Fabian küsste seine Freundin wie immer zur Begrüßung und wie immer schämte er sich dabei. Er war wieder schwach geworden, dabei hatte er sich fest vorgenommen, nicht mehr mit Lucius zu schlafen. Wie sollte seine Beziehung zu Yvette nur weitergehen? Er liebte sie doch, oder so. Allerdings hatte er Lucius Verführung einfach nichts entgegenzusetzen. Die Dekadenz und Eleganz, die diesen Mann ausmachten, umgarnten den Ästheten in Fabian sehr. Im Gegensatz zu Yvette interessierte sich Lucius für die klassische Musik der Zauberwelt des 16. Jahrhunderts und nicht für die Schicksalsschwestern. Yvette besuchte seine Konzerte nie, sie arbeitete dann oft. Aber Lucius hatte bisher keines versäumt.. Andere Dinge an Lucius erschreckten den Musikstudenten. Da waren diese gefährliche, bösartige Aura, die ihn umgab und auch die Bereitschaft, sich um jeden Preis durchzusetzen - immer.
„Wie war Dein Tag, Schatz?“, fragte Yvette. Sie arbeitete seit ihrem ZAG bei Gringotts in der Registratur und zahlte die Miete für die kleine, gemeinsame Wohnung nahe der Nocturngasse. Ihre Eltern hatte sich eine weitere schulische Ausbildung nicht leisten können. Auch wenn Yvette eine ziemlich gute Ravenclaw gewesen war, hatte man keine Möglichkeit dazu gehabt. Für ein Stipendium war sie nicht gut genug gewesen - eben nur ziemlich gut.
Das junge Paar hatte kein Geld, aber sie störte es nicht – ihn schon. Sie träumte von Kindern und einem kleinen Häuschen auf dem Land. Er träumte von Konzerten im Ausland und großen Erfolgen. Mittlerweile konnte er sie beim Lügen ansehen, wenn er irgendwelche Geschichten erzählte. „Ab nächsten Monat bekomme ich das Stipendium, um das ich mich beworben habe.“ Er wusste, dass er einfach nicht genug Talent für das Konservatorium hatte. Dennoch wollte er unbedingt dort seine Ausbildung machen, um später in den großen Häusern spielen zu können. Lucius hatte ihm versprochen, ab dem 01.08. monatlich 150 Galeonen zu zahlen und ihm den Platz am Konservatorium zu besorgen. „Toll. Ich freu´ mich“, erwiderte sie. Sie strahlte ihn glücklich an und küsste ihn sanft. Er verdrängte den Gedanken an Lucius dominante Küsse und gab sich in ihrem Kuss verloren. Es hielt nicht so lange an, wie er es gewollt hatte.
Sie zog ihn auf das klapprige Sofa seiner Großmutter, das entrüstet quietschte. Er erwiderte ihre Küsse voller Leidenschaft und ohne Erregung. Pflichtschuldig schob er seine Hand unter ihr Top. Sie schnurrte lüstern, was ihn dann doch noch in Stimmung brachte. Er küsste ihre Brüste, während sie das Oberteil wegwarf. Sie saß auf seinem Schoss und spürte seiner beginnenden Härte nach. Später liebte er sie mechanisch und dachte dabei an die Leidenschaft, die der andere Mann in ihm weckte. Diese fatale Mischung aus Unterwerfung, Geilheit und Anziehung machte ihn willenlos. Fabian war nicht schwul. Er hatte ausschließlich Beziehungen mit Frauen gehabt. Er erinnerte sich kurz an jenen ersten Abend mit Lucius bei einer Cocktailparty der Zabinis. Mrs. Zabini hatte seine Band engagiert. Er spielte lustlos, aber gut Piano und Lucius hatte mit ihm ein Gespräch begonnen. Der Rest war Geschichte.
Harry hatte sich, nachdem auch der Nachmittag gutgelaufen war, ein Herz gefasst. Bevor man ihn wieder fragen würde, was er sich wünschte, wollte er selbst mit seinem Vater darüber sprechen. Wie man es ihm beigebracht hatte, klopfte er an die Tür des Arbeitszimmers. In Malfoy Manor stürmte man nicht unfein in irgendwelche Räume, wie ein Trampeltier. „Herein.“, sagte Lucius. „Hallo, Harry. Komm´ herein. Wie geht es Dir?“ Harry erzählte von seinen Prüfungen und dem Experiment mit den Kristallen. „Tolle Idee – ein Kristall selbst zu erschaffen. Ich bin sicher, Narcissa wird es sehr gefallen. Sie mag Dich nämlich.“ Harry rutschte aufregt auf seinem Stuhl hin und her. „Hier mag ich alle sehr. Ihr seid richtig lieb zu mir und da möchte ich Euch auch eine Freude machen.“ Lucius überlegte genau, was er wegen Minerva formulieren wollte, kam aber zunächst zu keinem Ergebnis. Also wechselte er das Thema: „Weshalb bist Du hier und spielst nicht draußen? Das Wetter ist super für Quidditch.“ Es lag kein Vorwurf in der Frage, sondern echtes Interesse. „Es ist…ähm…weil…öhm… mein Geburtstag.“, würgte Harry hervor. Das Datum lag nur noch wenige Tage in der Zukunft. „Oh. Gut, dass Du es ansprichst. Was wünschst Du Dir denn?“ Harry sammelte sich innerlich: „Danach habt Ihr schon so oft gefragt. Ich weiß, dass es eigentlich zu teuer ist. Aber es gibt da dieses Buch „Kompendium der Alchemie und Kunst des Tränkebrauens“. Ich weiß wirklich, dass es zu teuer ist, aber vielleicht geht etwas in der Richtung. Alchemie und Tränke interessieren mich so sehr.“ Lucius sagte vieldeutig: „Ich werde sehen, was ich für Dich tun kann. Danke für Deine Offenheit und Dein Vertrauen. Du kennst mittlerweile schon einiges es von der magischen Welt. Weißt Du was ein Animagus ist?“
Der Junge strengte sich an und dachte nach. Lucius ließ ihm eine angemessene Zeit für die Antwort. Von sich selbst enttäuscht schüttelte das Kind den Kopf. „Ein Animagus ist Zauberer oder eine Hexe der sich in ein Tier verwandeln kann – eine Katze zum Beispiel. Die Tiergestalt spiegelt das innerste Wesen des Zauberers wieder. Manche Leute verwenden diese zweifellos hohe Kunst um andere auszuspionieren.“ Harry dachte folgerichtig an die Katze im Garten und erzählte bereitwillig alles über die Katze und die Frau im Gerichtssaal. „Diese Frau ist Professor McGonagall. Sie ist eine bekannte Muggelfreundin und Hauslehrerin von Gryffindor.“ Hoffentlich muss ich nicht nach Gryffindor, dachte Harry. Er fühlte heiße Wut und kalten Zorn, weil diese Frau ihn ausgetrickst hatte. „Verwandlung ist hohe magische Kunst und ein Animagus zu sein hat viele Vorteile. Wenn Du alt genug dafür bist und dann Lust dazu hast, engagiere ich gerne einen Lehrer zu dem Thema. Es wird in Hogwarts nicht gelehrt.“