Jetzt begrüßte er die Malfoys freundlich und unterbrach dadurch mit großem Geschick, die gerade beginnende Annäherung zwischen Harry und seinem Paten. „Draco und Harry, Ihr solltet zu eurer Mannschaft gehen und euch auf das Match vorbereiten. Ihr könnt später immer noch mit Mr. Black plaudern,“ meinte er freundlich. Die Jungs verabschiedeten sich kurz und verschwanden dann in Richtung der Quidditchumkleiden.
Der souveräne Professor Snape hatte nicht mehr viel gemein mit dem unsicheren Schniefelus, dachte Sirius. Nun, er selbst hatte sich auch sehr verändert. Er war vorsichtiger geworden, härter und weniger vertrauensselig. Snape hatte etwas Herrisches gewonnen, schien unnahbar und kühl. Undurchschaubarkeit hatte Schniefelus schon früher sein Eigen genannt. Sie war aber stärker geworden und umgab ihn jetzt wie ein Schildzauber.
Er blickte fragend zu Albus Dumbledore hinüber, der noch immer mild lächelnd am Lehrertisch saß. Dieser Mann trug einen großen Teil der Verantwortung dafür, dass Sirius all diese Jahre unschuldig in Askaban verbracht hatte. Die Justizakten und Geheimvermerke, die Professor Meyers besorgt hatte, erzählten da eine klare, deutliche und unerfreuliche Geschichte. Eines Tages würde er Albus zur Rede stellen müssen. Dieser Tag jedoch lag noch fern. Sein Anwalt hatte ihm von einer Konfrontation abgeraten. Er mochte Professor Meyers nicht, aber vertraute ihm. Immerhin hatte Sirius dank Meyers wieder Zugriff auf seine Verliese bei Gringotts.
Derzeit ließ er den Grimmauldplace in Teilen renovieren, um in ein paar Wochen dort einzuziehen. Die Malfoys taten viel für ihn. Sie hatten ihn komplett neu eingekleidet. Natürlich hatte er ihnen das Geld längst zurückgegeben. Sogar einen Hauselfen hatten sie ihm ausgeliehen, damit sein Elf wieder auf Linie kam.
Er hatte einen Anteil für Harrys Ausstattung beisteuern wollen, was Lucius vehement ablehnte. Harry sei nun sein Sohn, sagte Malfoy immer wieder. Es gäbe keinen Grund dafür, dass Sirius die Malfoys dafür bezahlen würde, ihren Elternpflichten nachzukommen. Es fehlte dem Jungen wirklich an nichts.
Überraschend charmant ging auch Narzissa mit ihm um. Sie unterhielten sich oft über Kunst und Kultur. Vor allem wenn Lucius außer Haus war, suchte sie seine Nähe nahezu absichtslos. Narzissas Schönheit wurde von ihrer intellektuellen Eloquenz bei weitem überstrahlt. Sie konnte humorvoll sein und sarkastisch, aber auch empathisch und klug. Unter den neuen Vorzeichen mochte er seine Cousine sogar.
Inzwischen hatten Narzissa und Sirius das Quidditchfeld erreicht. Sie schritten so nah bei einander den Weg hinunter, dass Sirius das dezente Parfüm wahrnehmen konnte, das sie immer auf Dekolleté und Puls tupfte. Mittlerweile mochte er diesen Duft nach Rose und Limonen.
Lucius und Severus holten ihre Mannschaft in der Umkleide zusammen. „Meine Herren,“ sagte Severus zu seinen Schülern: „Mr. Malfoy, Mr. Flint und Mr. Black, Mr. Potters Pate, haben sich entschlossen unsere Mannschaft zu unterstützen. Die Mannschaft bekommt einen kompletten Satz neuer Rennbesen. Es handelt sich um das aktuelle Sportmodell aus dem Hause Sauberwisch. Zeigen Sie, meiner Herren, dass Sie die Erwartungen erfüllen können.“ Es brach ohrenbetäubender Jubel in der Slytherinkabine aus. Bevor die Spieler auf das Feld hinaus liefen, zog Lucius seine Söhne noch einmal zu sich: „Macht mich stolz.“
Von Beginn lagen die Slytherins vorn. Sie spielten hart und auf Sieg. Die neuen Besen flogen schneller, als die der Gryffindors. Miles hielt die Quaffels sicher und mit cooler Lässigkeit. Harry suchte von der ersten Sekunde nach dem goldenen Schnatz. Es lief zunächst gut.
