"Dort oben ist die Höhle", flüsterte Tammy. "Wir müssen uns ranschleichen, ohne dass jemand etwas bemerkt. Sie haben sicher einen Wachposten, wenn wir den nicht rechtzeitig ausschalten, dann können wir die gesamte Überraschungsaktion vergessen." "Will der König sie lebend?", fragte Marilyn. "Wenn es möglich ist, aber wenn es hart auf hart kommt wäre es ihm egal", antwortete Ben. Marilyn nickte. "Gut, geht einfach zum Eingang. Ich kümmere mich um den Rest." Bevor die beiden fragen konnten, was sie vorhatte, war sie auch schon verschwunden. Tammy zuckte mit den Schultern. "Ich werde aus ihr genauso wenig schlau, wie aus John", meinte sie und begann den Hügel hinaufzuschleichen. Als sie oben ankamen erwartete sie jedoch ein überraschendes Bild. Die beiden Wachposten lagen ausgeknockt gegen die Felswand gelehnt, ihre Münder waren geknebelt und ihre Hände und Füße gefesselt. Marilyn stand daneben. "Da seid ihr ja endlich", meinte sie leise. "Dann können wir ja jetzt reingehen, oder?" Ben sah auf die beiden Söldner. "Das ist ja unglaublich. Du hast kein einziges Geräusch verursacht", flüsterte er begeistert und Marilyn errötete leicht. "D-das war doch nichts Besonderes", stammelte sie. "Ich unterbreche euch Turteltäubchen ja nur ungern, aber wir sollten weiter", unterbrach Tammy, die inzwischen zum Höhleneingang gegangen war, die beiden, welche zustimmend nickten. Sie begaben sich in die Höhle und Marilyn seufzte. Sie hoffte, dass John gerade mehr Spaß hatte, als sie.
"Ich kann nicht mehr! Mach, dass es aufhört! Bitte, das ist zu grausam!", rief John verzweifelt. Vor ihm lagen die verkohlten Körper der Zweiglinge. "Jeder. Einzelne. Von. Ihnen. Hat. Nur. Einen. Verdammten. Zauber. Ausgehalten. Verdammt!", fluchte er, während er die hölzernen Körper zur Seite räumte. Er steckte seinen Stab in den schlammigen Grund des kleinen Teiches, welcher vor der Quelle lag. Der Stab begann sofort damit, das Wasser zu reinigen und John machte sich währenddessen daran, die Zweiglinge zu durchsuchen. Normalerweise tat Marilyn das immer. Als er fertig war hielt er eine Handvoll Mondsamen in den Händen und neben ihm lagen vier Dornenherzen. "Sie hätte sicher noch mehr rausholen können", murmelte er. "Ich hoffe wirklich, dass sie gerade mehr Spaß hat, als ich."
Marilyn blockte den Schlag des Söldners und schlug ihm mit dem zweiten Schwert die Waffe aus der Hand. Dann wirbelte sie ihre Klinge herum, und verpasste ihm mit dem Knauf einen derartig starken Schlag auf die Stirn, dass er zu Boden ging. Sie sah sich um und erkannte, dass ihre Kameraden alles unter Kontrolle hatten. ‚Sie haben sich seit der Trollhöhle wirklich extrem verbessert, so viel steht fest. Aber trotzdem…‘ Sie warf eines ihrer Schwerter durch den Höhlenraum und traf damit punktgenau die Schwachstelle der Rüstung des Mannes, der sich gerade von hinten an Ben heranschleichen wollte. ‚Trotzdem sind sie nichts im Vergleich zu meinem Meister.‘ Ben grinste sie dankbar an und lief dann los, um Tammy zu helfen, während Marilyn das Schwert des nächsten Söldners mit einem Schlag enzweiteilte. Das Mädchen drang in die hintere Höhle vor, wo sie auf einen Mann traf, der aussah, als wäre er der Anführer der Bande. Seine Rüstung war besser und sein Schwert wirkte stabiler, als die der anderen. "Sieh mal einer an, meine Jungs haben es wohl recht schwer mit euch", meinte der Mann grinsend. "Mein Name ist Will. Will Wirbelwind werde ich genannt, auch wenn ich das eigentlich hasse. Wer bist du?" "Marilyn, treue Kameradin und Schülerin von meinem Meister, Lord John", antwortete sie. "Er ist heute nicht hier, aber jemand wie du wäre sowieso nicht würdig, gegen ihn zu kämpfen." "Nana, du hast aber eine hohe Meinung von deinem Meister. Weißt du, warum man mich Wirbelwind nennt? Diesen Namen habe ich bekommen, weil ich schneller bin, als jeder andere, sogar schneller als ein paar Werbiester!" Marilyns Augen wurden zu Schlitzen. "Das ist unmöglich, kein Mensch ist schneller als ein Werbiest", meinte sie und der Mann lachte. "Ich bin Level vierundvierzig." Sie riss die Augen auf. "Unmöglich! Das ist für Menschen unmöglich." "Ich verstehe es ja auch nicht ganz. Aber es ist wahr, irgendwie habe ich diese Limitation überwunden. Mach dich also auf etwas gefasst!" Mit diesen Worten sprintete der Mann los und durchbrach die Schallmauer. Marilyn wehrte seinen Angriff ab und verfolgte ihn genau mit ihrem Blick. Es stimmte, er war viel schneller als alle anderen Menschen, die sie bisher getroffen hatte. Doch für sie war er kein Gegner. Sie hatte vor Kurzem Level einundsechzig erreicht. Mit einem einzigen Schlag traf sie ihn trotz seiner unfassbaren Schnelligkeit am Bein und der Mann verlor so abrupt an Geschwindigkeit, dass er mit voller Wucht gegen die nächste Wand donnerte. Sie trat zu ihm und hielt ihm ihre Klinge an die Kehle. "Normalerweise würde ich einen Angeber wie dich töten", murmelte sie. Doch dann begann sie zu grinsen. Es war ein Grinsen, welches blankes Entsetzen bei Will auslöste. "Aber du hast Glück. Ich denke, dass mein Meister sehr interessiert an dir sein würde", meinte sie und kam näher an ihn heran. "Naja, vielleicht ist das für dich doch nicht wirklich Glück", meinte sie und der Mann wollte schreien, doch bevor er es konnte wurde ihm schwarz vor Augen.
"Irgendetwas interessantes in der hinteren Höhle?", fragte Tammy, als sie zurückkam. "Nichts", antwortete Marilyn kalt. "Okay, dann schaffen wird diese Dummköpfe mal zurück zur Hauptstadt", meinte die Kriegerin. Marilyn nickte. "Gut, ich kann es kaum erwarten John wiederzusehen."