Gut ausgeschlafen – mit diesem einen Wort konnte man Dracos Stimmung an diesem Morgen beschreiben. Obwohl sie erst einen Tag hier draußen ausruhten, fühlte er sich entspannt. Harry schlief noch im Bett neben ihm. Es duftete bereits nach Frühstücksspeck, gebratenen Eiern und frischen Brötchen. Er reckte und streckte sich genüsslich. Dann fiel sein Blick auf den Regulator gegenüber dem Bett. „Harry, wach auf. Es ist schon halb sieben.“ Freundlich, aber unwillig knurrte sein Bruder: „Ich hab´ Dich lieb, aber sei leise.“
Mitten in diese Harmonie hörte Draco eine Auseinandersetzung. „Was bei Merlin soll der Flohpuder auf meinem Bett, Schniefelus?“ zeterte Sirius wohl nicht zu Unrecht. „Uns anderen vor Deinen Flöhen beschützen, Hündchen. Also sei brav und benutze es regelmäßig, “ erklang die Antwort gelassen. „Hört beide sofort auf. Ich dachte, wir wären uns einig. Sirius kehrt in seiner Animagusgestalt mit nach Hogwarts zurück und hilft die Kinder zu beschützen. Ihr streitet beide nicht kindisch herum.“ Lucius hatte es gestern Abend genauestens mit den beiden Streithähnen geklärt. Wenn seinen Söhnen in Hogwarts tatsächlich Gefahr drohte, sollten ihre Paten zusammenarbeiten, um sie zu beschützen. Für ihn war diese simple Angelegenheit damit erledigt.
„Wenn er mit in meinem Quartier wohnt, benutzt er gefälligst Flohpuder. Punkt um. Ich habe keine Lust auf irgendwelche Infektionskrankheiten - schon wegen Kunigunde.“ „Kunigunde?“ Hatte Severus seit neustem eine Freundin, fragten sich Lucius und Sirius gleichzeitig. „Kunigunde kommt Mitte nächster Woche aus Drumstrang an. Sie ist eine Kreuzung zwischen Drachen und Waran - eine Wyvernlady. Ich untersuche die Auswirkung verschiedener Futtersorten auf die Qualität von Wyvernschuppen. Außerdem wollte ich schon länger eine Wyvern für den Unterricht in den höheren Klassen. Drumstrang hatte nun eine übrig, da habe ich die Gelegenheit genutzt. Also, Black, Du benutzt Flohpuder oder bist draußen.“
„Also gut, dann nehme ich eben den Flohpuder“, seufzte Sirius schicksalsergeben. „Aber wehe Du schleppst mich zum Hundefriseur, Schniefelus. Dann bin ich wirklich draußen.“ Lucius sah die Sache mit dem Hundefriseur völlig anders. „Hundefriseur? Da hattest Du eine brillante Idee. Mit einer neuen Frisur und einer neuen Fellfarbe könnte man Dich nicht ohne weiteres erkennen.“ Severus grinste hämisch, weil Lucius Argument absolut schlüssig war. Katzenfreundlich bot er an Sirius selbst eine neue Frisur zu verpassen. Still verfluchte Sirius sein loses Mundwerk und stimmte wenig euphorisch zu. „Ich kümmere mich dafür um Deinen Motorradladen. Er muss vor der Neueröffnung sowieso komplett renoviert werden. Die Finanzen und die Bestände ordnet mein Sekretär für Dich. Du brauchst eine Werbekonzept und eine PR-Kampagne in Muggelzeitungen und im Tagespropheten.“ Lucius wusste, wie er Sirius wieder einfangen konnte.
