En-Die stand am Rand einer der vielen Klippen des Berges, auf dem der südliche Lufttempel gebaut worden war. Unzählige Plasmakugeln flogen in alle Himmelsrichtungen davon. Sie alle enthielten dieselbe Botschaft, die En-Die vor einigen Tagen in einem Gasthaus am Hafen erfahren hatte. Der Avatar lebt. En-Die wusste, dass er schon längst von der Insel Kyoshi verschwunden sein musste, als ihn die Nachricht ereilte, darum machte er sich nicht mal die Mühe dorthin zu reisen. Stattdessen ritt er zum südlichen Lufttempel, von wo er sämtliche Mitglieder des Weißen Lotus benachrichtigte. Nun sah der Schatten in die Ferne und dachte scharf nach. In seinen Händen hielt er eine Karte, auf welcher einige Linien gezeichnet waren. "Aang reist nicht im Zick Zack, um der Feuernation zu entgehen, er weiß wahrscheinlich nicht so genau, wohin er will", überlegte En-Die laut. "Aber immerhin bewegt er sich langsam aber sicher auf den Nordpol zu." Der Schatten fuhr die Linien mit seinen klauenartigen Fingern nach. "Er reist zu Orten, wo er früher auch oft Blödsinn gemacht hat", stellte er fest und zog eine imaginäre Linie auf der Karte, als er versuchte Aangs nächstes Ziel zu finden. Plötzlich hellte sich seine Miene auf. "Hier", murmelte er und zeichnete eine Kreis um ein kleines Fischerdorf. "Hier muss er als nächstes hin", meinte er und pfiff laut, woraufhin Sanchandra angetrabt kam. "Auf mein Mädchen, wir müssen den letzten Luftbändiger finden", meinte er und gab dem riesigen goldenen Skorpion die Sporen.
Nach mehreren Tagesritten waren sie endlich angekommen. Doch anstatt ein Gasthaus mit Stall zu suchen blieb En-Die vor der Stadt stehen und stieg von seinem Reittier ab. "Sanchandra", begann er. "Hier muss ich dich verlassen." Der goldene Skorpion sah ihn mit traurigen Augen an. "Wenn ich ab hier mit Aang reise würdest du zu sehr auffallen. Ich verspreche dir, dass wir uns wiedersehen werden, wenn das alles vorbei ist", meinte En-Die. "Lauf nach Norden. Zu Leila." Sanchandra schmiegte sich an ihn und umschloss ihn mit ihren riesigen Fangscheren. Dann klackte sie laut mit den Kieferzangen und drehte sich um. En-Die winkte ihr zum Abschied noch hinterher und sie verschwand im Wald. "Ich werde zu dir zurückkommen. Ich schwöre es", flüsterte der Schatten, dann drehte er sich um und trat durch das große Stadttor.
En-Die saß auf der Terrasse des Zimmers, welches er sich in dem Gasthaus gemietet hatte und trank seinen Tee. Dabei huschten seine Augen aufmerksam über die Menschenmenge, die sich unter ihm auf der Straße entlangbewegte. Er hatte seinen Aurablick aktiviert und suchte intensiv nach der hellen blauen Aura, die Aang umgeben sollte. Plötzlich hörte er einen Schrei vom Hafen her. Der Schatten sprang auf und war mit einem einzigen Satz am Dach angekommen. "Wenn das nicht mit ihm zu tun hat will ich kein Schatten mehr sein", murmelte er und rannte über die Dächer zum Hafen. Am Hafen angekommen bot sich ihm ein seltsames Bild. Eine Horde Piraten stürzte sich auf drei Kinder. Eines davon erkannte En-Die sofort. Der junge Luftbändiger war mit seinem blauen Pfeil kaum zu übersehen. Die beiden anderen kannte En-Die nicht. Doch er erkannte, dass sie vom südlichen Wasserstamm waren. Er erkannte auch, dass das Mädchen eine Wasserbändigerin war und der Junge offenbar keine Kräfte hatte. Sekundenbruchteile vergingen, während der Schatten all diese Informationen aufnahm. Und schon waren die drei in einer der Gassen verschwunden, gefolgt von mindestens einem Dutzend Piraten. En-Die stürzte hinterher und fand die Meute bald darauf in einer Sackgasse, aus der die drei Kinder wohl nicht mehr herauskamen. Kurzentschlossen sprang der Schatten hinab in die Gasse und stellte sich zwischen den Avatar und die Piraten. Es dauerte nur ein paar Augenblicke, dann lagen die Freibeuter bereits am Boden und En-Die drehte sich zu den drei Kindern um. "Wir sollten von hier verschwinden, Avatar Aang", meinte er und verbeugte sich leicht. "En-Die!", rief Aang erfreut. "Du lebst ja noch!" Damit fiel er dem Schatten um den Hals. "Du brauchst gar nicht so überrascht zu tun Aang", lachte dieser und erwiderte die Umarmung. Die Wasserstammkinder sahen die beiden verwirrt an. "Ich verstehe eure Verwirrung. Ich werde euch alles erklären, sobald wir in Sicherheit sind", versprach er ihnen.