"En-Die, du musst doch etwas tun können", bettelte Aang, doch der Schatten schüttelte den Kopf. Sie hatten gerade die Nachricht erhalten, dass die keine Plakate aufhängen durften, ohne sich vorher eine Genehmigung geholt zu haben. Das bewirkte, dass der Avatar nun endgültig genug hatte. Seit sie in BaSingSe angekommen waren, wurde ihnen pausenlos alles verboten und bei einem der Festbankette, die im Palast stattfanden und auf welchem sie eigentlich mit dem Erdkönig reden wollten, erfuhren sie, dass der König zwar offiziell an der Spitze stand aber in Wahrheit von der Geheimorganisation ‚Dai Li‘ und dessen Anführer Long Feng gesteuert wurde. Der Krieg existiert nicht. Das war es, was der Dai Li die Bürger glauben lassen wollte. "Tut mir leid, aber ich habe in all meinen Jahren noch nie den Erdkönig gesehen. Glaub mir, die würden nicht mal mich zu ihm vorlassen", meinte er und der Avatar seufzte. "Ich habe einmal versucht, zu ihm vorzudringen, doch ich wurde aufgehalten und fast getötet, wenn mein goldener Skorpion Sanchandra nicht eingegriffen hätte. Wenn ich mich richtig erinnere mussten sie danach die Fronttore des Palastes ersetzen. Danach haben sie mich zwar in BaSingSe toleriert, aber nie wieder auch nur in die Nähe des obersten Bezirks gelassen." "Jetzt reicht es mir aber! Wir werden Appa finden, ganz egal was die anderen sagen!", rief er sauer. Toph grinste. "Ja, lasst uns ein paar Regeln brechen!", rief sie und zerstörte mit einer einzigen Handbewegung eine der Hauswände. "Zu viel Toph, viel zu viel", meinte En-Die mit einem Blick auf die Verwüstung. Doch die anderen hörten ihm gar nicht zu, sie waren bereits zur Tür hinausgelaufen, um die Plakate von Appa in der Stadt zu verteilen. En-Die folgte ihnen, Leila dicht hinter ihm, als die Blutsaugerin plötzlich stehen blieb. "Was ist los?", fragte der Schatten seine Freundin. "Nichts, es ist nur…mir war, als würde ich etwas riechen", antwortete sie. "Aber wegen der Sonne bin ich mir nicht sicher." Damit zog sie ihre Kapuze tiefer ins Gesicht und lief weiter. En-Die sah sich noch kurz um, konnte jedoch nichts sehen. Kopfschüttelnd folgte er dem Team schließlich auch, ohne die beiden Dai Li Agenten zu bemerken, die sie von einem Dach aus beobachtet hatten.
Der Tag verging rasch und schon bald stand die Mittagssonne hoch am Himmel. En-Die hatte sich von der Gruppe getrennt, um auf Leila aufzupassen, die, obwohl sie behauptete, dass es ihr blendend ging, doch ganz offensichtlich unter der Hitze litt. Nun saß sie im Schatten eines Hauses und bemühte sich, wieder einigermaßen zu Kräften zu kommen. "Wie haltet ihr das nur aus?", fragte das Mädchen den Schatten keuchend, welcher belustigt grinste. "Sei froh, dass du nicht dabei warst, als wir in der großen Wüste feststeckten", meinte er und ihr lief ein Schauer über den Rücken. "Das will ich mir nicht einmal vorstellen." Sie saßen noch eine Weile da, bis sie schließlich Katara hörten, die etwas rief, das die beiden nicht verstanden. Leila, die plötzlich wieder fit zu sein schien, sprang als erste auf. "Komm schon, wir müssen zu ihr!", rief sie und rannte so schnell los, das selbst En-Die Probleme hatte, mit ihr mitzuhalten. Wenig später hatten sie die Wasserbändigerin erreicht. Sie hatte einen Jungen an der Wand vor ihr festgefroren, den der Schatten nur allzu gut kannte. Hinter ihnen kam der Rest des Teams in die Sackgasse gestürzt. "Was