So war die Stimmung beim Frühstück wieder entspannt, zumindest bis Severus Blaise an das Tanztraining erinnerte. „Am Besten machen wir die Übungen gleich nach dem Frühstück auf der Terrasse. Dort gibt es genug Platz.“, meinte der Tränkemeister pragmatisch. Blaise lief unmittelbar rot an und sprang vom Tisch auf. Im Aufspringen rief er: „Auf keinen Fall.“ Etwas düpiert sahen die anderen einander an. Severus nahm das Pergament mit den Übungen aus seiner Robe und las es zum ersten Mal genau. „Setz´ Dich bitte wieder, Blaise. Wir essen noch.“, sagte Lucius mit ruhiger Autorität. „Du kennst die üblichen Tischmanieren. Also bitte.“ Widerwillig folgte Blaise und ignorierte die verblüfften Blicke seiner Freunde. Keiner von ihnen hatte Blaise jemals zuvor Tanzen gesehen. Die Jungs schwiegen betreten und beobachteten die Szene mit Interesse. Wortlos reichte Severus das Pergament Lucius, der nur kurz darauf sah und dann: „Oh“, sagte. „Kein Problem. Deine Mutter wird zufrieden sein und Du auch. Ich weiß auch schon wie.“ Misstrauisch sah Blaise Lucius an, aber er widersprach nicht. Man begann wieder zu plaudern, als hätte die Szene gerade nicht stattgefunden.
Sie nahmen eine große Menge Proviant mit zu ihrem Ausflug auf dem Cateran Trail, einen zirka 27 km langen schwierigen Wanderweg. Lucius war der Meinung, die Jungs würden das schaffen. Sirius blieb skeptisch. Die Jungs wurden vor Abmarsch daran erinnert sich unbedingt festes Schuhwerk anzuziehen, was sie anstandslos taten. „Wir werden den ganzen Tag unterwegs sein. Macht Euch bitte Notizen zu den Tieren, Pflanzen und Sehenswürdigkeiten. Heute Abend machen wir ein Quiz zu den Dingen, die Ihr gesehen habt. Der Sieger bekommt eine Überraschung.“ Mal wieder ein Wettbewerb, dachte Draco etwas enttäuscht, wurde aber von Harry abgelenkt. „Scheinbar jagen wir heute doch nicht.“, meinte dieser leise. „Abwarten. Dad kann sehr überraschende Einfälle haben.“
Der Weg begann sanft ansteigend. Es regnete gleich zu Anfang ein wenig. Sie trugen wetterfeste Kleidung und schlugen die Richtung Nordost ein. Die erste Pause machten sie in der Nähe eines Bansheetanzplatzes. Sirius erklärte den Jungs, woran man Bansheereviere erkannte und wie man sich dort absicherte. Er fand einen Stofffetzen eines Kleides dieser Todesfeen, hob ihn auf und reichte ihn Severus herüber. „Kann man den nicht für Hastigkeitssalbe verwenden?“ Severus zeigte sein Erstaunen über die Kenntnisse seines Konkurrenten nicht. „Stimmt. Aber es gibt noch vielfältige andere Anwendungen dafür.“ Auf dem Platz lag ein alter halbverrotteter Baumstamm, der ausgesprochen glitschig war. „Wer von Euch schafft es auf Zehenspitzen darüber zu balancieren?“, fragte Lucius spontan. Blaise lächelte ihn dankbar an, weil er verstand. Sofort legte er seine Tasche ab und baute intuitiv die notwendige Körperspannung auf, um die Herausforderung anzunehmen. Er konnte die Übung als einziger absolvieren, obwohl sie es eine Weile probierten. Seine Freunde bewunderten ihn für seine unerwartete Beweglichkeit.
Der Regen war jetzt heftiger geworden, trotzdem murrten die Jungs nicht. Ihre Kleidung schützte sie gut genug um weiterhin gute Laune zu haben. Sie kehrten auf den Muggelpfad zurück, um im nächsten Ort zu warten, bis der Regen etwas nachließ. Unglücklicherweise trafen sie hier die Schüler vom gestrigen Tag im Gasthaus „The Last Unicorn“ . Die Muggel machten sich über den Namen der Dorfkneipe lustig. Draco flüsterte Marcus zu: „Als ob es keine Einhörner mehr gibt.“ Marcus flüsterte zurück: „Oder Trolle…Die sind so Muggel.“