittlerweile bereits eine Stunde vor dem Frühstück und bekam daher gegen sechs Uhr einen Kakao mit Zimt. Jetzt war es schon fast halb sieben. Master Potter würde Dobby dafür bestrafen, auch wenn er ein sehr freundlicher Master war. So eine Unverschämtheit würde er sicher nicht durchgehen lassen. Zum Glück war eine Kanne Kakao für das Frühstück bereits fertig. Dobby flitzte so schnell er konnte, mit Kakao die Treppe hinauf. Ein wenig zögerlich klopfte er an die Tür: „Guten Morgen, Master Potter.“, brachte er gerade noch heraus. Harry saß bereits an seinem Schreibtisch und übte Arithmantik. Wegen Dracos Geburtstag fiel der Unterricht heute aus, trotzdem wollte Harry nicht bummeln. „Hallo Dobby. Stell das Tablett ab.“, sagte er bevor zu Dobby sah.
Da Master Potter ihn nicht auf die Verfehlung ansprach, wartete er sicher darauf, dass Dobby es selbst tat. Master Malfoy machte es gelegentlich genauso. „Es tut mir sehr leid, Sir. Ehrlich. Es kommt nie wieder vor.“ Harry war verwirrt: „Was ist los denn, Dobby? Du bist so aufgeregt“ Er war so vertieft in die Zahlenmagie gewesen, dass es ihm gar nicht aufgefallen war. „Ich habe den Kakao zu spät gebracht. Bitte bestrafen Sie mich, Sir“, stotterte Dobby, während er auf dem Boden kniete. „Kein Problem. Dobby. Echt nicht schlimm. Was machst Du da unten?“ Master Potter war ein sehr freundlicher Master, deshalb schämte sich Dobby noch mehr, den Kakao vergessen zu haben. „Dobby wartet auf seine Strafe, Sir.“, hauchte der kleine Hauself. Harry beanspruchte die Sache immer mehr. „Steh´ bitte auf. Ich glaube, Du hast heute einfach zu viel zu tun gehabt wegen der Gäste. Das kenne ich von früher. Soll ich Dir helfen? Einen Kuchen backen oder die Gläser polieren?“
Spätestens jetzt verzweifelte Dobby völlig. Er hatte seinen liebsten Master so sehr enttäuscht, dass dieser den Kuchen lieber selbst backen wollte. Dobby fühlte sich tief getroffen. Seit wann würde sich ein Zauberer in diesem Haushalt anbieten, die Gläser zu polieren. Dann verstand er, aber das Harry ihm wirklich helfen wollte. Der junge Master passte überhaupt nicht zu den Malfoys. „Nein, Master Potter. Danke. Sir. Wir kommen mit allem gut zu recht.“ Es war bestimmt falsch: „Nein“ zu seinem Master zusagen und dessen Hilfe abzulehnen. Aber Master und Gläser polieren – das ging auch nicht. Harry trank ein Schluck Kakao und zuckte mit den Schultern: „Du kannst es Dir noch überlegen. Wir haben heute keinen Unterricht.“ Erleichert schlüpfte Dobby durch die Tür nach unten und lief Master Malfoy direkt in die Arme. Zum Glück für den Hauself hatte Lucius aber keine Zeit für ihn. Er wollte ein paar Worte mit Harry allein wechseln.
„Guten Morgen, Harry.“, sagte er beim Eintreten. „Ah. Arithmantik. Macht Dir Zahlenmagie Spaß?“, interessierte er sich mit einem Blick auf Harrys Pergament. „Nicht so richtig,“ gab Harry zu. „Sie ist aber eine wesentliche Basis für Alchemie und andere Themen, meint Mr. Eleven.“ Er klang ein wenig altklug. „Mr. Eleven hat recht. Ich wollte kurz allein mit Dir sprechen.“ Lucius machte sich berechtigte Sorgen, dass die wesentlich lauteren Jungen, mit denen Draco befreundet war, Harry abschrecken könnten.
„Natürlich, Dad.“ Der Junge sagte nur noch selten Lucius zu ihm. Er zauberte sich mit einem kleinen Schlenker einen Stuhl herbei. Harry sah ihn erwartungsvoll an. „Heute kommen Dracos beste Freunde, Gregory Crabbe, Vincent Goyle und Blaise Zabini mit ihren Eltern. Gregory und Vincent sind manchmal etwas vorlaut. Blaise ist ein sehr fröhlicher Junge.“ Innerlich hielt Lucius Blaise vor allem für überdreht und undiszipliniert. Gregory und Vincent waren seiner Meinung nur wenig erzogen. Gerade Gregory quengelte oft, wenn etwas nicht bekam. Aber die Crabbes, die Goyles und Zabinis waren wohlhabende, reinblütige Familien. Man kannte sich und blieb unter sich. „Vermutlich werdet Ihr in Hogwarts alle zusammen in Slytherin sein. Vielleicht kannst Du Dich ein wenig mit ihnen anfreunden, dann hast Du auch schon Freunde wenn dort bist.“