Gordon hatte die Formalitäten aller sieben Jungs, die er unbedingt gewinnen wollte zurückgestellt. Stattdessen ging er mit ihnen geschlossen zum Sportplatz im Innenhof. Die Aschenbahn mit den Startblöcken lag genauso verwaist hier, wie das Gebäude fast ausgestorben da stand.
Elias ließ sich im äußersten Ring neben Ralph nieder. Sie tauschten einen Blick, der den jeweils anderen ermutigen sollte. Sorgen machte sich über diesen Teil des Tests keiner. 5000-Meter-Lauf stellte für die drei Freunde keine Hürde dar. Darauf hatten sie sich im Sportunterricht und auch in der Freizeit vorbereitet. Elias trainierte jeden Morgen vor der Schule und nach der Hausarbeit laufen. Abends wiederholte er es, denn Laufen war für Soldaten wichtig. Das sagten sie auch in power and honor regelmäßig. Die Wissenstests machten ihm auch keine Sorgen. Seine Noten waren sehr gut. Irgendwie würde er es schaffen. Nichts wollte er so sehr, wie Soldat werden. Der Junge aus Null konzentrierte, denn es ging um alles.
Dann erklang der Startschuss. Er lief gemäßigt los, wie sie es im Unterricht gelernt hatten. Nicht zu schnell starten - sonst hatte man später keine Kraft. Seine Beine fanden einen guten Rhythmus. Der Körper zeigte sich in guter Form, was nicht zuletzt an dem Brot mit Salami lag. Elias lief innerlich davon, von der besoffenen Mutter, den wechselnden Typen, die er Daddy nennen sollte, lief von der Ausweglosigkeit der Kategorie 0 fort auf sein Ziel zu. Unbemerkt zog der Zwölfjährige das Tempo an. Er rannte, rannte und rannte immer schneller ohne es zu bemerken. Es gab nur noch ihn und das Ziel. Vor seinem geistigen Auge sah er sich den Eid sprechen. In diesem Traum trug er bereits die neue Uniform der F.S.A. , der Free States Army.
Einen Augenschlag später erreichte er als erster den sieben Jungen das Ziel. Gordon atmete tief durch. Die Zeit war phantastisch - vor allem für einen zwölf...ähm sie war sehr gut für einen Rekruten. Timothy und Ralph kamen ebenfalls mit sehr guten Zeiten durch. Doch das realisierte Elias zunächst nicht. Keuchend, schwitzend lag er auf dem angrenzenden Rasenfeld und trank gierig das isotonische Getränk, das ihnen Gordon zur Verfügung gestellt hatte.
Es schmeckte süß und ein bisschen künstlich nach Himbeeren oder eher das, was die Nahrungsmittelindustrie der Free States eben für Himbeergeschmack hielt. Immerhin glich es zuverlässig den Verlust an Mineralstoffen und Flüssigkeit aus. Elias mochte den Geschmack der rosafarbenen Limonade, den er auskostete. Erst jetzt sah er das breite Grinsen auf Tims und Ralphs Gesicht, die ihm die High Five gaben. Über das Seilspringen musste man nicht reden, dass spielten die Kinder ohnehin ständig auf ihren Schulhöfen. Blackwood beherrschte es blind, rückwärts und mit Kreuzschlägen, wie jeder andere Junge seines Alters. Ralph war um einiges besser, aber das notwendige Quorum erreichten alle Teilnehmer.
"Bis jetzt sehen die Ergebnisse bei Euch dreien schon richtig gut aus. Wir machen jetzt die Wissenstests, den IQ-Test und den Stresstest. Alle drei laufen im Simulator ab. Ihr könnt sie auch als Team ablegen. Ihr wollt ja ohnehin zusammen dienen - zumindest hatte ich es so verstanden." Tim grinste breit und wischte sich mit dem T-Shirt seiner Schuluniform den Schweiß von der Stirn. "Zusammen, was denn sonst. Wir gehören zusammen - egal was passiert." Magische Worte, die in einer gar nicht so fernen Zukunft alles bedeuten würden. "Stimmt, Sir. Das können Sie schon aufschreiben, wir gehen zusammen.", fügte Elias fröhlich hinzu. Zusammenhalt war im Krieg das Wichtigste. Auch im beim Test im Simulator half es gehörig, die insgesamt 600 integrierten Fragen gemeinsam zu beantworten. Trotzdem würde jeder Einzeln bewertet werden.
Gordon erwähnte nicht, dass er die Möglichkeit hatte die Schwierigkeitsgrade etwas anzupassen. Aus diesem Grund sollten die Jungs gemeinsam antreten. Je nach bisheriger Kategorie bewegten sich die die Fragen auf unterschiedlichem Niveau, dass sich grundsätzlich an der Kategorie desjenigen orientierte, der am niedrigsten stand. Insofern würden Tim und Ralph es etwas leichter haben, weil sie gemeinsam gingen. Niedriger als die Fragen in Null gestellt zu bekommen, ging es nun mal nicht.
Die vier anderen Jungen, der schlanke Alexander, der blonde Gerald, Donald mit dem etwas hundeartigen Gesicht, der an eine Dogge erinnerte und Christian, dessen Vater in der Nähe von Louisiana von einem Terroristen der Schwarzen Armee erschossen worden war, weil er ein Geschäft für erotische Herrenbekleidung betrieb, lehnten es ab mit:" Jemanden, der es sowieso nicht in die F.S.A. schafft.", wie Alexander sagte, in den Test zu gehen. Der ältere Bruder Alexanders diente im Logistikbatallion mittlerweile seit drei Jahren. Er hatte Alexander verboten, sich freiwillig zu melden. Aber natürlich wollte auch der jüngere Bruder starten. Er hatte vier ungenügend auf dem Zwischenzeugnis in seinem Abschlussjahr zu erwarten. Da konnte nur eine Verpflichtung für drei Jahre die Lösung des Problems sein.
Tims Hand lag beruhigend auf der Hand des zu gelegentlichen Wutausbrüchen neigenden Elias, als ausgerechnet Alexander einen dummen Spruch machte. "Lass den Idioten. Alexander muss sich verpflichten, weil er den Abschluss nicht packt.", giftete Ralph, der Vorzeigeschüler, trocken. Widerwillig riß sich Blackwood zusammen. Es ging um den Test, erinnerte er sich, um das Ticket in die Army