"Der heutige Fang sieht sehr gut aus", meinte die grüne Echse. Die braune Echse, die ihm gegenübersaß, hob den Kopf von seiner Schnitzarbeit und beobachtete die Fischer, die gerade zurück ins Dorf kamen. "Da hast du recht Sorth", meinte er. "Heute Abend können wir ein Festmahl abhalten." Sorth lachte. "Das haben wir nur dir zu verdanken Bruder. Die Langkrallen waren ganz schon überrascht, als du ihren Häuptling im Zweikampf für dieses Gebiet besiegt hast!" Die braune Echse grinste. "Unterschätze niemals die Stumpfschwänze!", meinte er. "Vor allem nicht, wenn sie von mir, Feranth dem Draufgängerischen, angeführt werden!" Die beiden lachten. "Gut, ich bin dann mal weg. Ich muss heute noch die Abendpatrouille übernehmen", meinte Sorth und Feranth nickte. So trennten sich die beiden Brüder, um ihren Aufgaben nachzugehen.
"Schön ruhig heute", meinte eine der Echsen in Sorths Team. "Was hast du denn erwartet? Es passiert fast nie etwas, darum ist dieses Gebiet ja auch so begehrt. Genügend Fische und wenige Monster oder andere Feinde. Das einzige, das passieren könnte, ist, dass ein anderer Häuptling uns dieses Gebiet wieder abnehmen möchte. Aber solange Feranth für uns kämpft, würde selbst das niemand wagen", erklärte Sorth ihm. "Ja, da hast du recht", stimmte die andere Echse ihm zu. Sorth blieb stehen, als er bemerkte, dass eine der Echsen zurückgeblieben war. Nach einer Weile hatte besagte Echse wieder aufgeholt und Sorth trat zu dem jungen Krieger. "Hey, du bist doch einer der Eispringer", stellte er fest und meinte damit die Echsenmenschen, die das Dorf bis jetzt noch nie verlassen hatten. "J-ja, das ist meine erste Patrouille", antwortete die junge Echse. "Wie ist dein Name Bürschchen?" "Milenth." "Gut Milenth, willst du nicht mal brüllen?", fragte Sorth grinsend und deutete einladend auf die sumpfige Landschaft. Milenths Augen wurden groß. "Darf…darf ich wirklich?" "Jeder Krieger macht es irgendwann zum ersten Mal. Keine falsche Bescheidenheit mein Freund", ermutigte Sorth ihn. Die junge Echse nickte und holte tief Luft. Ein ohrenbetäubendes Brüllen hallte über die Landschaft und die anderen Echsen zuckten erschrocken zusammen. Sorth brauchte nicht lange, um zu verstehen, dass das nie im Leben Milenth gewesen war. Ein orkanartiger Wind fegte über das Moor und das Brüllen ertönte erneut. "Sorth, was ist das?", fragte eine der Echsen. "Ein Drache", flüsterte die grüne Echse. "Drache!", rief er. "Rennt zurück ins Dorf und warnt alle! Rennt so schnell euch eure Beine tragen!" Die Patrouille rannte los und nach ein paar Minuten waren sie beim Dorf angekommen. "Drache! Ein Drache ist auf dem Weg hierher!", rief Sorth laut und die Dorfbewohner sahen sich erschrocken an. Feranth kam aus seinem Zelt und rannte ihnen entgegen. "Was ist das für ein Aufruhr?", fragte er. "Bruder, ein Drache kommt hierher", keuchte Sorth und die Augen der braunen Echse weiteten sich. "Wenn ihr ihn gehört habt, dann ist es bereits zu spät, um wegzulaufen. Beten wir, dass uns dieser Gott freundlich gesinnt ist", meinte er. "Die Frauen und Kinder in die Zelte! Die Krieger kommen mit mir und warten beim Tor! Mein Bruder und ich werden ihn vor dem Dorf begrüßen!", kommandierte er und die anderen nickten. "Jawohl Sir!" riefen sie und machten sich auf, um die Befehle auszuführen. "Wann kam das letzte Mal einer der Götter zu den Stämmen?", fragte Feranth seinen Bruder. "Vor zirka zweihundert Jahren, als der große Krieg zwischen unseren Stämmen vorbei war", meinte Sorth. "Aber ich dachte, dass das nur Legenden sind. Und jetzt kommt tatsächlich ein Drache. Wir können nur zu ihm beten. Mehr Optionen haben wir nicht."
Die Erde erbebte, als ein großer schwarzer Drache vor den Toren des Dorfes aufkam. Sorth und Feranth gingen vorsichtig auf ihn zu und knieten vor ihm nieder. "Seid gegrüßt, oh großer Drache. Ich bin Feranth, Häuptling dieses Dorfes und dies ist mein Bruder Sorth, der beste Krieger unter uns. Wir heißen Euch im Namen des Stammes der Stumpfschwänze willkommen. Wahrlich großartig ist dieser Tag, an dem einer der Götter den Weg zu uns gefunden hat. Wir sind Eure untertänigsten Diener", begrüßte Feranth ihn. Der Drache musterte die beiden mit seinen feurigen Augen. "Seid gegrüßt Echsenmenschen!", antwortete er und seine Stimme donnerte über das Sumpfland. "Ich bin Fumus, Feuerdrache aus dem Norden und bringe euch eine Botschaft von dem Obersten der alten Götter, Omnix, König von Skyfortress, Bezwinger des ältesten Drachen Ignis und Friedensstifter zwischen dem östlichen Königreich und dem südlichen Imperium. Omnix wird euch nächsten Vollmond bei Ahnenschimmer, dem heiligen Baum in der Mitte des ältesten Teils der Sümpfe treffen. In genau diesem Moment werden auch die anderen Stämme davon in Kenntnis gesetzt. Wisset, dass das Nichterscheinen bei diesem Treffen mit dem Tod eures gesamten Stammes bestraft wird." Der Drache entfaltete seine Flügel und hob mit lautem Getöse ab. Die beiden Echsenmenschen sahen ihm fassungslos nach. "Ein…ein alter Gott?", flüsterte Feranth zitternd. "Das ist unmöglich", hauchte Sorth. "Ich nehme mal an, das werden wir nächsten Vollmond herausfinden."