Seit dem Horrorabend waren drei Wochen vergangen. Die Freundschaft zwischen den Gruppenmitgliedern insbesondere zu Julie und Andreas war gewachsen. Beinah jeden Tag verbrachten die drei miteinander. Es war verrückt! Vor nicht mal einem Monat konnte Anna Andreas auf den Tod nicht ausstehen und nun lachten sie gemeinsam, als hätten beide schon seit Jahren einen engen Kontakt. Gleiches galt für Julie, die Anna zwar schon immer sympathisch fand, aber auch nicht viel länger kannte. Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie sich wieder in den düsteren Gedankenwelten verlor, welche wie eine tosende See ihren Kopf immer wieder in Seenot brachte. So verlor sich das Lächeln und eine ernste Miene spielte sich wieder auf ihren Lippen, die Wärme der Augen ermattete.
„Hey Geistermädchen!“, schreckte Anna plötzlich eine Stimme auf und ihr ganzer Körper bekam eine feine Gänsehaut, ihr Herz fing plötzlich schneller an zu klopfen und sofort sammelte sich das Blut in ihren Wangen, was war denn auf einmal mit ihr los? Anna wandte sich nicht zu Andreas und schaute noch immer etwas Geistesabwesend auf die Pferdekoppel. Seit Tagen kam sie regelmäßiger hier her, denn sowohl Julie als auch Andreas wohnten in diesem Teil von Ikerswerde. Sie war noch nicht lange hier und sie spürte die bösen Blicke von Gerüchtewebern auf ihrer Hau, wie Nadeln. Es war wie damals in ihrer alten Schule, nachdem sie Tim den Laufpass gab. Das Mobbing es begann schleichend, doch es wurde schlimmer. Tim, der Interesse an ihr gehegt hatte, zielte darauf nun ihr Leben zur Hölle zu machen. Freunde verrieten sie für den Bankierssohn und auch sie machten Annas Leben immer schlimmer. Würde das Leben in Ikerswerde ebenso verlaufen? Es war nicht auszuschließen.
Andreas blickte zu ihr, sah ihren Gesichtsausdruck, die Augen, welche vor drei Wochen noch lachten waren wieder voll Kummer und schienen nur unter der Oberfläche leicht zu glimmen. Sie schienen traurig und Andreas spürte den Schmerz, den solch ein Blick hervorgebracht haben musste. In diesem Moment war ihm die Gewissheit zur Seite, dass er bald Timo informieren würde, dass die Wette gestorben sei. Denn Anna tat ihm in diesem Moment ehrlich leid, sie hatte kein Spiel mit dem Herzen verdient.
„Hast du heute Abend Lust mit auf eine Party zu kommen?“, fragte Andreas, nachdem sie einige Minuten stumm beieinander standen. Verwundert über seine angedeutete Einladung, richtete sich Annas Blick auf die Augen des Blonden. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie trafen und doch verwunderte es Anna. Irgendwas verwunderte sie. Doch was? Rasch huschten ihre Augen, beinah flüchtend, von Andreas wieder auf die Pferdekoppel.
„Ufff, ähm.“, stammelte sie, „Ich weiß nicht so genau.“
Andrea blickte sie prüfend an, um schelmisch mit den Schultern zu zucken: „Das weißt du nicht? Ich dachte ihr aus der Stadt wärt immer so gut informiert und wir Landeier hätten die Unwissenheit gepachtet?“
Anna reagierte nicht zickig oder wütend, wie er es von ihr erwartet hättet. Das ehrliche Interesse ihrer Gegenfrage überraschte ihn ein wenig:
„Nee ihr könnt auch mal was wissen. Also wann und wo?“
Immer noch überrascht starte er sie an, doch er fing sich wieder: „Ich hole dich um 21 Uhr mit dem Auto ab und wir fahren dann gemeinsam hin. Ok?“, fragte er sie, Anna drehte sich nun vollends zu ihm und antwortete sie lachend: „Passt, aber das ist kein Date, klar?“
„Glasklar“, versetzte er ebenfalls lachend.
*
Anna hatte wirklich keine Ahnung, warum seit ihrer Zusage in ihr eine aufgeregte Stimmung wuchs. Lag es daran, das ihre Freundschaft sich festigte und sie endlich wieder wahre Freunde gefunden hatte?
