Ein bisschen Bauchgrummeln empfand Ron schon, als er in die Zaubertränkeklasse kam. Was würde Potter von ihm verlangen? Regenwürmer essen oder so was? Fred und George hatten ihm gestern vor dem Schlafengehen noch eine Menge Gruseligkeiten in den Kopf gesetzt. Er vertraute trotzdem ein bisschen auf Hermine, die hing immerhin ständig mit den Malfoys rum. Sie meinte Regenwürmer essen, wäre Harry viel zu kindisch. Widerwillig setzte sich Ron unter dem Flüstern und Kichern der Slytherins neben Harry, der bereits sein Buch auf Seite 216 aufgeschlagen hatte. Professor Snape fragte: „Tatsächlich Zylinderköpfchenaugen und Knuddelmuffkot?“ "Eine interessante Idee, Mr. Potter. Probieren Sie es ruhig mal." Dann erklärte Snape ausschweifend etwas für Ron furchtbar langweiliges, während er seine Sachen auspackte. Oh, Merlin noch unendliche 10 Tage Potter.
10 Tage Weasley, dachte Harry ein wenig selbstmitleidig. Professor Snape kannte sich wirklich mit Strafen aus. Der Gryffindor versaute ihm noch das Ohnegleichen in Zaubertränke. Draco warf Harry einen aufmunternden Blick zu und Ron im Vorbeigehen etwas Juckpulver in den Kragen. Das Juckpulver hatte Draco übrigens bei Fred Weasley erworben. Oder war es George gewesen? Er wusste es nicht genau und es war ihm auch egal. Die Weasleyjungs hatten im Gegensatz zu den Malfoybrüdern ständig Geldprobleme, seit dem beide ihre erste Freundin hatten.
Es wirkte bombastisch. Sofort begann Ron unruhig zu werden und schubberte auffällig unauffällig an seinem Kragen. „Mr. Weasley, konzentrieren Sie sich auf den Trank und hören Sie auf sich zu schubbern, wie ein Straßenköter.“ Es juckte fürchterlich, beinahe unerträglich. Blaise, der Dracos kleinen Angriff gesehen hatte, feixte natürlich und entwickelte allmählich eine gewisse Freude am Zaubertränkeunterricht.
Das Jucken wurde immer schlimmer genauso wie Draco Grinsen breiter wurde. Mit Neville hatte er einen unproblematischen Partner, der sich ohne weiteres in die Rolle des Handlangers fügte. Am Ende der ersten Stunde, Ron standen die Tränen vom Jucken in den Augen, fragte Neville den blonden Slytherin: „Wir machen mit Professor Flitwick einen Zauberkunstklub auf. Da wollte ich wissen, ob Du und Dein Bruder Lust habt mitzumachen? Ihr könnt doch so gut zaubern.“ Draco fühlte sich hin und hergerissen. Es schmeichelte seinem Ego, so gelobt zu werden. Außerdem liebte er die kleinen magischen Spielereien in Zauberkunst. Andererseits hatte das volle Pensum gerade erst ein wenig nachgelassen. jetzt wieder eine Verpflichtung einzugehen schmeckte ihm nicht. Seine Arbeitstage dauerten sehr lang. Weltmännisch antwortete er: „Da muss ich mich erst mit Harry abstimmen.“ Sein Vater redete manchmal so, wenn er abends noch über den Kamin Geschäftliches klärte. Neville fand diese Art zu sprechen, albern sagte aber nichts weil er Harry und Draco unbedingt dabei haben wollte. Ihm gefiel die Zusammenarbeit mit Draco sehr. Leider würde in schon 10 Tagen die tolle Zeit in Zaubertränke enden. Draco zeigte ihm wirklich viel und konnte ziemlich gut erklären. Auch Harry beachtete Neville in der Pause, während Ron hektisch auf die Toilette rannte, um sich endlich ausgiebig kratzen zu können.
Zwei Tage waren seit dem merkwürdigen Auftritt jenes durchgeknallten Kunden, der plötzlich verschwand, vergangen. Zwei weitere Tage, an den Jack Christies kein Motorrad verkauft hatte. Zwei weitere Tage, an denen wieder Rechnungen eingetroffen waren. Zwei weitere Tage, in dem Desaster, das sein Laden meinte, weiter wuchs. Jack dachte nicht mehr an den Verrückten. Er hatte wirklich genug andere Probleme. Gerade beugte er sich über eine Mitteilung seines Stromanbieters, als der Verrückte mit einem weiteren Mann in das Büro eintrat. Jack war sich eigentlich sicher, dass er die Tür abgeschlossenen hatte.
