Reise ins Land der Hundert Juwelen
Erzähler
Die Zeit war nun bereits weit fortgeschritten und die drei entschieden sich erneut, in Benjamins Zimmer, ihre Reise ins Reich der Hundert Juwelen anzutreten. Dort wussten sie, würden sie ihren Freund Malek ziemlich sicher antreffen.
Die Geschwister erzählten Manuel, dass Malek einst ein dunkler Zauberer gewesen war, welcher dem Herrn der Finsternis gedient hatte. Durch das heilige Feuer der ewig göttlichen Liebe jedoch, war er wieder verwandelt worden und nach Ululala zu ihrem wichtigsten Verbündeten geworden. „Diese Geschichte ins wundervoll!“ meinte Manuel bewegt. „Es ist immer etwas Besonderes, wenn ein Mensch solche positiven Verwandlungen durchmachen kann.“
„Ja, das stimmt,“ gab Pia zurück. „Alles ist möglich, das haben wir oft genug erlebt. Darum werden wir auch diese grosse Prüfung, die uns bevorsteht, bewältigen und du…“ sie legte den Arm leicht um den Jungen „wirst deinen Weg bestimmt auch gehen und grosse Entwicklungen durchleben. Ich glaube an dich!“
„Danke! Das bedeutet mir sehr viel,“ erwiderte der Junge dankbar.
„So, dann machen wir uns also mal auf die Reise!“ rief Benjamin. „Mach es einfach so, wie du es vorhin gemacht hast. Du musst dich ganz auf dein Ziel fokussieren Manuel!“ „Aber ich weiss ja gar nicht, wie es dort aussieht.“ „Wir werden es dir genau beschreiben!“
Vor ihnen lag eine märchenhafte Landschaft mit saftig-grünen Wiesen, bunten Blumen und mächtigen Bäumen. Auf einem Hügel thronte ein herrliches Schloss aus elfenbeinfarbenem, glattem Gestein. Die elegant geschwungenen Bögen der Fenster, waren umrahmt mit zahllosen, bunten Edelsteinen. Die Mauern und Säulen, hatte man ebenfalls damit verziert. Der Himmel leuchtete tiefblau und die Sonne liess die vielen Juwelen erstrahlen, wie verschiedenfarbige Sterne. Nun war Benjamin und Pia klar, weshalb diese Schloss, das Schloss der Hundert Juwelen genannt wurde.
Tief beeindruckt lauschte Manuel den Schilderungen der Turner Geschwister und schliesslich stand ein erstaunlich deutliches Bild des Schlosses vor seinen Augen. Ein Bild, dass ihm irgendwie vertraut vorkam. Weshalb das jedoch so war, wusste er nicht.
„Meinst du, die Beschreibung ist gut genug, um dir ein genaues Ziel vor Augen zu halten?“ fragte Benjamin schliesslich.
„Ja, irgendwie kommt mir dieses Bild sogar etwas vertraut vor,“ gab Manuel zurück. Die Geschwister wirkten erstaunt. „Es kommt dir vertraut vor?“
„Ja, als ob ich auch schon mal dort gewesen wäre. Aber weshalb, weiss ich auch nicht.“
„Ich hoffe wir werden im Reich der Märchen und Sagen auch einige Antworten darüber finden, was deine Funktion in der ganzen Geschichte ist.“
„Ihr meint ich habe eine spezielle Funktion?“
„Ja, das denke ich schon. Malek weiss vielleicht, wie wir dieser Sache auf die Spur kommen. Jedenfalls ist es schon mal beruhigend, dass das Juwelenschloss dir vertraut vorkommt, dann ist die Gefahr kleiner, dass du an einem ganz anderen Ort landest als wir.“
„Kann das denn passieren?“ fragte Manuel und ein plötzliches Unbehagen erfüllte ihn.
„Ja, wenn du dich zu wenig auf dein Ziel konzentrierst, kann es unter Umständen sein, dass deine Wünsche dich woanders hintragen, als dort wo wir hinsollten…“
„Aber nur keine Sorge!“ beschwichtigte Pia den Jungen, als seine Augen ängstlich aufflackerten. „Wir können uns jederzeit wieder hier zu Hause treffen. Sollten wir an verschiedenen Orten landen, kehren wir sofort hierher zurück.“
„Okay,“ Manuel atmete erleichtert auf.