Die verwaschene Jeans und mattrote Bluse waren nichts Besonderes, aber warum sollte sie sich auch etwas Besonderes anziehen? Auch Schminken wollte Anna sich nicht, für wen? Andreas? Der war ein Freund. Andere? Das würde sowieso nur zu einer zweiten Timgeschichte führen.
Die laue Abendluft tat richtig gut und beruhigten ihre Gedanken ein bisschen, sie sollte aufhören sich nun darüber den Kopf zu zerbrechen, sie war auf dem Weg zu einer Party und sie würde Spaß mit Andreas haben. Mit Andreas, ihr Herz schien kurz zu hüpfen, doch das war sicher nur Einbildung. Sie blieb auf dem Bürgersteig stehen und stellte sich unter den Lichtschein einer Laterne. Sicher würde Kete sie von ihrem Fenster aus beschatten, aber was dachte sie schon zu sehen?
Es kam Anna wie eine Ewigkeit vor, die sie zu warten hatte, bis Andreas mit seinem Auto kam. Die laute Gurke, wie er den grünen, meist schlammigen, Mistkäfer nannte, war bereits zwei Straßen voraus zu hören gewesen. Zu Annas Überraschung war Andreas nicht alleine gekommen, sein Auto war regelrecht voll und nur ein kleiner Sitzplatz auf der Rückbank war noch frei. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Was sollte das? Keinen, außer Andreas kannte sie von ihnen und der Gedanke mit ihnen gemeinsam auf engen Raum gedrängt zu sein, schüchterte sie etwas ein. „Was ist los, hast du es dir anders überlegt?“, fragte er sie dann freundlich, er musterte sie von oben bis unten, wie sie so da stand wie ein kleines eingeschüchtertes Mädchen, ihr Blick schien völlig fern zu sein. Doch sie schüttelte den Kopf. „Nein ähh ich steige ein…“, sie sagte es wie in Trance, so als hätte irgendwer es ihr befehlt. Chris sah sie besorgt an, was war nur los mit diesen Mädchen? Andreas wendete sich zu seinem Kumpel auf dem Beifahrersitz. „Steig bitte aus und setz dich hinten hin.“ Erst wollte, der als Kralle bezeichnete Typ, seinen Sitzplatz nicht Räumen, doch Andreas blieb stur. Anna war es unangenhem jemanden zu vertreiben, doch im Endeffekt war sie auch dankbar das Andreas ihr den Platz zur Verfügung stellte und sie so nicht hinten mit den anderen Jungs alleine saß. Die Fahrt dauerte nicht lang und so waren sie bereits, nachdem dritten Dorf am Ziel angekommen. Ein großes Haus, fast schon ein Landanwesen, war hell erstrahlt und schien die Gruppe förmlich einzuladen. Laute Musik dröhnte aus dem Gebäude, doch es würde wohl niemanden stören, da die alte Residenz soweit ab von jedem anderen Gebäude lag, dass kein Nachbar die Tumultartige Veranstaltung bemerken würde.
Anna wich kaum von Andreas Seite, der wohl bemerkt hatte, wie unsicher sie sich in der Dorfübergreifenden Party fühlte. Sie war zwar in der Stadt auch in dem ein oder anderen Club gewesen, doch dort waren die Säle nur spärlich gefüllt, hier aber erbrach sich das Gebädue förmlich an der Maße an Jugendlichen, welche aus zig Dörfern der Region angereist waren. Anna hatte beim besten Willen keine Ahnung, auf wessen Geburtstagsfeier sie war und auch Andreas schien die Person nur geradeso zu kennen, dass er ohne ein Navi ihr Haus finden konnte. Aber er versicherte ihr, dass es eh unwichtig sei, die nun ältere Person zu kennen, da diese nur Wert auf die Masse der feierwütigen Menschen legte.