Hermine saß auf der Tribüne neben Neville etwas abseits von den anderen Gryffindors. Ein wenig schlecht fühlte sie sich schon, weil sie für Slytherin war statt für ihr eigenes Haus. Draco erzielte einen Treffer. In dem Moment konnte sie sich nur mit Mühe zusammenreißen, nicht wie die Slytherins in Jubel auszubrechen. Kurz darauf erzielte Katie Bell einen Ausgleichstreffer. Blaise fieberte zusammen mit Theo und Pansy und rief irgendwelche enthusiastischen Kampfrufe. Die Stimmung auf der Slytherintribühne war großartig. Sirius spürte Narzissas Knie an seinem. Er verlor einen Moment die Übersicht über das Spiel.
Plötzlich begann der Sauberwisch unter Harry zu bocken. Er hob ihn weit über die Tore und schüttelte sich heftig. Harry hielt sich mit aller Kraft am Besen fest. Lucius und Severus erstarrten nur sehr kurz. „Bringen wir den Besen unter Kontrolle,“ sagte Lucius ruhig. Sie sprachen leise die gleichen Worte, während der Sauberwisch langsamer wurde. Harry kehrte auf die Torhöhe zurück und atmete durch. Dann entdeckte er endlich den Schnatz. Das kleine Ding sauste direkt an Cormac vorbei zwischen die Weasleys, die Draco gerade ordentlich zusetzten. Doch der schlanke und vor allem schnelle Draco wich ihnen geschickt aus.
Harry konzentrierte sich nur noch auf den Schnatz, da begann der Besen wieder, ihn zu schütteln. Severus wartete dieses Mal nicht ab sondern, begann sofort den Abwehrzauber zu sprechen. Lucius tat es ihm gleich. Sie wunderten sich darüber, dass sie beide eine Menge Energie brauchten um die Kontrolle des Fluches zu brechen. Es gelang ihnen knapp. Der Besen schien von einem mächtigen Zauber manipuliert. Wieder jagte er in Himmel fast bis zur Wolkendecke. Harry gelang es nun selbst die Kontrolle zu gewinnen. Er entdeckte den Schnatz direkt über dem dritten Gryffindortor. Er beschleunigte den Besen auf Höchstgeschwindigkeit.
Narzissa schnappte unten nach Luft. Der Besen machte, was er wollte und dieses Kind beschleunigte noch. Harry brachte sich wegen eines dämlichen Spiels in Gefahr, ärgerte sie sich. Sie würde es immer abgestritten haben, aber irgendetwas an ihm berührte sie. Er schwang sich Kopf über vom Besen und hielt sich nur mit den Oberschenkeln fest. Das Stadion hielt den Atem an. Neville dachte, dass der Slytherin da oben prima nach Gryffindor gepasst hätte. Dieser Potter war mutig und risikofreudig wie einer von ihnen. Außerdem hatte Potter ihm sogar mal seine Kröte zurückgebracht.
Ehe Harry den Schnatz fangen konnte, verschwand der goldene Ball wieder. Er schwang sich zurück und folgte der fliegenden Herausforderung. Dieses Mal bemerkte Cormac ihn auch. Der Gryffindor raste ihm nach, aber Harrys schnellerer Sauberwisch gab schließlich den Ausschlag. Der Slytherin zog an dem gegnerischen Sucher vorbei und schnappte nach dem Schnatz. Der Besen bockte wieder und Harry stürzte dieses Mal tatsächlich ab. Dennoch fing er den Ball mit dem Mund und spuckte unter dem tosenden Beifall Slytherins aus.
Die junge und unerfahrene Mannschaft Slytherins gewann gegen Gryffindor 200: 40. Draco hatte 2 Tore geworfen. Ein gutes Ergebnis für einen Jäger im ersten Spiel. Die Brüder umarmten sich fröhlich, während die Gryffindors düpiert davon liefen.