Auch wenn die letzte Verabredung ins Wasser gefallen war, so hatte Rósa nicht vor, sich die Tage bis zur Abfahrt vermiesen zu lassen. Die Rhióna sollte in knapp einer Woche ablegen, Zeit, die sie sinnvoll nutzen wollte und größten Teils auch bereits entsprechend verplant hatte.
In Anbetracht der gesellschaftlichen Bedeutung dieser Jungfernfahrt war es gerade für Rósa von sehr großer Wichtigkeit, sich mit einer angemessenen Garderobe auszustatten. Den Vormittag hatte sie damit verbracht, die aktuellsten Zeitschriften zu wälzen, sich darüber zu informieren, was in der höchsten Gesellschaftsschicht momentan gerade als modern galt. Denn auch wenn Rósa ein aufstrebender Stern war und auf gewisse Weise bereits zur Oberschicht gezählt werden konnte, an der Spitze stand sie nun wahrlich nicht, noch nicht einmal ansatzweise. Und gerade im Umgang mit dem Hochadel mochte ein gesundes Maß an Bedacht und Vorsichtig angeraten sein, denn oftmals waren es die Kleinigkeiten, die ausschlaggebend sein konnten.
Seit gut zwei Stunden schlenderten Rósa und Iàn nun schon durch die große, erst vor Kurzem eröffneten Einkaufsgalerie am Palastberg, Siances Nobelviertel. Das weitläufige, makellos saubere Gebäude mit den weißen Steinwänden, prachtvoll geschnitzten Säulen und hohen Glasfenstern war gut besucht – das Publikum war bunt und vielfältig, bestand aus Schulmädchen, die mit großen Augen die in den Schaufenstern ausgestellten Waren betrachteten, Besucher aus anderen Teilen des Kaiserreiches, denen hier der gesamte Glanz der Hauptstadt bargelegt wurde, reiche Damen und Herren, die in den Geschäften Massen an Geld liegen ließen.
Genau letzteres war auch Rósas Plan; sie wollte unbedingt ein neues Kleid – am besten das schöne rote, das sie vorhin in ihrem Modemagazin gesehen hat – mit einem passenden Hut und, im Idealfall, einer schicken Halskette. Parfüm und Schminke hatte sie sich in einem anderen Geschäft bereits besorgt, in dieser Hinsicht war sie also wieder gut bestückt. Was mochte sonst noch fehlen? Eigentlich hatte sich Rósa eine Liste geschrieben, doch wie sie sich kannte, hatte sie das wichtigste wahrscheinlich mal wieder vergessen... Eine Schande, dass Eméa nicht hier war, sie hatte in derlei Belangen meistens den besseren Überblick. Doch da sie noch eine Arrangements bezüglich der anstehenden Reise treffen wollte, hatte sie sich dazu entschlossen, lieber zurückzubleiben.
Obwohl die Galerie ziemlich gut besucht war und Rósa eigentlich nicht erwartet hätte, in der Menschenmasse sonderlich hervorzustechen, wurde sie immer wieder von Passanten erkannt. Sie genoss die Aufmerksamkeit und die Bewunderung, die ihr im Besonderen von den jungen Mädchen entgegen gebracht wurde, nahm sich entsprechend auch die Zeit, ein, zwei Worte um diesen zu wechseln. Iàn schien sich in diesen Momenten damit zu begnügen, sie aus sicherer Entfernung heraus zu beobachten; Rósa war froh, dass sie ihn dazu hatte bewegen können, wenigstens seine Uniformjacke auszuziehen, sodass es nun nicht mehr gar so offensichtlich war, dass er zum Militär gehörte.