Die Musik war laut, praktisch ohrenbetäubend und für Annas Geschmack zu laut. So war es kein Wunder, dass sie nichts davon verstand, was Andreas just in diesem Moment zu ihr sagte, so nickte sie nur, in der Hoffnung das es passen würde. Plötzlich war Andreas verschwunden und Anna stand nun völlig allein unter einer Masse von Menschen. Allein? Nein nicht wirklich, aber Anna kannte keine weitere Person in ihrem Umfeld, das aus einer lebendigen Kopf- und Körpermaße zu bestehen schien. Da ihr alleine Tanzen keinen Spaß bedeutete, lehnte sie sich an eine der Wände und beobachtete die Feierwütigen. Dann endlich erschien Andreas aus der Menschenmenge, in der Hand zwei Gläser mit brauner Flüssigkeit. Er gab ihr nonverbal zu verstehen, ihm zu folgen und so folgte Anna ihm durch volle Menschenmassen. Bis sie an eine Tür gelangten, an der ein Zettel mit Stoppschild prangte. Andreas schien sich nicht beirren zu lassen und drückte sich in den Raum, Anna folgte ihm, um nicht wieder verloren zu gehen. Andreas schloss die Tür mit seinem Fuß, während er mit dem Ellenbogen den Lichtschalter betätigte. Anna fand sich in der Küche des Hauses wieder, welche von den bisherigen Ereignissen verschont geblieben gewesen war und ein Hort penibler Sauberkeit darstellte. „Was sollen wir hier?“, fragte Anna irritiert, in dem Wissen, dass sie hier eigentlich nicht seien sollten. Andreas lächelte leicht schief, sie war schon süß. Seltsam, aber süß. Kein Mädchen war süß, sie waren hübsch oder nicht, aber süß, das war, warum auch immer nur Anna.
„Ich bin ehrlich, ich fand es Schade, dass wir bei der Musik uns nicht wirklich unterhalten konnte.“, sagte er sich setzend und bot Anna den nächst stehenden Platz an, indem er ihr ein Glas herüberschob.
„Was ist das?“, fragte sie skeptisch und besah sich das Glas mit der dunklen Flüssigkeit, welches wohl Cola war, doch mit einer strengen alkoholischen Note.
Na, Bacardi Cola, wolltest du doch haben…“
das war wohl das Gespräch gewesen, wo Anna nur genickt hatte und kein Wort verstanden hatte.
„Achso, ähh… Danke“, stammelte Anna, um möglichst rasch aus dieser doch etwas peinlichen Situation zu gelangen. Wie lang war es her das sie keinen Alkohol mehr getrunken hatte? Und selbst damals war es nie mehr als ein Gläschen Hugo, aber es konnte ja nicht so schlimm werden. Andreas beobachtete sie dabei wie sie vorsichtig an ihrem Glas nippte und dann größere Schlucke ihres recht großen Glas nahm. „Sag bloß das ist deine erste?“, fragte Andreas verwundert.
Einen weiteren Schluck nehmend erwiderte sie: „Doch klar.“, natürlich war das gelogen, aber Anna wollte sich keine Blöße geben und trank weiter von der doch stärkeren Mischung. Sich rückbesinnend das Ehrlichkeit am längsten wehre, ergänzte sie: „Aber ich habe echt schon lange keinen Alkohol mehr getrunken.“
„Übertreibs nicht.“, lachte Andreas, „Das ist die Landvariante.“
Anna hielt kurz inne, um das große Glas bis auf die Hälfte zu leeren. Sie würde ihm zeigen wie die Sachen in der Stadt ablaufen würden! Dabei meinte es Andreas gar nicht böse, im Gegenteil, er wollte ihr einen Absturz ersparen.
Andreas musste schmunzeln, sie wollte sich wohl einfach beweisen. Er hätte die Mischung vielleicht bei ihr noch etwas dünner machen sollen, aber mehr war im Verhältnis einfach nicht drin. Warum auch immer wünschte er sich sie in diesen Moment in den Arm zu nehmen und zu drücken, ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben! Verdammt! Seit wann war er so sentimental? Er wollte, dass sie glücklich war, dass sie lacht, dass sie sich Sicher bei ihm fühlt.
„Was ist los?“, fragte Anna verwundert, welche bereits zwei Drittel ihres Glasinhaltes verschwinden lassen hatte. Ihr war sein abwesender Blick nicht entgangen. Andreas blickte in ihre Augen, sie waren zwar schon schimmernd, aber Glanz würde er es nicht nennen, doch sie waren leuchtender, als an jenem Tag wo er sie das erste Mal sah. „Wieso bist du eigentlich zu Kete gezogen?“, fragte er, ohne sich über seine Worte bewusst zu sein.
