En-Die lag auf der Liege und ließ die Massage über sich ergehen. Eigentlich wollte er seinen Freunden dabei helfen, Appa zu suchen, aber sie hatten darauf bestanden, dass er sich nach der Tortur mit dem Bohrer erstmal den Rücken ansehen ließ. Der Schatten musste zugeben, dass sich das Ganze besser anfühlte, als er anfangs befürchtet hatte und bald lag er entspannt da, während die Erdbändiger einen Steinhagel nach dem anderen auf ihn niedergehen ließen. Und das mussten sie, denn En-Dies übernatürliche Stärke hätte ihn die normalen Massagemethoden überhaupt nicht spüren lassen. "Entschuldigung, Ihr seid doch der berühmte letzte Schatten, oder?", ertönte da eine Stimme neben ihm und En-Die blinzelte. Das war doch ein kleines Mädchen, oder? Was machte ein Kind denn alleine in so einem Massage-SPA? Er drehte den Kopf und seine violetten Augen trafen blutrote, welche ihm aufgeweckt entgegensahen. "Leila?", fragte er ungläubig und die Blutsaugerin lachte. "Lange nicht gesehen En-Die", meinte sie grinsend und ihre scharfen Eckzähne blitzten auf. "Du bist es wirklich!", rief der Schatten und umarmte sie. "Das ist ja unglaublich!" "J-ja...f-find ich auch, aber lass mich los", keuchte sie und En-Die grinste sie an. "Kannst du meiner Umarmung etwa immer noch nicht standhalten?", fragte er und ließ sie los. "Du hast mir damals die Luft abgeschnitten, du schneidest mir auch heute noch die Luft ab", meinte sie. "Damals. Das war vor zwölf Jahren, habe ich recht? Die Schlacht von Gaoling, das weißt du doch noch, oder?", fragte er sie. "Wie sollte ich das je vergessen? Du kamst nach Jahrzehnten endlich mal zu mir und dann nur, um mich um Hilfe wegen einer Schlacht zu bitten." En-Die sah sie unschuldig an. "Du bist doch deswegen nicht immer noch sauer, oder?" "Oh doch", antwortete Leila und sah ihn ernst an. Es dauerte jedoch nicht lange und die beiden brachen in schallendes Gelächter aus. "Ich kann einfach nicht ernst bleiben, wenn du mich so ansiehst", kicherte die Blutsaugerin. "Spaß beiseite, was machst du hier?", fragte der Schatten sie schließlich. "Ich habe vor ein paar Tagen Kunde erhalten, dass der Schatten im geheimen Fährenhafen nach BaSingSe gesehen wurde", erzählte sie. "Es war leicht mir auszurechnen, wo du hinwolltest." "Oh, hast du mich etwa vermisst?", fragte er sie und sie sah ihn verlegen an. "Vielleicht", murmelte sie und En-Dies Grinsen verschwand. Mit dieser Antwort hatte er am wenigsten gerechnet. "Hast du ihn gefunden?", lenkte Leila schnell ab. "Den Avatar? Ja, er ist hier", antwortete er ihr und ihre Augen wurden groß. "Ich würde ihn gerne mal sehen", meinte sie unsicher. "Ich bin mir sicher, dass Aang nichts dagegen haben wird", meinte der Schatten und lächelte sanft. So gingen sie gemeinsam los zu dem Haus, welches Team Avatar zur Verfügung gestellt worden war. "Wie geht es Sanchandra?" "Oh es geht ihr sehr gut. Sie vermisst dich nur etwas." So plauderten sie munter weiter, bis sie das Haus erreicht hatten.