ist denn hier los?", fragte Sokka, als er die Szene erblickte. "Jet ist wieder da", antwortete seine Schwester. "Jet?", fragten Toph und Leila verwirrt. "Wir haben ihn in einem Waldstück getroffen, als wir auf dem Weg zum Nordpol waren. Er hat dort eine Rebellion geleitet, nur leider etwas zu fanatisch", erklärte En-Die ihnen. "Er hat versucht, ein ganzes Dorf mit einer Flut auszulöschen", meinte Aang. "Hey, ich weiß, dass das falsch war. Ich wollte mich grundliegend ändern, darum habe ich die Freiheitskämpfer verlassen und bin nach BaSingSe gekommen. Da habe ich eure Steckbriefe für Appa gesehen und wollte euch helfen, ihn zu finden", meinte der Junge, der noch immer an der Wand festgefroren war. "Man kann ihm kein Wort glauben, er lügt am laufenden Band", widersprach Katara. Toph runzelte die Stirn und legte ihre flache Hand auf die Wand neben Jet. "Da irrst du dich Katara, er lügt nicht", murmelte sie. "Woher willst du das wissen?", fragte Sokka sie. "Es gibt immer Anzeichen dafür, wenn jemand lügt. Wenn er lügen würde, dann würde sein Herz anders schlagen. Ich kann das fühlen", erklärte sie. „Das reicht mir nicht wirklich. En-Die, was denkst du?“, fragte Katara und die Augen des Schatten flammten auf. "Seine Aura ist neutral. Sie flackert vielleicht ein bisschen, aber das hat nichts zu bedeuten", antwortete er und Katara seufzte, bevor sie widerwillig das Eis von ihm entfernte. "Nur damit das klar ist, wenn du auch nur das geringste Anzeichen zeigst, uns hintergehen zu wollen, dann werde ich dafür sorgen, dass du das bitter bereust!", drohte sie und Jet nickte, dann trat er zu Aang. "Sag mal", flüsterte Toph. "Du und dieser Jet, ihr wart nicht zufällig mal zusammen?" Katara wurde hochrot, woraufhin Leila und Toph kicherten. "Also raus mit der Sprache, was weißt du über Appa?", fragte Aang ihn erwartungsvoll. "Ich habe ihn nicht gesehen, aber ich habe gehört, dass ein paar Leute von einem Lagerhaus gesprochen haben, wo ein riesiges, pelziges Tier sein soll", antwortete Jet dem Avatar. Das genügte diesem auch schon, um einen Entschluss zu fassen. "Wir gehen zu diesem Lagerhaus!"
Es dauerte nicht lange, bis sie bei besagtem Lagerhaus angekommen waren, doch dort fanden sie nichts vor, außer einem Mann, der ihnen sagte, dass hier vor kurzem ein pelziges Ungetüm auf die Walflosseninseln weggebracht worden war. Das genügte Aang, um zu beschließen, dorthin zu reisen, auch wenn es ziemlich weit entfernt war. Doch ehe sie zu ihrem Haus zurückkehren konnten, um ihre Sachen zu packen, begegneten sie auf der Straße Longshot und Smellerbee, zwei der Gefährten von Jet. "Jet, da bist du ja", meinte Smellerbee erleichtert. "Sagtest du uns nicht, dass du die Freiheitskämpfer verlassen hast?", fragte Katara den Jungen misstrauisch. "Hab ich ja auch", meinte dieser und sah sie verwirrt an. "Was redest du da? Wir sind doch gemeinsam hierhergekommen. Als dich die Agenten vom Dai Li weggebracht haben, haben wir schon das Schlimmste befürchtet." "Dai Li?", fragte Team Avatar wie aus einem Munde. "Ja, sie haben ihn mitgenommen", bestätigte Smellerbee und der stets schweigsame Longshot nickte kurz. Jet sah so aus, als wüsste er nicht, wovon sie sprachen. "Was ist hier los?", fragte er. Leila nahm ihn von hinten in den Fesselgriff und En-Die kam näher an ihn heran, wobei sein Schatten bedrohlich auf den Jungen fiel. "Das wirst du uns jetzt verraten."