Anna zuckte zusammen und stürzte ihr Glas. Sie senkte den Blick: „Ich musste…Gib mir noch eine.“
Andreas wäre lieber nicht auf ihre Bitte eingegangen, doch in der Hoffnung sie würde ihm mehr erzählen, schenkte er ihr noch eine Barcadi Cola ein. Deshalb harkte er nach, ein Widerspruch erweckte sich in ihm, er wollte sie nicht quälen, musste aber von den Umständen erfahren. „Warum musstest du zu Kete? Es muss doch einen Grund geben?“
„Ja schon.“, wich Anna mit gesenktem Blick aus und trank ihr Getränk in raschen Zügen.
„Und der wäre?“
„Kann ich noch eins?“, Anna zeigte ihm das leere Glas. Andreas wusste nicht ob er besorgt oder beeindruckt seien sollte. Sie wollte ihr drittes Glas, während er bei seinem ersten war, hoffentlich ging das gut aus. Aber würde er es ihr verweigern, würde sie es sich selbst holen, so konnte er deutlich mehr Cola und inzwischen auch Wasser in das Getränk füllen, um schlimmeres zu vermeiden. Oder war das schon im Kommen? Anna trank gierig auch das dritte Glas leer, bevor Andreas überhaupt die Hälfte seines Glases erreicht hatte. Informationen erhielt er nicht mehr von ihr, so viel war klar. Ihr sonst so groß wirkenden Augen waren geschrumpft und deutliche Sprache klang anders. Andreas lehnte die Bitte ab, ein viertes Glas zu besorgen. Ihr Blick, der eines bockigen Kindes, sprach Bände. Im nächsten Moment sprang Anna auf und nuschelte, sie würde sich dann eben selbst noch eins holen. „Anna, denkst, du nicht du hast genug?“, fragte er, als sie die Türklinke runterdrücken zu begann.
„Ich habe dann genug, wenn ich genug habe…“, lallte ihr schon deutlich beschwipste Zunge. Andreas sprang auf und nahm ihr das Glas weg. „Gut ich hol dir noch ein allerletztes, aber nur wenn du da sitzen bleibst.“ „Dankkkkeeeee.“, lallte Anna etwas wankend sich wieder setzend. Natürlich bemerkte sie, dass in ihrem Glas kein Tropfen Alkohol war, natürlich war das nicht das, was sie wollte und natürlich würde sie sich das Holen was sie bräuchte, oder dachte zu brauchen. Andreas folgte ihr und warf jedem, der nur im Traum daran denken könnte, Anna auf einen Trink einzuladen einen vernichtenden Blick zu. Er lotste sie in den Garten, vielleicht würde frische Luft sie noch irgendwie zur Besinnung bringen. Doch ausgerechnet dort standen die Flaschen, kalt gestellt im Weiher des Hauses. Zielsicher steuerte Anna den Flaschenweiher an und langte nach der größten Rumflasche, die sie ergreifen konnte. Sie setzte den Flaschenhals an und schüttete sich noch mehr von dem schön brennenden Zeug in den Rachen. Andreas versuchte vorsichtig, aber bestimmt ihr die Flasche wegzunehmen. „Dass iss meinaaaa!!!“, entwand sie sich seinem Versuch und ließ sich ins frisch gemähte Gras fallen. Dort lachte sie und trank munter weiter. „Anna du hast genug!“, sagte Andreas streng. Was bitte sollte er machen? Sie war sonst so vernünftig und nun vollkommen ins Gegenteil verschoben. „Anna richtete sich auf und schaute ihn, dann die Flasche und dann wieder ihn wankend an: „Why ist he Rum gone!“, hauchte sie, ohne auch nur die Möglichkeit zu bieten ihr die Flasche zu entreißen.
