Mika stand in seinem und Yuus Quartier und befestigte gerade seinen weißen Umhang an seiner Uniform. Sein Blick fiel auf den Spiegel, welcher für Yuu hergebracht worden war und er seufzte. Was würde er jetzt dafür geben, sich selbst sehen zu können. Er war sich fast sicher, dass er den Umhang nicht richtig übergeworfen hatte. Kopfschüttelnd richtete er seinen Kragen etwas zurecht, bis es sich besser anfühlte. So ergeht es wahrscheinlich allen jungen Vampiren. Irgendwann würde er schon lernen, wie man damit umgeht. Er wollte gerade gehen, da wurde die Tür plötzlich von außen geöffnet und Yuu rannte beinahe in ihn hinein. Verdutzt sahen sich die beiden Jungen an, doch Yuu beruhigte sich gleich wieder. "Wo willst du denn hin?", fragte er Mika. "Oh, naja heute findet dieser Sternschnuppenschauer statt", begann der Vampir und Yuus Augen wurden groß. "Cool, also schauen wir ihn uns an?", fragte er. Mika sah seinen Bruder mit gemischten Gefühlen an. Wie sollte er ihm nur erklären, was er gerade vorhatte? Es musste wohl eine Notlüge werden. "Das geht nicht Yuu. Krul will ihn sehen und ich komme als ihr Leibwächter mit. Sie will dabei nicht gestört werden", erklärte er, wobei er inständig hoffte, dass er seine Miene nicht verzogen hatte. Er konnte klar und deutlich die Enttäuschung in Yuus Augen sehen. "Na schön, dann viel Spaß euch beiden", meinte er und ließ sich auf sein Bett fallen. Mika überlegte kurz, ob er noch etwas sagen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen und verabschiedete sich stattdessen schnell.
"Du bist spät dran", meinte Krul, als er in den Thronsaal kam. "Tut mir leid, es kam noch etwas dazwischen", entschuldigte er sich. "Etwas namens Yuu nehme ich an", kicherte die Vampirkönigin und Mika nickte. "Vielleicht hätte ich gar nicht erst sagen sollen, wohin ich gehe", murmelte der junge Vampir. Krul trat zu ihm und legte ihre Arme um seinen Hals. "Er wird es früher oder später sowieso merken. Also mach dir nichts draus", meinte sie und er nickte. Damit gingen die beiden los und verließen den großen Palast. Nach ein paar Minuten waren sie an der Oberfläche angekommen. Die Sterne glitzerten am Nachthimmel und der Mond leuchtete hell auf sie herab. "Tut das gut, mal wieder aus dieser Höhle rauszukommen", stöhnte Krul und streckte sich. "Ich verbringe viel zu viel Zeit in diesem staubigen Palast." "Nun ja, solange dein Leibwächter dabei ist kannst du gerne öfters rausgehen. Mich stört es nicht", meinte Mika und Krul schmunzelte. Inzwischen waren sie in den Ruinen der nahen Stadt angekommen. "Von dort oben haben wir sicher einen guten Blick", schlug das Mädchen vor und deutete dabei auf ein halb verfallenes Hochhaus. "Ich bin direkt hinter dir", versprach Mika und sie nickte, bevor sie begann mit gewaltigen Sprüngen nach oben zu klettern. Mika folgte ihr, wobei ihm auffiel, dass er kaum Probleme hatte, mit ihr mitzuhalten. Früher hatte sie ihn wirklich Staub fressen lassen. ‚Das muss daran liegen, dass ich jetzt ein ganzer Vampir bin‘, dachte der Junge, während er dem Mädchen folgte. Bald waren sie oben angekommen und Krul legte sich auf das Dach. "Es sollte bald anfangen", meinte sie und sah in den dunklen Nachthimmel. Mika nickte und legte sich neben sie. Krul behielt recht, denn schon bald begannen die ersten Sternschnuppen über den Nachthimmel zu schießen. Eine Weile sahen sich die beiden das Spektakel schweigend an, dann brach Krul die Stille: "Früher dachte man, dass Sternschnuppen etwas mit Magie zu tun haben." Sie kicherte leise. "Was für eine absurde Vorstellung." Mika lächelte. "Naja, heute gibt es immer noch den Aberglauben, dass man sich etwas wünschen darf, wenn man eine Sternschnuppe sieht. Obwohl ich mich frage, ob das bei einem so großen Sternschnuppenregen noch gilt", meinte er. "Das wären eine Menge Wünsche", stimmte die Vampirkönigin ihm zu und setzte sich auf. Eine Weile saßen sie wieder still nebeneinander, bis Mika zu sprechen begann. "Was würdest du dir wünschen?", fragte er und Kruls Blick wurde nachdenklich. "Ich würde mir wünschen, dass ich meinen Bruder wiederfinden würde. Ich…ich habe ihn vor langer Zeit verloren, aber ich bin mir sicher, dass er noch lebt", antwortete sie leise und Mika sah sie mitfühlend an. Zu seiner Überraschung rückte sie plötzlich näher an ihn heran und lehnte sich an ihn. "Aber ansonsten habe ich alles was ich brauche genau hier", murmelte sie und er lächelte glücklich. So blieben die beiden aneinander gelehnt sitzen und sahen weiter auf den nicht enden wollenden Sternschnuppenschauer.
Nicht weit entfernt stand Omnix in der Luft und beobachtete die beiden. Sein sternenübersäter Körper tarnte ihn gut vor fremden Blicken, so dass man ihn fast nicht vom Nachthimmel unterscheiden konnte. Nur sein Auge leuchtete hell, doch auf die Entfernung spielte auch das keine Rolle. "Vielleicht wäre es besser, sie noch eine Weile unwissend zu lassen", meinte der Reinkarnitor zu sich selbst. "Es gibt noch zu viele Dinge, die ich klären muss, bevor ich es ihr erzählen kann." Er erkannte, dass Mika und Krul sich sanft küssten und sein Auge leuchtete auf, so wie es immer geschah, wenn er sich freute. "Ich habe mit keinem Wort gesagt, wann ich es ihr erzähle", meinte er, als ob er sich selbst beruhigen wollte. "Es bleibt also noch genug Zeit."