Aang kam gerade zurück aus dem Badezimmer, wo er Toph geholfen hatte, das Makeup zu entfernen, welches Katara ihr aufgezwungen hatte, als die Türe aufging und En-Die hereinkam. Doch er war nicht alleine. Ein Mädchen, es war etwas jünger als er selbst, war an seiner Seite und sah ihn mit großen roten Augen an. "Aang, darf ich dir Leila vorstellen?", machte der Schatten sie bekannt. Aangs Augen wurden nun ebenfalls groß. "Leila? Die Leila? Die Leila, von der du mir damals im Lufttempel immer erzählt hast?", fragte er aufgeregt. "Sieh mal einer an, ich bin ja direkt berühmt", kicherte das Mädchen. "Es ist mir eine Ehre Euch zu treffen, Avatar Aang." Mit diesen Worten verbeugte sie sich leicht vor dem Luftbändiger, welcher sie überrascht ansah. "Das ist wirklich nicht nötig, ich bin nicht so formell", meinte er und grinste. "Fein, das beruht dann auf Gegenseitigkeit", antwortete sie. Hinter Aang ging die Türe zum Bad auf und Toph kam ins Zimmer. "Was ist denn hier los? Und wer ist das?", fragte die Erdbändigerin, die wegen dem Holzboden alles nur sehr verschwommen wahrnahm. En-Die machte die beiden bekannt und Leila musterte sie neugierig. "Ich kenne dich", murmelte sie. "Du bist das Mädchen aus Gaoling." Toph sah sie mit ihren blinden Augen überrascht an. "Nachdem En-Die damals abgereist war bin ich noch eine Weile geblieben, um mit meiner Armee die Stadt wiederaufzubauen. Ich habe dich damals aufgesucht, weil En-Die von dir erzählt hat. Du bist zu jung gewesen, um dich daran zu erinnern", erzählte sie. Prüfend schnupperte sie an ihr, dann legte sie ihren Finger an ihren Hals. "Sehr gesund. Ich bin beeindruckt", meinte sie. Toph jedoch war eiskalt geworden, als Leila sie berührte. Aang erkannte offenbar, dass etwas nicht stimmte. "Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt. "Aang", hauchte die Erdbändigerin entsetzt. "Sie hat keinen Herzschlag." Leila sah sie überrascht an. "Du kannst so etwas durch nur einen Finger spüren? Wahnsinn!", rief sie begeistert und trat zurück an En-Dies Seite. Tophs Gesicht zeigte immer noch einen ängstlichen Ausdruck. "Mach dir keine Sorgen Toph. Leila ist eine Blutlose. Darum kannst du ihren Herzschlag nicht fühlen", erklärte En-Die ihr, der bis jetzt zugesehen hatte. Langsam beruhigte sich das Mädchen wieder. "Mein Herz hat schon lange nicht mehr geschlagen. Obwohl ich immer wieder das Gefühl habe, es zu spüren, wenn ich bei dir bin", fügte sie an En-Die gewandt hinzu und der Schatten sah sie überrascht an. Leila wartete nicht auf eine Antwort sondern plapperte weiter. "Ihr zwei kennt das bestimmt, ihr Turteltäubchen. Warum sonst solltet ihr alleine hier sein." Aang und Toph wurden hochrot. "W-wir haben nicht so eine Beziehung", stotterte Toph und Aang nickte heftig. "W-wir sind n-nur Freunde", stimmte er hastig zu. En-Die sah die beiden genauer an. Irgendwie konnte er verstehen, dass Leila zu diesem Schluss gekommen war. Es sah wirklich so aus, als hätten sie das beabsichtigt. "Versteht mich nicht falsch", riss ihn Tophs Stimme aus seinen Gedanken. "Aang ist sehr nett und cool und er hört mir immer zu…" "…und Toph ist unglaublich toll und stark und immer für mich da…" Leila grinste und entblößte ihre Eckzähne. Die beiden bemerkten plötzlich, was sie gerade redeten und schlugen sich gleichzeitig die Hände auf den Mund. "Schön, belassen wir es dabei", meinte die Blutsaugerin kichernd. "Ihr werdet schon noch draufkommen." "Worauf kommen?", ertönte Sokkas Stimme vom Eingang her. "Ach gar nichts", sagten Aang und Toph wie aus einem Munde. "Und wer ist das?", fragte Katara mit einem Blick auf Leila. En-Die seufzte und stellte sie erneut vor. ‚Es ist wirklich anstrengend, wenn sich neue und alte Freunde treffen.‘