"Seid ihr euch absolut sicher, dass dieses Schreiben ernstgemeint ist?", fragte Omnix, der sich das Pergament nochmal durchlas. "Ohne jeden Zweifel Meister", antwortete Marilyn und auch Tomoko nickte. "Der Kaiser des großen südlichen kaiserlichen Imperiums der Menschen erklärt Euch den Krieg. Er weigert sich, Euch als den neuen Anführer der Erzengel anzuerkennen", erklärte das Werbiest ihm. "Ich werde auf der Stelle Abgesandte schicken, um ihn zu Vernunft zu bringen", versprach Tomoko, doch Omnix hielt sie mit einer Handbewegung davon ab, zu gehen. "Ich muss erst überlegen, wie ich darauf reagiere. Ich sage dir dann Bescheid, in Ordnung?" Der Erzengel nickte. "Wie Ihr wünscht mein Lord."
"Gut, dann kommen wir zum nächsten Punkt der Besprechung. Hiroki!", rief der Reinkarnitor und der Waldgeist kam in das Besprechungszimmer. "Ich habe die Karte, die Ihr verlangt habt", meinte er und legte eine Pergamentrolle auf den Tisch. "Gute Arbeit. Dann wollen wir mal einen Blick riskieren." Marilyn sah verwirrt auf das Papier. "Eine Karte? So etwas habt Ihr doch schon oft studiert", meinte sie und Omnix nickte. "Da magst du recht haben, aber die meisten Karten, die ich gesehen habe, zeigten nur kleine Teile eines Landes. Nur hier in Skyfortress gibt es die Art von Karte, die ich suche. Eine vollständige Weltkarte", erklärte er ihr und breitete die Pergamentrolle aus. "Das ist fantastisch. Alles ist zu sehen und auch, wo genau die Grenzen liegen. Das variiert nämlich sonst immer besonders. Gut fangen wir an. Wenn ich mich nicht irre, dann sind wir gerade hier über den Bergen nordöstlich von Minerva." Tomoko nickte. "Hier im gesamten Süden des Landes liegt das große südliche kaiserliche Imperium. Die Menschen dort haben sich eine ganz nette Zivilisation aufgebaut. Dasselbe haben jedoch auch die Menschen im östlichen Königreich getan", begann sie. "Verstehe. Hier liegt also die Hauptstadt des östlichen Königreiches. Minerva. Die Grenze zum großen südlichen kaiserlichen Imperium liegt nur ein paar hundert Kilometer in Richtung Süden. Nicht besonders günstig. Die beiden Länder sind auf Kriegsfuß, wenn ich mich recht erinnere.", meinte Omnix und Hiroki bestätigte ihn. "Ja schon seit ein paar hundert Jahren führen sie immer wieder Kriege auf den Ebenen zwischen ihren Ländern. Aber bis jetzt hat das Imperium immer gewonnen, weil es sich rechtzeitig in den Morschwald an der Grenze zurückziehen und dort geschützt neu formieren konnte. Ach ja, was Ihr noch wissen solltet ist, dass beide Länder die Erzengel als Götter verehren." Omnix nickte als Zeichen, dass er alles verstanden hatte.
"Gut, dann weiter. Die gesamte nördliche Grenze des Imperiums, sowie auch die westliche und nördliche des Königreiches wird durch das lange mittlere Meer definiert. Im Grunde eine riesige Wassermasse, die im Osten und Westen des Landes in den großen Ozean übergeht und das Land in der Mitte längsteilt. Was haben wir hier, im Norden des Imperiums?", überlegte der Reinkarnitor laut. Es war wieder Hiroki der sich zu Wort meldete: "Das ist das Königreich der Elfen. Sie haben einen Ältesten, der sie anführt, leben dort in den riesigen Wäldern des Westens und beten uns Waldgeister als Götter an. Wir lassen dort die Mammutbäume wachsen, so dass sie in ihnen leben können und sie bringen uns im Gegenzug Bücher aus aller Welt, damit wir unser Wissen erweitern können." Omnix‘ Auge leuchtete belustigt auf. "Ja, ich habe schon Geschichten gehört von den wissbegierigen Elfen. In Wahrheit sammeln sie all das Wissen nur für euch, habe ich recht?", fragte er und der Waldgeist grinste. "Absolut." "So weit so gut, aber was ist hiermit? Hier gehen die riesigen Wälder des Westens weiter, aber trotzdem ist hier eine Grenze im Norden." Marilyn war es, die diesmal antwortete. "Das ist das Reich der Werbiester. Wir haben keinen König und leben in insgesamt zehn Stämmen in den Wäldern verteilt. Wir beten die Waldgeister auch an, weil sie die Natur erhalten, aber wir bringen ihnen keine Opfergaben dar so wie die Elfen, weil wir alleine für unsere Behausungen sorgen können", erklärte sie. "Wenn das stimmt, warum hast du Hiroki dann noch nicht die Ehre erwiesen?", fragte Omnix neckend und Marilyn lachte. "Das solltet Ihr doch am besten wissen", meinte sie und lehnte sich gegen ihn. "Ihr seid der einzige Gott für mich Meister." Der Reinkarnitor war plötzlich heilfroh, dass er nicht rot werden konnte und beschloss, das Gespräch schnell voranzutreiben.
"I-in Ordnung, kommen wir zu diesem Land hier", meinte er und deutete auf eine große freie Fläche östlich des Elfen- und Werbiestreiches. "Da kann ich weiterhelfen", meinte Tomoko. "Das sind die großen offenen Steppen und Sümpfe. Sie erstrecken sich von den östlichen Grenzen der riesigen westlichen Wälder bis zum großen Ozean im Osten. Im Norden werden sie, wie das Reich der Werbiester, von den Drachenbergen abgegrenzt und im Süden von dem mittleren Meer, wie das Elfenreich." "Beeindruckend. Die Steppen sind so breit wie zwei ganze Länder zusammen", murmelte Omnix. "Sie sind aber nicht sehr wertvoll. Dort leben nur die Echsenmenschen, die sich wie die Werbiester in kleinere Stämme aufgeteilt haben. Sie haben keinen richtigen Staat und sie verehren die Drachen, die sich im Drachengebirge aufhalten, als Götter." Omnix nickte. "Das Drachengebirge nimmt den gesamten Norden des Landes ein und gilt als das unwirtlichste Gebiet. Dort leben die Drachen, Riesen, Zwerge und Orks. Im Norden fallen sie steil in den großen Ozean und ich habe gehört, dass diese Klippen immer von Unwettern heimgesucht werden", spulte er sein Wissen ab. "An was glauben die Zwerge eigentlich? Wen verehren sie?" "Die Zwerge?", fragte Tomoko und schnaubte verächtlich. "Die glauben an nichts und verehren nur ihr Gold. Sie haben einen König, der in ihrer unterirdischen Hauptstadt und einzigen Stadt residiert. Dort sind sie schon seit Jahrhunderten und graben und graben und graben und…" "Danke, ich hab’s schon kapiert", brachte Omnix sie zum Schweigen.
"Ich bin sehr zufrieden mit dieser Karte. Wenn es dir nichts ausmacht, dann würde ich sie gerne hierbehalten, um sie noch ausführlich zu studieren", meinte Omnix an Hiroki gewandt. "Wie ihr wünscht Lord Omnix", meinte der Waldgeist. Omnix dankte ihm und drehte sich dann zu dem Erzengel. "Tomoko, was das Imperium betrifft: Ich habe nun eine Wahl getroffen!"