Marcus und Draco löcherten Harry den gesamten Weg von der Eulerei mit derselben Frage: „Wie hast Du das hingekriegt ohne Zaubern?“ Stoisch blieb Harry bei der immer selben Antwort: „Das erzähle ich Euch später, wenn uns niemand stört.“ Da aus seinem Bruder nichts herauszukriegen war, verlegte sich Draco auf einen Aspekt: „Was willst Du denn nun eigentlich mit Weasley Nummer 6 machen? Wer kann den denn gebrauchen?“ Harry zuckte gut gelaunt mit den Schultern: „Acht Monate lang einen Diener zu haben, ist doch mal was. Wenn wir hier schon keine privaten Hauselfen haben dürfen, können wir jetzt Weasley einsetzen. Zumindest mal acht Monate lang. Zum Beispiel vor den ZAG´s könnte so ein privater Diener total nützlich sein, vor allem, wenn er sich dann nicht mehr erinnern will.“
In diesem Moment glich Harrys Lächeln dem seines Adoptivvaters auf unglaubliche Weise. Sie wurden von Mr. Filch, dem Hausmeister aufgehalten. Kein Schüler mochte den alten Nörgler wirklich gern. Mrs. Norris, seine Katze, überbot seine Unbeliebtheit noch. „Mr. Potter, einen Augenblick bitte.“ Höflich blieben sie stehen: „Guten Abend, Sir. Was gibt es?“, fragte Harry. Völlig unerwartet lächelte der zauselige Squib die Kinder an. Marcus dachte, dass Universum sei in Unordnung geraten. Mr. Filch lächelte einen Schüler an – so etwas hatte es noch nie gegeben. „Danke, dass Sie sich um die Eulen gekümmert haben. Professor Snape hat es mir gerade erzählt. Sehr anständig von Ihnen, Mr. Potter. Sie haben etwas gut bei mir.“ Perfekt erzogen bedankte sich Harry mit einem: „Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, Sir. Wenn Sie noch einmal etwas haben, fragen Sie uns gerne. Wir Slytherins helfen, wenn wir können.“
Im Slytheringemeinschaftsraum bestürmte man sie mit tausend Fragen, denn Weasley hatte direkt von der Strafarbeit gehen können und die Sache hatte die Runde gemacht. Auch hier hielt sich Harry ausgesprochen bedeckt. Einzig die Tatsache, dass die Eulerei bereits jetzt sauber war, merkte er an. Er wäre also nicht bis zu den Sommerferien damit beschäftigt, dafür hätte er jetzt acht Monate einen persönlichen Diener. Slytherin feierte ihn mal wieder.
Obwohl es sehr spät war, hatten die Malfoybrüder Lust auf einen Ausflug mit dem Tarnumhang. Sie schlüpften auf den Astronomieturm und sahen in die Sterne. Sie saßen eng aneinandergeschmiegt mit jeweils einem großem Becher Kakao aus der Küche und einer Dose mit Dracos Lieblingskeksen bewaffnet. „Mir kannst Du es doch sagen, wie Du das geschafft hast.“ Harry tunkte einen Keks in seinen Kakao: „Die Hauselfen haben es gemacht. Ich habe ihnen eine Geschichte erzählt, dafür haben sie geputzt. Dad sagt doch immer, es ist ihre Bestimmung zu dienen. Die Bestimmung von uns Zauberern ist es, zu führen und zu lenken.“ Draco lehnte seinen Kopf an Harrys Schulter, schlürfte Kakao und sagte dann: „Stimmt. Dad sagt so etwas dauernd. So habe ich das noch nie verstanden, aber Du hast recht. Wie willst Du eigentlich morgen mit Weasley umgehen?“ „Ganz normal. Im Moment brauchen wir überhaupt keinen Diener - aber später sicherlich. Im Moment machen doch die Hauselfen alles, was wir brauchen. Aber Hauselfen sind keine Zauberer. Sie können nur backen, kochen und putzen – solches Zeug eben. Was habt Ihr heute Abend gelernt?“ Draco zeigte seinem Bruder den Herbstmond und erklärte ihm die Magie, die sich dort verbarg, die Magie des Welkens und Sterbens.
Die Aussicht reichte bis zum Verbotenen Wald, an dessen Rand sie ein Einhorn ausmachen konnten. Es handelte sich um eben jenes, dem Harry vor kurzem das Leben gerettet hatte. Das Fernglas holte das Tier nah heran. Das Geschöpf erhob sich in ihre Richtung, als spürte es die Berührung durch ihre Blicke. „Es hat Dich gesegnet, weil Du ihm Deine Lebensessenz gegeben hast, um sein Leben zu retten. Alle Magie, auch schwarze, die Du je wirkst, wird sich für Dich zum Guten wenden.“, sagte Draco ein bißchen ehrfürchtig. Harry schüttelte den Kopf, manchmal war Draco ziemlich abgedreht. „Doch! Im Ernst, das ist wahr! Severus und Dumbledore haben darüber gesprochen, als Du im Krankenflügel gelegen hast. Sie hatten nicht mitgekriegt, dass ich mich unter dem Bett versteckt hatte. Ich wollte Dich nämlich nicht allein lassen.“ Harry hielt die immer noch warme Kakaotasse, die sich selbst nachfüllte, fest und wärmte die klammen Finger daran: „Du bist echt unter dem Bett gewesen? Cool. Malfoy geworden zu sein, ist das Beste in meinem Leben.“ Ihre Verbindung fühlte sich enger an als die der meisten Geschwister – vielleicht war sie sogar enger als die der Weasleyzwillinge. In ihrer Unterschiedlichkeit unterstützten sie einander weitaus mehr. „Manchmal denke ich daran, wie blöd es wäre, wenn Du nicht mein Bruder wärst. Womöglich hätten wir uns gar nicht getroffen oder gemocht…“ Darüber mussten sie beide lachen. Wie hätte es denn je passieren sollen, dass sie sich nicht mochten?