Ohnehin wusste sie noch immer nicht, was sie aus dieser Angelegenheit machen sollte. Ob sie tatsächlich in Gefahr war? Irgendwie hegte sie daran ja so ihre Zweifel, doch Iàn nahm seine Mission ziemlich Ernst - sehr zu Rósas Missfallen. Sie kannte die Geschichten und Gerüchte, die die 'Abteilung für innere Angelegenheiten und nationale Sicherheit' umrankten, genauso gut, wie jeder andere auch – und sie waren alles andere als ermutigend. Offiziell hatte sie sich der Aufspürung und Abwehr problematischer Elemente verschrieben. In der Praxis war diese Definition jedoch sehr weit gefasst – Rósa wusste zwar nicht, inwieweit es der Wahrheit entsprach, doch man sagte sich, dass darunter ziemlich oft auch politische Gegner der kaiserlichen Familie und des Hochadels fielen. Auf alle Fälle genoss diese Abteilung einen recht schlechten Ruf und es behagte Rósa ganz und gar nicht, in Kontakt mit diesen Leuten zu stehen.
Sollte die Presse davon Wind bekommen, dann würde sie dieses Thema zweifelsohne gnadenlos ausschlachten und das wollte die junge Frau lieber vermeiden.
Rósa kam vor einem kleinen Geschäft zum Stehen, lugte neugierig durch das Schaufenster. Dort war ein prachtvolles Sortiment an wahrlich hinreißenden Hüten zu sehen – vielleicht sollte sie sich drinnen kurz umsehen...
„Besitzen Sie nicht bereits Unmengen an Hüten?“, fragte Iàn, dem ihre sehnsüchtige Blicke offenbar nicht entgangen waren.
Rósa runzelte die Stirn.
„Davon kann man meiner Meinung nach nie genug haben. Außerdem sind die meisten, die ich Zuhause habe, inzwischen außer Mode – du wirst das wahrscheinlich nicht begreifen, doch sogar und besonders ein Hut muss mit Bedacht ausgewählt und auf die Kleidung abgestimmt werden.“
Sie konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, als sie am Beginn ihrer Karriere gestanden war und sich den ein oder anderen Fauxpas geleistet hatte; die gehässigen Artikel, die sie daraufhin in den Klatschblättern gefunden hatte, waren ihr wahrlich an die Nieren gegangen.
Iàn erwiderte ihren Blick mit unbewegter Miene, ehe er dann den Kopf neigte.
„Wenn Sie das sagen...“
Sie verdrehte die Augen, richtete ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf die Warenauslage. Sie spürte, wie Iàns wachsame Blicke auf ihr ruhten, jeder ihrer Bewegungen folgten. Auch wenn sie ihn erst seit einem knappen Tag kannte, so konnte sie eines bereits jetzt mit ziemlicher Sicherheit sagen: Er war seltsam und das in vielerlei Hinsicht. Wann immer sie mit ihm sprach, hatte sie das Gefühl, eine Statue oder eine Puppe vor sich zu haben – kühl, stoisch, unnahbar. Vielleicht war dies einfach seine Art, doch Rósa war es nicht gewohnt, mit dieser Art Mensch zu tun zu haben.
Außerdem – und das war etwas, das sie wirklich störte – wusste sie, von seinem Namen einmal abgesehen, überhaupt nichts über ihn. Dies war allerdings etwas, das sich recht einfach ändern ließ.
„Nicht, dass es mich sonderlich interessieren würde, doch was kannst du mir eigentlich über dich erzählen?“, begann sie und betrat den Laden. „Ich meine, du hast dich immerhin bei mir eingenistet, da ist es doch mein gutes Recht, zumindest zu wissen, mit wem ich es zu tun habe, oder?“
Auch wenn sie ihm zugestehen musste, dass er sich bisher größtenteils im Hintergrund gehalten und ihr sehr viel Freiraum gelassen hatte. Trotzdem folgte er ihr wie ein Schatten und das störte sie mehr, als sie zuzugeben bereit war.
„Über mich gibt es nicht viel zu sagen“, gab er sogleich zur Antwort. „Ich stehe nun schon seit vielen Jahren unter Major Dairès Kommando und bin nun dafür verantwortlich, für Ihre Sicherheit zu sorgen. Diese Mission hat gestern gestartet und wird nicht enden, ehe wir die Gefahrenquelle nicht aufgespürt und ausgeschalten haben.“
Rósa bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. Seit 'vielen Jahren'? Vielleicht irrte sie sich ja, doch viel älter als sie selbst schien er nicht zu sein, ganz im Gegenteil. Und überhaupt, was war das eigentlich für eine Antwort? Kopfschüttelnd wandte sie sich dem Regal zu, welches sie als erstes inspizieren wollte, zog einen der ausgestellten Hüte heraus, um ihn näher zu betrachten. Ja, der war eigentlich noch recht hübsch.
