Das ganze Team hatte sich in ein kleines Gebäude zurückgezogen, um nicht von den Dai Li Agenten gefunden zu werden. Hier wollten sie dem Rätsel auf den Grund gehen. "Das ergibt einfach keinen Sinn", meinte Toph. "Ich spüre, dass er nicht lügt." En-Die rieb sich nachdenklich das Kinn. "Es sei denn natürlich, dass er wirklich glaubt, was er gerade erzählt", meinte er und trat vor. Seine Augen flammten erneut auf. "Seine Aura flackert immer noch sehr seltsam. Es ist mir vorher schon aufgefallen, aber ich dachte mir nichts dabei. Es sieht für mich so aus, als würde eine andere Aura über seiner eigentlichen liegen", erklärte der Schatten seinen Freunden. "Also…haben die Dai Li ihm einer Gehirnwäsche unterzogen?", fragte Sokka verwirrt. Leila kniff die Augen zusammen. "Durchaus möglich. Wir Blutsauger bedienen uns einer ähnlich Technik, um unsere Opfer ruhig zu halten", meinte sie und alle sahen sie an, als ob sie gerade einen Geist gesehen hätten. "Das würde ich natürlich nie tun!", wehrte das Mädchen aufgeregt ab und wedelte hektisch mit den Händen. En-Die schüttelte fassungslos den Kopf. "Ich werde jetzt etwas versuchen", kündigte er an und seine Hände leuchteten violett auf. Er legte sie auf Jets Schultern, welcher sich auf der Stelle verkrampfte. "Was machst du da?", fragte Smellerbee entsetzt, als sie sah, dass der Junge das Gesicht vor Schmerzen verzerrte. "Ich versuche, die falsche Aura von ihm abzunehmen. Das tut weh, aber es geht nicht anders. Katara, vielleicht kannst du es mit deinem Wasser etwas erleichtern", meinte der Schatten und das Mädchen nickte. Vorsichtig bändigte sie ihr heilendes Wasser über Jets Körper und nahm ihm so einige der Schmerzen. "Leila, wenn du diese Fähigkeit wirklich hast, dann mach dich jetzt gefälligst nützlich", wies En-Die sie an und die Blutlose verstand. Sie trat zu Jet und ihre Augen leuchteten rot auf. "Jet, hör mir zu. Wir wollen dir helfen, aber dafür musst du uns auch helfen. Sag uns, was du weißt", sprach sie ihn sanft an und der Junge atmete schwer. "Ich…ich weiß doch gar nichts", meinte er angestrengt. En-Die war damit offensichtlich nicht zufrieden, denn seine klauenartigen Hände leuchteten nun viel heller auf und Jet krümmte sich zusammen. "Wir können das alles beenden, wenn du dich etwas mehr anstrengst. Ich sehe, dass es nicht du bist, der gerade mit uns spricht!", meinte Leila mit festerer Stimme. "Was siehst du?" Jet biss die Zähne zusammen. "Ich…ich sehe…Wasser…viel Wasser…und eine unterirdische Basis…", schnaufte er. "En-Die hör auf, mehr weiß er wirklich nicht mehr!", rief Leila und der Schatten ließ von ihm ab. "Irgendwo am Wasser also", überlegte Aang. "Wo könnte das sein?"
Die Straßen BaSingSes waren wie leergefegt, doch ein einsamer Dai Li Agent ging immer noch Streife. Plötzlich wurde er von hinten angerempelt und er erkannte gerade noch, wie eine mit einer blauen Maske vermummte Gestalt an ihm vorbeilief. "Aus dem Weg!", rief die Gestalt und verschwand hinter der nächsten Ecke. Wütend nahm der Erdbändiger die Verfolgung auf. Doch hinter der nächsten Ecke wurde er plötzlich überrumpelt und der vermummte Mann hielt ihm ein Doppelschwert an die Kehle. "So und du wirst mir jetzt genau meine Fragen beantworten, wenn du leben willst", zischte er. Weitere Überredungskünste brauchte er nicht. Bald schon war der Maskierte auf dem Weg zu seinem neuen Ziel, welches der Dai Li Agent ihm genannt hatte. Auf einem Hausdach blieb er kurz stehen und nahm seine Maske ab. Der Feuerprinz Zuko, denn niemand anderer befand sich unter der Maske des blauen Geistes, blickte über die nächtliche Stadt. Er war mit seinem Onkel zusammen nach vielen Fährnissen hierhergekommen, um von seiner Schwester sicher zu sein, doch vor wenigen Tagen hatte er eines der Suchplakate von Aang gefunden und wusste daher, dass der Avatar ebenfalls in der Stadt war und seinen Bison suchte. Obwohl sein Onkel dagegen war, hatte sich Zuko davongeschlichen und ohne dessen Wissen begonnen, Nachforschungen anzustellen. Nun wusste er endlich, wo sich der Bison befand. "Also, beim Laogai-See finde ich ihn. Gut, dann wollen wir mal", meinte der Feuerbändiger zu sich selbst und setzte die Maske wieder auf.
