Bevor die Familie Malfoy den Portschlüssel in das Ferienhaus nutzen konnte, musste diese Sache mit Hagrid erledigt werden. Um das Urlaubsgepäck kümmerten sich Scone und Dobby. Twenker war wohl ein paar Tage krank, hatte Narcissa erzählt. Aber darauf hatten die Jungs nicht weiter geachtet. Scone gehorchte ohnehin besser, fand Draco, was die Sache vereinfachte. Lucius wollte die Übergabe von Harrys Besitz kurz halten. Man konnte das Verließ auch an einem anderen Tag betreten und in Ruhe inspizieren.
Sie waren etwas früher da und nutzten die Zeit, um Eeylops Eulenkaufhaus nach einer passenden Eule für die beiden Erstklässler zu sehen. Dieses Mal gab es tatsächlich ein passendes Tier, wie Lucius fand. Ihm fiel eine wunderschöne Schneeeule auf, die offenbar gerade importiert worden war. Sie strahlte etwas kluges und majestätisches aus. Beim Eulenkauf konnte man viel falsch machen, aber er kannte sich gut aus. Dieses Tier war etwas Besonderes und daher genau das Richtige für die Kinder. Eine Eule musste stark und klug sein, damit sie die Nachrichten zuverlässig überbringen konnte. Harry lächelte das Tier an und steckte seinen Finger in den Käfig, was nicht gerade besonders klug war. Aber die Schneeeule knabberte nur zärtlich daran. Spätestens jetzt war die Entscheidung gefallen. Die Familie Malfoy verließ das Geschäft sehr erfreut mit einer passenden Eule für die Kinder, die Harry und Draco, nach einer kurzen Diskussion einvernehmlich Hedwig nannten. Dracos Vorschlag sie Bellatrix zu nennen, war an Lucius gescheitert. Auch Bella als Abkürzung lehnten die Eltern ab. Draco liebte es es Namen aus dem Familienstammbaum, der im zweiten Stock in Malfoy Manor sichtbar an der Wand hing, zu wählen. Eigentlich sehr passend für einen Reinblüter, aber gerade Rudolphus und Bellatrix verboten sich von selbst.
Harry war vom ersten Moment an in Hedwig verliebt. Glücklich trug er ihren Käfig und gab ihn vor Betreten der Zauberbank Draco, der mit Narcissa in einem Café wartete. Severus machte sich derweil auf den Weg zum Alchemisten in der Nocturngasse. Er benötigte eine Kleinigkeit. Man würde sich einfach in dem Café treffen und gemeinsam reisen, natürlich mit einem registrierten Portschlüssel 1. Klasse.
Hagrid lächelte freundlich aus den sanftesten Augen, die Harry je gesehen hatte. Der wilde Haarwuchs, der lange Bart und die etwas schmutzigen Sachen bemerkte er gar nicht. Nur dieses warme Lächeln, das sich irgendwie von dem Lächeln seiner Adoptiveltern unterschied, schlich sich unversehens in sein Herz. Lucius nickte zur Begrüßung knapp. „Mr. Hagrid, das ist Harry Potter.“, stellte er die beiden vor, während er sich bemühte nicht zu dem Halbriesen aufzusehen. Es war schwierig dafür eine passende Position zu diesem…diesem…Geschöpf zu finden. „Harry, das ist Mr. Rubeus Hagrid. Er ist Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts.“ „Guten Tag, Sir.“, sagte Harry, mit der neuerlernten Malfoyeleganz in einer angedeuteten Verbeugung. Der Junge hatte etwas falsch verstanden, dachte Lucius. Er verbeugte sich genauso, wie er es vor wichtigen Gästen gelernt hatte. Aber kein Zauberer sollte sich vor einem magischen Wesen verbeugen, dass soweit unter ihm stand. „Mr. Hagrid. Ich freue Sie kennenzulernen.“ Hagrid nuschelte etwas sehr Herzliches und drückte Harry spontan an sich. Der Junge trug teure Kleidung und stand neben Lucius Malfoy, diesem geschniegelten Lackaffen, aber änderte nichts daran, dass er den Sohn von Lily und James Potter war. Dieses warme Lächeln der Potters war unverkennbar. Hagrid griff neben sich und drückte Harry einen uralten, abgewetzten Koffer mit vielfältigen Flecken in die Hand.
„Professor Dumbledore hat da alle Sachen reingepackt, die er von Deinen Eltern hat.“ Seine Eltern, dachte Harry einen Moment verwirrt, dann fielen ihm natürlich Lily und James ein. Mittlerweile sah er Narcissa und Lucius selbstverständlich als seine Eltern an. An Lily dachte er noch manchmal, wenn Severus ihm von ihr erzählte – an James dachte er nie. „Danke, Sir.“, sagte er etwas hilflos. „Gehen wir, Harry. Ich erledige noch eine Sache für Hogwarts. Dann zeige ich Dir Dein Verließ und dann bekommst Du den Schlüssel.“ Hagrid ignorierte Lucius, der ziemlich gelassen blieb. Der Junge würde ihm ohnehin bitten mitzukommen. „Dad?“, fragte Harry, denn auch unmittelbar.
Wie sehr Albus sich, was Hagrids taktisches Geschick anging, verschätzt hatte, würde sich in ein paar Monaten zeigen. Heute und hier kam es nur dazu, dass Lucius bemerkte, das Dumbledore ein Hochsicherheitsverlies gemietet hatte. Diesem Verließ befand sich nichts, als ein kleines Päckchen, welches Hagrid an sich nahm. Die Stimmung in der Lore, mit der sie durch die Tiefen von Gringotts sausten, konnte kaum kühler werden. Man betrat gemeinsam das Verließ der Potters, in dem sich ein durchaus nennenswertes Vermögen befand. Harry staunte darüber, Lucius hatte damit gerechnet. Endlich kamen sie wieder in der Schalterhalle der Bank an und alle Beteiligten atmeten erleichtert auf. Harry nahm seinen Schlüssel an sich, nachdem Lucius ihm versichert hatte, er könne ihn selbst aufbewahren. „Dein Erbe steht Dir zur Verfügung, sobald Du volljährig bist. So lange Du zur Schule gehst und später vielleicht studierst, bekommst Du alles, was Du brauchst von uns. Wir sind Deine Eltern und sorgen natürlich für Dich.“ Noch immer hielt Harry den merkwürdigen Koffer in der Hand, den Lucius keiner näheren Betrachtung unterzog.
Letztlich hatte Harry diese Fürsorge bereits kennengelernt. Vater und Sohn gingen Hand in Hand die Straße hinunter und dann konnte die Reise endlich beginnen.