Die Kinder schliefen schon lange und auch Narzissa hatte sich zurückgezogen. Severus und Lucius schauten schweigend auf das Meer, das man von der Terrasse gut sehen konnte. Der silbrige Mond leuchtete sanft. Die Melancholie, die Severus oft in seinem Innern verbarg, schien sich über das Anwesen gelegt zu haben. Lucius empfand jene Mischung aus Selbstzufriedenheit und Streben nach Höheren, die ihm stets zu Eigen war. Er musterte den nachdenklichen Mann an seiner Seite. Severus Snape eignete sich nicht für eine kleine nette Affäre nebenbei, dessen war sich Lucius völlig bewusst. Er wunderte sich darüber derartige Gedanken über seinen besten Freund zu haben, verfolgte diesen Gedanken jedoch nicht weiter. Vielleicht lag es am zweiten Glas Elfenwein an diesem Abend.
Severus hatte sich nach Lily Evans nie wieder für eine Frau interessiert. Lucius wusste, dass sein Freund gelegentliche Flirts schleunigst beendete. Er bedauerte ihn, weil es dem Tränkemeister offensichtlich nicht gelang, die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen.
„Was passiert eigentlich“, unterbrach Severus die Stille des Abends: „wenn Harry nicht nach Slytherin kommt?“ Darüber hatte Lucius nie näher nachgedacht. Es war ihm gar nicht ihn den Sinn gekommen, dass es ein anderes Haus für Harry geben könnte. „Warum sollte er denn nicht nach Slytherin kommen? Alle Malfoys und alle, naja fast alle, Blacks waren dort.“ Ihre Blicke blieben auf das Meer gerichtet. Severus ließ nicht locker. Auch wenn er es niemals vor sich selbst zugegeben hätte, lag ihm viel an dem Jungen. „Seine leiblichen Eltern waren Gryffindors. Diese Tatsache lässt sich nicht wegdiskutieren.“ Sie gingen die breite Treppe in den Garten hinunter und spazierten den Strand entlang. Lucius hatte die letzten Äußerungen noch nicht beantwortet. Er dachte nach, denn Frage hatte weitreichende Implikationen. So kam es, dass sie schon sehr weit gegangen waren und von ferne eine echte Nixe auf einem Felsen beobachteten, als Lucius darauf zurückkam. „Eine solche Entwicklung wäre unerfreulich, aber keine echte Katastrophe. Seine Fähigkeiten bleiben davon unberührt und die sind letztlich, die über Erfolge oder Misserfolge entscheiden. Er will gefallen und sich beweisen. Beides wird er tun, egal welches Haus.“
Diese Antwort überraschte den Slytherinhauslehrer stand die Antwort doch in so deutlichem Widerspruch zu dem, was Albus Dumbledore immer zu sagen pflegte „Viel mehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.“ Severus fand nicht alles richtig, was der alte Mann sagte. Aber ihm hatte der Satz immer gefallen. Aber auch Lucius Logik hatte etwas für sich. Er beneidete den Freund, ob dessen Selbstsicherheit in jeder Lage. Lucius strebte nach der absoluten Macht und schien sich so sicher, dass der junge Potter sein Werkzeug dafür sein würde. James Potters Stammbau war tadellos gewesen und Lily Evans eine beeindruckende Hexe. Sie hatten beide die Schule mit exzellenten Noten abgeschlossen und galten als hervorragende Kämpfer. Harry brachte also alles mit, um sehr mächtig zu werden.
Die Nixe rekelte sich verführerisch. Ihr langes, rotes Haar fiel ihre Schultern hinab und berührte den Meeresspiegel ohne nass zu werden. Ihre nackten Brüste banden die Aufmerksamkeit der beiden Zauberer. Das bleiche Licht schmeichelte ihrem schlanken Körper. Nackt wie sie war, schien sie einem Märchen entstiegen zu sein. Ein wunderschöner Männertraum. Der Felsen glänzte feucht von der Gischt. Sie sang eine dieser tödlichen Melodien, mit denen die Nixen Fischer und Seeleute in den Tod lockten. Die Männer waren immun gegen diese Verlockung, weil sie beide willensstarke Magier waren.
Weniger starke Persönlichkeiten wären dem Gesang zweifellos gefolgt und ins Meer gewatet. Dort würden die Opfer ins nasse Grab gezogen. Die Zauberer versenkten sich jedoch in den herrlichen Anblick, ohne sich in Gefahr zu begeben.
Severus erinnerte sich kaum noch an das letzte Mal, an dem er mit einer Frau geschlafen hatte. Es war ein peinliches, beinahe schamvolles Ereignis gewesen, an das er lieber nicht weiter dachte. Eigentlich fand er sich nicht prüde. Allerdings suchte er etwas, was er noch nie gefunden hatte. Etwas das er noch gelebt hatte. Er suchte eine Partnerin, die ihn beantwortete und ihn annahm. Seine Zärtlichkeit war dunkel und voller Dominanz. Er wusste, dass er sehr eifersüchtig war und besitzergreifend.
Für Lucius war die Sache simpel. Er hatte Narcissa, seine Frau, die er durchaus liebte und seine kleinen Spielereien nebenher. Fabian, zum Beispiel, amüsierte ihn köstlich, vor allem weil er jedes Mal versuchte Lucius zu widerstehen.
Die Nixe lockte sie immer aufreizender, da sie die Anwesenheit der Männer spürte. Sie posierte aufregend wie Muggel Pin Up um sie zu verwirren. Es war wie ein heißer Striptease – nur magischer, verzaubernder und verführender. Sie erreichte ihr Ziel nicht, dennoch faszinierte ihr Bild auf aufregende Weise. Auf dem Rückweg zur Villa dachte Severus, dass es sich vielleicht doch lohnte etwas über Wassergeschöpfe in Erfahrung zu bringen.