In diesem Moment eilte einer der Freunde von Andreas aufgebracht zu ihm, um ihm mitzuteilen, dass das Auto in den Fokus einiger autoloser Saufbrüder geraten war, die es weg schieben wollten. „Anna, bitte, bleib hier.“, flehte Andreas die junge Frau an, die kurz davor schien ein Ehebündins mit der Bacardiflasche einzugehen. Anna nickte nur stumm lächelnd und Andreas folgte seinem Freund. Doch sie war nicht gewillt sitzen zu bleiben, irgendwas in ihrem betrunkenen Kopf machte Klick und befahl ihr aufzustehen. Anna stand auf. Das Klickende Etwas befahl ihr wieder ins Haus zu gehen. Anna ging ins Haus. Wieder gab es einen Klick und er forderte sie auf andere betrunkene Mädels zu einer Kissenschlacht aufzufordern. Auch diesem Klick wurde Folge geleistet, noch immer mit der Barcadiflasche in der Hand. Andreas kehrte nach weniger als 5 Minuten wieder und seine Befürchtungen waren wahr geworden: Anna war weg. Der Weiher war glücklicherweise so flach, dass selbst die betrunkenste Schnappsdrossel darin nicht ertrunken wäre. So rannte Andreas in das Haus, dass sich bereits in seiner Menschenfülle etwas gelichtet hatte. Relativ schnell fand er Anna und zwei weitere stark alkoholisierte Mädels, welche sich Kissen um die Ohren schlugen und dabei lachten. Bezeichnenderweise hatte jede von ihnen eine Flasche in der Hand, Barcardi, Gin und Wodka. Während Gin und Wodka noch relativ gezielt und nüchtern zu Barcardi erschienen, war Barcadi der Blickfokus einiger Typen, die wohl als Bier, Grappa und Whisky bezeichnet werden konnten, wobei Bier und Grappa ihre Grappaflasche auch teilten. Doch alle drei schienen sich für Barcardi oder besser gesagt die Baracardiflasche haltende Anna zu interessieren. Andreas stapfte in das Zimmer, um Anna aus ihrer Unvernunft zu befreien. Sie erblickte ihn und lallte ihm fröhliche Worte zu, als ein Federkissen ihr frontal ins Gesicht geschlagen wurde. Der Schlag war nicht besonders heftig, doch ein angesägter Baum wie Anna würde bei der kleinsten Briese fallen und so stolperte sie und fiel, immer noch die Flasche haltend, nach hinten über. Andreas war glücklicherweise schon nah genug an sie herangetreten gewesen, dass er sie im letzten Moment fangen konnte. Sie war wirklich ein betrunkener Idiot, sie hätte sich ganz leicht den Kopf aufschlagen oder bei der Aktion drauf gehen können, durchzog es Andreas und etwas in ihm krampfte bei dem Gedanken – den es wäre seine Schuld gewesen. Anna richtete sich, zu Andreas Verwunderung, behände auf. Lallte ein Danke an Gin und Wodka für die Kissenschlacht und das ihre Fahrgemeinschaft nun leider wieder nach Ikersstadt oder so müsste. Trotzdem verweigerte sie die Auslieferung der Barcadiflasche an Andreas, welcher sie nach kurzem, erfolglosem Kampf mit der Flasche im Arm einstiegen ließ. Die Reste der Fahrgemeinschaft waren ebenfalls wieder mit im Auto und so begann die wilde Fahrt. Wilde Fahrt? Andreas fuhr, als wäre sein Wagen ein rohes Ei, doch in Annas Kopf und vor allem ihren Magen spielten sich Weltuntergangsszenarien ab. Alles drehte sich, die Schwerkraft schien außer Kraft gesetzt zu sein. Der Versuch die Schwerkraft mit einem weiteren Schluck wieder in das Normalverhältnis zu führen, war ebenfalls erfolglos. Experiment missglückt und der Körper entschied sich für einen Abbruch.
„An..Andre…Andreas ich ich mir ist so anders. Ich musss…“ stammelte Anna, deren Gesichtsfarbe von geisterhaftem weiß in verschiedenste Grüntöne wechselte. Die Jungs auf der Rückbank grinsten gehässig. Andreas fluchte leise, Anna packte sein Handgelenk und meinte „Entschuldige.“ Noch nie stand er so schnell auf dem Seitenstreifen, war ausgestiegen und hatte eine Person aus einem Auto gelassen, wie in dieser Nacht. Anna beugte sich an einem festhalten über und ließ den Alkohol wieder in die Freiheit. Nun endlich ließ sie auch ihre halbleere Barcardiflasche los, die von der Fahrgemeinschaft dort vergessen wurde. Nachdem sie ihre Verschnaufpause hinter sich gebracht hatten, brachte Andreas alle nach Hause. Anna, welche nach dem Brechen bereits im Auto friedlich schlief, trug er in ihr Zimmer und entschuldigte sich aufrichtig bei Kete für die Unannehmlichkeiten.