„Dann also los!“ Ein paar Dinge muss ich dir zuerst noch sagen,“ sprach Ben. „Dinge die uns einst Isobia gesagt hat, als wir versucht haben unsere Körper mit in eine andere Sphäre zu nehmen, dies ist nämlich der allerschwerste Schritt, weil uns oft der Glaube fehlt, dass der Körper dematerialisiert werden kann. Die Fee meinte damals, dass Pia und ich jedoch die angeborene Fähigkeit dazu haben. Bei dir scheint das auch der Fall zu sein. Sie sprach damals:
„Ihr habt versucht euren Körper durch den Sphärentunnel mitzuziehen. Doch ihr glaubt nicht wirklich, dass euer Körper das kann. Darum müsst ihr ihn so mit eurem Geist durchtränken, dass er selbst seine grobstoffliche Form einen Moment lang aufgibt und feinstofflich wird. Ihr seid Eins mit allem, bedenkt das, alles ist Eins und alles ist veränderlich. Nichts ist so fest in Gesetze eingebunden, dass sich diese Gesetze nicht für einen Moment lang auflösen liessen. Doch das können die Menschen nicht glauben. Sie haben sich ihre grobstoffliche Welt eigentlich selbst erschaffen. Es wird alles, wie man es denkt. Wenn man von Angst, Unsicherheit und Unfrieden erfüllt ist, wird auch die Welt, in der man lebt, so sein. Ist man aber von Liebe und Licht durchdrungen, wird auch alles um einem herum zu Liebe und Licht werden. Diese materielle Welt, in der ihr lebt, ist eine Folge eures lange gepflegten und gehegten Gedankengebäudes. Ihr könnt nur Licht in die Welt tragen, wenn ihr selbst Licht seid, ihr könnt nur Liebe in die Welt tragen, wenn ihr selbst zu Liebe werdet. Ihr habt dazu besondere Voraussetzungen erhalten…“
„Wir sind also nicht nur Körper, sondern auch Geist und ein verfeinerter Geist, kann den Körper verändern. Denk daran, wenn es darum geht, deinen Körper mit ins Juwelenreich zu nehmen!“ beendete Ben seine Erzählungen.
Manuel nickte beeindruckt. „Isobia hat euch wirklich schon viel geholfen.“ „Ja, das stimmt. Zum grossen Teil haben wir es ihr zu verdanken, dass wir den letzten, entscheidenden Schritt der Sphärenwanderung überhaupt geschafft haben.“
„Eine schöne Vorstellung, dass unser Körper wahrlich so vergeistigt werden kann, dass wir solche Reisen unternehmen können. Wenn es nur mehr Menschen gäbe, die Anteil an all diesen Wundern haben könnten.“
„Leider gibt es viele, die diese Wunder dann auch wieder zerstören würden,“ sprach Benjamin ernst. „Viele könnten damit noch gar nicht umgehen und würden der Märchenwelt grosses Leid bringen. Von daher gesehen, ist es gut, dass nicht allzu viele, die Sphärenwanderung beherrschen. Ich werde dir noch kurz erklären, wie die dritte Phase der Weltenwanderung sich manifestieren kann. Du wirst, wenn dein Geist sich von deinem Körper gelöst hat anfangen verschiedene Bilder zu sehen. Du siehst deine eigenen Gedanken, wie ein Film vor dir ablaufen. Es können auch Erinnerungen hochkommen und es ist dann sehr wichtig, dich intensiv auf dein Ziel zu fokussieren. Du musst aus tiefstem Herzen an den Ort gelangen wollen, den wir abgesprochen haben und es kann sein, dass dann irgendwelche Farben auftauchen werden, die sich oftmals zu einer Art farbigem Kanal formen. Dieser Kanal führt dann in die andere Welt. Diese Phase verlangt ein grosses Pensum an Vertrauen und vergeistigtem Bewusstsein. Isobia hat uns dabei damals sehr unterstützt. Wenn der Kanal auftaucht, dann lasse dich einfach hindurchziehen und wir hoffen, du kommst dann, mitsamt deinem Körper dort an. So nun müssen wir aber los! Der Tag dämmert schon bald.“
Die drei begaben sich in eine angenehme Meditationsposition und durchliefen ziemlich schnell die erste Phase der Meditation.