„Dem mag so sein, doch das ist eine sehr nichtssagende Antwort. Erzähle mir etwas über dich – woher stammst du, was ist dein Hintergrund, deine Vorlieben? Irgendetwas, das mir dabei hilft, mir ein besseres Bild von dir machen zu können.“
Einige Momente lang starrte Iàn sie wortlos und abwesend an, ehe er dann seinen Blick senkte.
„Wie gesagt, da gibt es nicht viel zu sagen. Ich stamme aus Siance und führe ein vollkommen normales Leben – es würde Sie gewiss langweilen, dies nun weiter auszuführen.“
„So so, das klingt ja in der Tat nicht sonderlich spektakulär. Und warum hast du dich dazu entschlossen, dich der 'Abteilung für innere Sicherheit' anzuschließen? Ich wage nämlich zu behaupten, dass dies keine gar so alltägliche Berufswahl ist.“
Rósa setzte sich den Hut auf, betrachtete sich im großen Standspiegel – das, was sie sah, gefiel ihr durchaus. Wahrscheinlich würde sie ihn tatsächlich kaufen.
„Es stand von Anbeginn an außer Frage.“
Wahrscheinlich war er von seiner Familie unter Druck gesetzt worden, das war alles andere als ungewöhnlich. Viele Eltern hatten, was die Zukunft ihrer Kinder betraf, sehr konkrete Vorstellungen, die sie unbedingt umgesetzt sehen wollen. Dies war etwas, was Rósa sehr an ihrer eigenen Familie ungemein schätzte – sie hatten sie von Anfang an in allem, was sie tat, unterstützt, ihr nie Vorschriften gemacht oder ihr ihre Erwartungen aufgezwungen. Und nun, da sie es so weit gebracht hatte, ließen sie es Rósa auch spüren, dass sie sehr stolz auf sie waren.
„Und du hast dich einfach so damit arrangiert? Hätte es nicht etwas anderes gegeben, das du lieber getan hättest?“
Es war nicht so, als würde es sie brennend interessieren, doch für Leute, die kein Rückgrat hatten und stattdessen alles, was von ihnen verlangt wurde, einfach so widerstandslos hinnahmen, hatte sie noch nie Verständnis gehabt. Iàn blinzelte, wirkte gar, wenn Rósa es richtig sah, einige Momente gar verwirrt.
„Worauf möchten Sie hinaus?“
Rósa seufzte.
„Sonderlich helle scheinst du ja nicht zu sein, hm? Aber eigentlich ist es mir ohnehin egal...“
Sie zog den Hut ab, musterte ihn nochmals ausgiebig, ehe sie dann knapp nickte und sich zur Kasse begab – zwar war er nicht gerade das, was sie sich ursprünglich vorgestellt hatte, aber er war schön genug und nicht gar so teuer.
Nachdem Rósa ihren Einkauf abgewickelt hatte, entschied sie sich dazu, sich in eines der kleinen Cafés der Galerie zu setzen. In einer guten Stunde wollte sie sich noch mit ihrem Mentor treffen und mit ihm nochmals die anstehende Reise besprechen und da ihr die Füße inzwischen doch ein klein wenig wehtaten, wäre eine kleine Pause nun genau das Richtige.
Das Café, welches Rósa am liebsten besuchte, befand sich im zweiten Stockwerk. Die Einrichtung war gemütlich, wenn auch ein wenig altmodisch. An der Wand mit der rosa Blumentapete hingen golden gerahmte Landschaftsgemälde und Stillleben, die Stühle waren mit dicken, flauschigen Polstern versehen, die bunten Blumen, die die Tische zierten, verströmten einen lieblich-süßen Duft. Das beste war jedoch die Auswahl an Kuchen und Gebäcken – wahrlich göttlich! Wäre es für sie nicht so wichtig, auf ihre schlanke Linie zu achten, so würde sie sich an den köstlichen Süßigkeiten wirklich liebend gerne gütlich tun.
