Lucius verlor selten die Contenance. Während er das Schreiben seines Anwaltes las, stand er jedoch kurz davor. Dankenswerter Weise bot der Fehler von Elly, zu seinem Tee nur Sahne und nicht Zitrone und Sahne gebracht zu haben, die Möglichkeit sich angemessen abzureagieren. Nicht dass er jemals Zitrone in den Tee nahm, es ging ihm nur um das Prinzip und die Möglichkeit sich Luft zu machen. Hauselfen waren beinahe dazu geboren, ihrer Herrschaft in dieser Hinsicht behilflich zu sein.
Diese Impertinenz von Albus nötigte ihm sogar etwas Respekt ab, nachdem er sich abreagiert hatte. Seine Abscheu Hagrid gegenüber war ziemlich bekannt und auch wirklich eklatant. Andererseits gebot es die Vernunft die Dinge selbst entgegen zunehmen. Das Hochsicherheitsverlies der Potters enthielt Harrys gesamtes Erbe. Aus Lucius Sicht stand es dem Jungen zweifellos vollständig zu. Keinen einzigen Knut würde er jemals daraus anrühren, dagegen sprach schon seine Reinblüterehre. Harry war sehr günstig im Unterhalt, im Vergleich zum Beispiel mit Narcissa. Aber das stand auf einem anderen Blatt und spielte hier keine Rolle.
Trotzdem würde er einen Blick in das Verließ hineinwerfen, genauso wie in diese nicht näher beschriebenen Gegenstände. Vielleicht war etwas Interessantes dabei, immerhin stammte James Potter ebenfalls aus einer erstklassigen Familie. Er las das Pergament ein letztes Mal und stimmte dann einer Übergabe am 31.07.1991 in Gringotts zu. Die Kanzlei von Myers eignete sich aus naheliegenden Gründen nicht für ein solches Treffen.
Draco drängelte Harry wiederholt nun endlich zu sagen, was er sich zum Geburtstag wünschte. Also schüttete Harry ihm sein Herz aus. „Ich weiß es einfach nicht. Bisher durfte ich mir noch nie etwas wünschen. Aber bei Flourish und Blotts habe ich bei unserem letzten Besuch dieses wunderschöne Buch gesehen „Kompendium der Alchemie und Kunst des Tränkebrauens“. Über 6000 Seiten voller Rezepte und Zutateninformationen und Hinweise.“ Draco rollte ein bisschen mit den Augen: „Diesen riesigen Schinken findest Du toll?“ Harry ignorierte Dracos Augen rollen eher unbeabsichtigt: „Es ist fantastisch. Jeden Monat aktualisiert es sich selbstständig. Es gibt Schritt-für-Schritt-Anleitungen für jede Wissensstufe.“ Die Begeisterung war schwer zu übersehen. „Dann sag´ es Mum und Dad doch. Sie werden es Dir sicher kaufen. Für solche Sachen ist Geld überhaupt kein Problem.“, meinte Draco fachmännisch. Die Unsicherheit löste sich damit nicht: „Es kostet 200 Galeonen.“, wandte Harry schüchtern ein.
Jetzt war sich Draco auch nicht mehr so sicher, andererseits er hatte schon teurere Geschenke bekommen. So hatte seine magisch verschließbare Schultasche auch 230,- Galeonen gekostet. „Vielleicht gibt Severus etwas dazu,“ meinte er taktisch versiert. „Zu meinen Geschenken gibt er auch manchmal was dazu.“ Harry war sich ziemlich sicher, das Severus nichts dazu geben würde. Draco war sein Patenkind, aber warum sollte er Harry etwas schenken. Ausgerechnet Harry. „Gibt es denn noch etwas anderes, was Du toll findest?“, fragte Draco weiter.
Er wollte Harry unbedingt selbst eine Freude machen. Allerdings war sein Budget ziemlich schmal, genau genommen hatte er gerade mal eine Galeone und 5 Sickel. Die hatte er an seinem Geburtstag von Crabbe für den Anstecker der Caerphilly Catapults aus dem Fanpaket, das er zusammen mit den Karten für das Spiel bekommen hatte, bekommen. Er war nun mal kein Fan der Catapults. Zum Malen fehlte ihm irgendwie das Talent und einfach nur ein Bild schien ihm für Harry auch zu wenig zu sein. Basteln war definitiv zu muggel und schied somit aus.
Es gab da eine Sache, die Harry sehr gerne gehabt hätte. Er traute sich jedoch nicht, es auszusprechen, weil er Angst hatte sich lächerlich zu machen. „Komm´ schon. Wir sind Brüder und können uns alles sagen.“ Da war er wieder, dieser Charme von Draco für den Harry alles tun würde. Er musterte ihn sehr ernst und sagte dann: „Nur wenn Du nicht lachst.“ Draco war gespannt und sagte ernsthaft. „Ich lache nicht, Zaubererehrenwort.“ Ein letzter Zweifel wurde aus dem Weg geräumt. „Nachts schlafe ich oft sehr schlecht und habe Albträume, dann wünsche ich mir ein Kuscheltier.“
Er sah Draco beinahe in ängstlicher Erwartung von Spott an. Aber der sagte nur verständnisvoll: „Kenn´ ich. Dad findet es nicht gut, dass ich immer noch mit meinem Plüschfrettchen kuschel, wenn ich nachts Angst habe. Er meint, ich wäre zu alt dafür. Keine Sorge, ich erzähle es ihm nicht.“ Harry lernte in diesem Moment eine wichtige Lektion. Er sollte nichts von seinen Ängsten erzählen, niemandem auch Lucius nicht. Trotzdem wusste er noch immer nicht, was er sich wünschen sollte.