Die Gäste kamen alle sehr pünktlich durch den Kamin und beglückwünschten das Geburtstagskind. Draco bedankte sich höflich, auch wenn nicht alle Geschenke seinem Geschmack entsprachen. Harry gefiel das Geschenk von Severus am Besten – ein magisches Messer zum Schneiden von Trankzutaten, das anzeigte, ob man den Schnitt richtig ansetzte. „Allerdings hat es einen selbsttätigen Prüfungsmodus. Bei Testaten funktioniert die Anzeige nicht.“, meinte Snape dazu. Aber auch so war es sehr praktisch. Harry fiel auf, dass Draco von seinen Eltern und Severus fast nur hochwertige Schulsachen und Bücher bekommen hatte. Es erschien ihm sinnvoll.
Man führte die Gäste in einen großen Salon, der gewöhnlich nicht als Esszimmer verwendet wurde. Dunkle Stühle mit hohen Lehnen standen um eine breite runde Tafel. Das zarte Porzellan changierte zwischen Opal und reinem Silber. Das Damasttischtuch strahlte in blendendem Weiß. Die Blumengestecke hatte Narcissa selbst kreiert. Sie bestanden aus Seerosen und irgendwelchen magischen Blumen, die Harry nicht erkannte.
Mrs. Zabini, ihr Vorname lautete Cecely, warf den unterschiedlichen Torten einen beinahe angewiderten Blick zu. Sie schien kaum älter, als zwanzig zu sein und duftete nach weißem Flieder. Harry wunderte sich ein wenig darüber, denn ihr Sohn Blaise war genauso alt wie Draco und er. Sie trug ein dekolletiertes Sommerkleid in apricot, das ihr vorzüglich stand. Narcissa fand es etwas ordinär, aber sie sagte nichts dazu. Mr. Crabbe vergaß beim Anblick von Cecely Zabini seine Gattin. Dann dachte er darüber nach, was wohl nötig wäre, um ihr Ehemann Nummer acht zu werden. Währenddessen sah er ihr tief in Augen und etwas tiefer.
Seine Gattin langweilte Severus mit ihren durchaus rassistischen Anmerkungen; er schwieg merlinergeben dazu. Sie missdeutete dieses Schweigen als Zustimmung. Mr. Zabini legte seiner Gemahlin unnötig deutlich die Hand auf den Po. Sie war teuer, aber ihr Geld wert, wie er Lucius versicherte. Was genau damit gemeint war, verstand Draco auch nicht. Die Goyles tauschten sich mit Lucius über Anlageformen aus, wovon sie beide nichts verstanden. Lucius spielte mit seinem Charme.
Endlich setzte man sich. Harry fand Vincent Crabbe noch unsympathischer, als Gregory Goyle. Der etwas dickliche und vorlaute Vincent erinnerte ihn fatal an seinen Cousin. Trotzdem blieb Harry ruhig, denn Draco schien sich mit den Jungs gut zu verstehen. Sie redeten natürlich über Quidditch und Rennbesen. Die Siruptorte war bei den Kindern durchaus beliebt, die Erwachsenen aßen White Cake. Severus saß unglücklicherweise neben Angelina Crabbe. „Ich verstehe nicht, weshalb es immer noch vorkommt, dass Halbblüter nach Slytherin kommen.“, merkte sie gerade an. Severus fing Narcissas Blick auf und trank einen Schluck Tee. „Der sprechende Hut irrt sich niemals“, erwiderte er etwas kühl. „Aber Halbblüter und Muggelgeborne werden nie die Tiefen und Feinheiten der Magie verstehen.“, schwafelte sie weiter. „Die Feinheiten und die vollständige Durchdringung der magischen Theorie zeigt vor allen in Zauberkunst.“, sagte Narcissa genüßlich. Es war allgemein bekannt, dass Angelina bei den ZAG´s in Zauberkunst mit Troll abgeschlossen hatte. Das UTZ hatte sie nicht bestanden. Sie errötete erwartungsgemäß und Snape feixte ohne eine Mine zu verziehen.
Mr. Zabini erwähnte um das Thema zu wechseln einen italienischen Professor der Universität in Padua: „Giacomo Casanova di Stronzo beschäftigt sich mit der Vererbung von Magie. Er hält es für unmöglich, dass Muggel magische Kinder gebären. Die sogenannten Muggelgeborenen sind seiner Meinung nach Kinder magischer Eltern, die von den Ministerien gegen Geld an die Muggelministerien gegeben werden. Er vermutet dahinter eine Verschwörung. Es gab einen sehr aufschlussreichen Essay von ihm in der „Magische Theorie“. “ Lucius fand die These ausgesprochen plausibel. „Giacomo und ich hatten im Studium einige Seminare zusammen. Vielleicht sollte ich ihn kontaktieren, wenn wir in Italien sind.“ Mr. Zabini erbot sich Lucius den Artikel zu zusenden.
Man wechselte das Thema und die Kinder durften aufstehen. Draco, Blaise, Vincent und Gregory stürzten zur Tür. Harry hatte keine Lust mit den Jungs zu toben, trottete jedoch hinterher. Blaise lächelte ihm zu und flüsterte: „Vinc und Greg sind gar nicht so übel, wenn man sie erst mal näher kennt. Okay Greg ist nicht Hellste.“ Sie spielten eine Weile im Garten. Gregory war schlecht in Form und hechelte nach kurzer Zeit. Das Harry ziemlich schnell und gewandt war, nervte ihn und wiederholte er den Unsinn seiner Mutter. „Harry ist nicht irgendein Halbblut. Er ist ein echter Malfoy und mein Bruder.“, stellte Draco deutlich fest. „Warum heißt er dann nicht Malfoy?“, provozierte Vincent ein bißchen. „Das ist eine Privatangelegenheit der Familie Malfoy“, erklang hinter ihnen Snapes lakonische Stimme. „Harry, Du hattest vorhin eine Frage. Jetzt könnte ich sie Dir beantworten. Wollen wir hochgehen?“
Harry lächelte Severus dankbar an und stimmte sofort zu. Nur kurze Zeit später hatte er den Zaubertrankkasten aufgebaut. Snape forderte ihn auf, zu jeder Zutat alles zu sagen, was er wusste. Harry zählte die Zutaten korrekt auf und blieb bei der Baumschlangenhaut stecken. „Baumschlangen ernähren sich von Chamäleons, aus diesem Grund wird sie zugefügt.“ Snape stimmte zu: „Kannst Du etwas über Chamäleons sagen?“ Harry wusste nichts über sie. „Das Wesen des Chamäleons ist wandelbar, so wie das der Menschen. Das Wesen aller anderen Kreaturen bleibt unveränderlich. Daher kann man nur menschliche Gestalt auf diesem Weg annehmen. Für Tränke, Gifte und Salben gilt: nicht nur die Zutaten selbst und ihre Bearbeitung ist wichtig. Auch ihre Herkunft ist von entscheidender Bedeutung.“