Als sie an einem Tisch in einer der hinteren Ecken des Lokals niederließ, spürte sie, wie die Blicke der anderen Gäste auf sie gerichtet waren. Die jungen Mädchen, die den Großteil der Kundschaft ausmachten, begannen aufgeregt miteinander zu tuscheln, schienen vollkommen hin und weg zu sein. Es stand außer Zweifel, dass sie Rósa inzwischen erkannt hatten, war sie in letzter Zeit immerhin das Lieblingsthema der Klatschpresse. Einerseits genoss sie die Aufmerksamkeit, sehr sogar, doch auf der anderen Seite...
„Was möchtest du trinken?“, fragte sie Iàn und reichte ihm die Getränkekarte; sie wusste ohnehin schon, was sie wollte – einen Kaffee und ein großes Stück Schokoladenkuchen.
Er schüttelte lediglich den Kopf, woraufhin Rósa die Augen genervt die Augen verdrehte.
„Wie sieht es denn aus, wenn ich alleine trinke? Du suchst dir jetzt gefälligst etwas aus! Ich zahle, wenn das deine Sorge ist...“
Er zögerte, nahm ihr die Karte dann aber aus den Händen und klappte sie auf.
„Vielen Dank...“
Während Iàn die Auswahl an Getränken und Süßspeisen studierte, ließ Rósa ihren Blick durch das Café schweifen. Zwar wurde sie noch immer ab und zu verstohlen gemustert, doch inzwischen schien sie nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.
Mit einer Ausnahme.
Sie sah, wie sich eine junge, ihr unbekannte Frau von ihrem Platz erhob, geradewegs auf Rósas Tisch zustrebte. Sie blieb stehen, deutete mit einem strahlenden, überschwänglichen Lächeln auf den letzten freien Stuhl.
„Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen etwas Gesellschaft leiste?“
Rósa hob die Augenbrauen.
„Haben Sie nicht bereits einen Platz?“
„Oh, keine Sorge, ich habe noch nicht bestellt!“
Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, zog sie den Stuhl heraus und ließ sich auf ihm nieder. Rósa runzelte die Stirn, entschied sich dann aber dazu, die Fremde vorerst einmal gewähren zu lassen – tatsächlich war sie schon recht neugierig darauf, was diese wohl von ihr wollte. Ihrer Erscheinung nach zu urteilen schien sie in etwa in Rósas Alter zu sein. Sie hatte dunkelbraunes kinnlanges Haar, welches sie als Dauerwelle trug, auf ihrer Nase saß eine modische Brille, die ihre blauen Augen um einiges größer erscheinen ließen, als sie es eigentlich waren. Sie strahlte noch immer, doch Rósa war inzwischen erfahren genug um erkennen zu können, dass ihr Lächeln gestellt war. Iàn hatte die Karte beiseite gelegt, musterte die Fremde mit unleserlicher Miene.
„Es ist mir eine wahrliche Freude, Ihnen hier zu begegnen, Fräulein Lárhème! Aber eigentlich trifft sich das ausgezeichnet, wollte ich ohnehin Kontakt zu Ihnen aufnehmen.“
„Aha. Und Sie sind...?“
„Oh, verzeiht! Ich heiße Rhía Cháina – vielleicht sagt Ihnen mein Name etwas, ich schreibe seit Anfang des Jahres für das Kaisersblatt .“
Rósa konnte sich nur mit Mühen davon abhalten, das Gesicht zu verziehen – der Kaisersblatt war eines der übelsten Boulevardmagazine, welche momentan im Umlauf waren. Doch auch wenn die Artikel mehr als absurd sein mochten, es verkaufte sich ungemein gut und erfreute sich großer Beliebtheit. Abweisen würde sie die Journalistin kaum können, zumindest nicht mehr... Wichtig war nur, dass sie jetzt wirklich darauf achtete, was sie sagte.