Egal jetzt standen die beiden jedenfalls da. „Guten Tag, Jack. Ich darf Sie doch Jack nennen?“ sagte der eine Mann, den er noch nicht kannte. Jack blickte auf. Die Stimme des Mannes hatte etwas Hypnotisches und Zwingendes. „Verzeihung, bitte. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Myers, Michael Myers. Ich bin Mr. Blacks Anwalt.“ Dieser Myers trug einen sehr teuren, samtig schimmernden, tiefschwarzen Zweireiher und ein schneeweißes Hemd, das blutrot abgesetzt war. Ein ebenfalls blutrotes Einstecktuch komplettierte den eleganten Auftritt, zu dem er eigenartiger Weise eine Sonnenbrillen von Armani aufgesetzt hatte. Der Verrückte, mit dem Namen Black, musste unbedingt Geld haben, wenn er sich einen solchen Anwalt leisten konnte. Wenn Blacks Kleidung auch ein wenig seltsam wirkte, musste sie zweifellos teuer sein. Sein heutiges Outfit bestand aus seiner schwarzen Wildlederjacke mit silbernen Knöpfen, einer schwarzen Lederhose, die mit seitlichen Kordeln geschnürt schien und silbernen Lederturnschuhen. Gewohnheitsmäßig sagte Jack: „Tut mir leid. Reklamationen können nicht anerkannt werden. Wir geben keinerlei Garantien. Gehen Sie bitte.“
Myers lächelte wölfisch und bleckte dabei die makellosen Zähne. „Aber. Aber. Jack, nicht doch so voreilig. Mein Mandant hat noch nicht gekauft. Er ist jedoch an einem Kauf interessiert – an dem Kauf des gesamten Geschäfts. Wir haben uns über Ihren Laden informiert. Es geht Ihnen nicht gut. Sie haben Schulden, Jack. Hohe Schulden – in etwa 90.000 Pfund. Mein Mandant möchte Sie davon befreien.“
Für Jack kam diese Lösung nicht in Frage. Sie sprachen eine Weile ergebnislos über den möglichen Deal. Dann gingen Sirius Black und Michaels Myers unverrichteter Dinge. Black ging mit sichtbarer Enttäuschung. Er war bereit gewesen 200.000 Pfund zu zahlen. Mehr als 200.000 Pfund war er jedoch nicht bereits zu zahlen. Auch wenn so ein Motorradgeschäft sein Traum war, bezahlte er dennoch nicht jeden Preis. Myers ging zufrieden lächelnd. Sein Mandant würde bekommen, was er wollte. Myers Mandanten bekamen immer, was sie wollten. Am Ende war jeder zufrieden, sowohl Myers als auch Black. Er beherrschte sein Geschäft seit vielen Jahren.
Jack schloss kurz vor Mitternacht die Tür seines Büros hinter sich zu und den Verkaufsraum ab. Er verabschiedete sich vom seinem Sicherheitsmitarbeiter, der für ein paar Pfund das Gelände bewachte und sich bei Gefahr hinter einem Stapel alter Reifen versteckte. Irgendetwas fühlte sich falsch an. Seine Haut prickelte angespannt. Außerdem meinte er beobachtet zu werden. Jetzt wirst Du auch noch paranoid, dachte er. Vielleicht hätte er doch für 200.000 Pfund verkaufen sollen, statt auf den 350.000 zu bestehen. Der Herbstvollmond stand am Himmel und verstärkte sein Unwohlsein.
Aus dem Schatten löste sich eine schwere, schwarze Limousine. Sie fuhr leise – fast geräuschlos an. Jack Christies beschleunigte seine Schritte, in demselben Tempo in dem sich sein Herzschlag beschleunigte. Er hatte es nicht mehr weit bis nach Hause. Die Limousine hielt direkt vor ihm an. Der Fahrer ließ die Scheibe hinunter: „Mr. Christies?“, fragte eine sonore Stimme. Jack spürte eine unbestimmte Gefahr und sah sich um. „Wer will das wissen?“, fragte er schroff zurück. Beschwörend machtvoll befahl ihm die Stimme: „Steigen Sie ein!“ Er hatte dem Befehl nichts entgegenzusetzen, als sich die Tür am hinteren Teil des Wagens öffnete. Also stieg er ein.