„Ist dem so? Und wie kann ich Ihnen denn nun helfen, Fräulein Cháina?“
„Nur ein paar harmlose, unverfängliche Fragen, nichts weiter! Wissen Sie, Sie mögen ein aufstrebender Stern am Schauspielhimmel sein, doch auch wenn Sie momentan in aller Munde sind, sie Sie, als Person, uns noch immer ein Mysterium! Unsere geschätzten Leser würden daher sehr viel dafür geben, das ein oder andere Detail über Sie zu erfahren...“
In einem hatte Rhía Recht – Rósa achtete penibel darauf, Berufliches und Privates voneinander zu trennen. Und sie hatte auch nicht vor, daran etwas zu ändern.
Ehe sie etwas hätte darauf erwidern können, kam auch schon die Bedienung an den Tisch, um die Bestellungen aufzunehmen. Es überraschte sie ein wenig, dass sich Iàn eine heiße Schokolade bestellte – in ihren Augen war es ein Kindergetränk – doch wenn er daran Freude hatte, wollte sie ihm diese nicht nehmen. Erst, als die Kellnerin hinter dem Tresen verschwunden war, ergriff Rhía erneut das Wort.
„Ihre Darstellung der Nhao'íse in Die Rose von Sí'rhià , die Sie uns letztes Jahr dargeboten haben, hat uns alle wahrlich zu Tränen gerührt! Wir sind schon sehr gespannt auf Ihren nächsten Film – wann können wir diesen denn erwarten?“
Rósa lächelte geschäftsmäßig – diese Frage war ihr in letzter Zeit des Öfteren gestellt worden.
„Er ist bereits in der Planung; wahrscheinlich werden wir Mitte bis Endes des Jahres weitere Informationen bekanntgeben.“
„Steht Ihre Reise nach Cé'rhias denn mit Ihrem neusten Projekt in Verbindung?“
Damit hatte sie allerdings nicht gerechnet. Zwar war es kein Geheimnis, dass Rósa an Bord der Rhióna sein würde, doch dass sie in Cé'rhias von Bord gehen würde, hatte sie bisher nicht öffentlich gemacht. Woher also wusste Rhía wohl davon?
Offenbar hatte diese Frage auch Iàns Misstrauen geweckt.
„Wie sind Sie in Besitz dieser Information gekommen?“, fragte er.
Rhía wandte sich ihm zu, musterte ihn mit sichtlicher Skepsis.
„Verzeihung, aber ich gebe meine Quellen nicht preis.“
Der Blick der Reporterin fiel auf Iàns Uniformjacke, welche er über der Stuhllehne drapiert hatte. Dann, kaum einen Moment später, kehrte ihr Lächeln zurück, was Rósa nicht sonderlich behagte.
„Einen interessanten Kompagnon haben Sie da, Fräulein Lárhème! Die Neuigkeit, dass es einen Mann in Ihrem Leben gibt, wird unsere Leserschaft sehr erfreuen!“
Auch mit diesem Kommentar hatte Rósa bereits gerechnet.
„Wir sind lediglich Bekannte“, gab sie kühl zurück.
„Sie haben also Bekannte, die der Kaiserlichen Sicherheitsbehörde angehören? Wahrlich faszinierend!“
Rósas Miene wurde düster – diese Entwicklung gefiel ihr ganz und gar nicht. Doch bevor sie sich hätte herausreden können, fiel ihr, zu ihrem Unmut, Iàn ins Wort.
„Meine Anwesenheit dient alleine dem Schutz Fräulein Lárhèmes“, erwiderte er stoisch. „Es besteht Anlass zur Sorge bezüglich ihrer Sicherheit. Sie sind Journalistin, liege ich richtig? Wissen Sie etwas darüber?“
Man mochte es Rósa nicht ansehen, doch innerlich brodelte sie – war Iàn wirklich so naiv? Wieso hatte er das ausgerechnet dieser Klatschreporterin erzählen müssen! Für diese Rhía war so etwas natürlich das gefundene Fressen...
Das Lächeln der Journalistin sagte jedenfalls alles.
„Das höre ich zum ersten Mal, aber wenn dem wahrlich so ist, werde ich mich dieser Sache mit Freuden annehmen!“
Das befürchtete Rósa allerdings auch. Und was sie mindestens genauso sicher wusste, war, dass sie sich Iàn später noch zur Brust nehmen würde.