Team Avatar war inzwischen ebenfalls bei dem See angekommen. En-Die und Leila sahen sich in Erinnerungen schwelgend um. "Kannst du dich daran erinnern, als hier noch ein Dorf war?", fragte der Schatten seine Freundin und sie grinste, wobei ihre Eckzähne aufblitzten. "Vor allem erinnere ich mich daran, dass du mich hier eingeladen hast, mit dir auf deine Reise zu kommen", antwortete sie und er nickte. "Das ist schon lange her", seufzte er und sie stimmte ihm zu. Toph stand inzwischen am Ufer und spürte mit ihrem seismischen Sinn die Gegend ab. "Ich hab‘s gefunden!", rief sie und stampfte auf den Boden, woraufhin sich ein steiniger Steg in den See aus dem Wasser erhob, an dessen Ende eine Luke war. "Da muss es reingehen", meinte Aang und die Erdbändigerin grinste. "Darauf kannst du deinen Gleiter verwetten Hüpfdohle", stimmte sie ihm zu. Vorsichtig stieg Team Avatar die Leiter in die unterirdische Basis hinunter und fand sich bald in einem gigantischen Höhlensystem wieder. Jet sah sich um und schien langsam seine Erinnerungen wiederzuerlangen. "Es fällt mir nach und nach wieder ein. Ich wurde hierhergebracht und sie haben so ein komisches Licht vor mir herumbewegt", flüsterte er. Sie kamen an einigen Räumen vorbei und gelangten schließlich zu einem großen Tor. "Hier könnten sie Appa festhalten", flüsterte Katara. "Es ist auf jeden Fall groß genug", stimmte Aang zu. En-Die nahm ein kleines Stück Anlauf. "Gut, tretet bitte zurück", meinte er, als er violett zu glühen begann. Team Avatar tat wie ihm geheißen und der Schatten stürmte auf das Tor zu.
Das Tor sprang auf und Appa hob erwartungsvoll seinen riesigen Kopf. Doch durch das Tor trat jemand, den er zwar auch am Geruch erkannte, jedoch nicht derjenige war, auf den er gehofft hatte. "Hast du jemand anderen erwartet?", fragte der blaue Geist den Luftbison und zog seine Schwerter. "Endlich habe ich dich gefunden." "Sieh mal einer an, der blaue Geist. Ich habe mich ja immer gefragt, wer hinter dieser Maske steckt", ertönte da plötzlich eine Stimme hinter ihm und er fuhr herum. Dort im Eingang stand Iroh, der ihn grimmig anblickte. "Onkel!", rief Zuko überrascht. "Seht doch, ich habe den Bison des Avatars gefunden. Wir müssen ihn nur mehr hier rausschaffen und dann…" "Dann was? Wollt Ihr ihn vielleicht in unserer kleinen Wohnung als Haustier halten? Ihr denkt diese Dinge nie zu Ende, genau wie damals am Nordpol. Ihr hattet den Avatar damals schon, aber ihr wusstet nicht, wohin mit ihm. Genau wie jetzt!" Zuko sah seinen Onkel an. Er wusste, dass er recht hatte und trotzdem… "Zuko, lasst es endlich gehen", flüsterte Iroh und der Feuerprinz sank auf die Knie und ließ einen frustrierten Schrei los.
Das Tor sprang auf und segelte durch den halben Raum. Doch dahinter fanden sie nicht, wie erwartet, Appa, sondern Long Feng vor, der aussah, als hätte er sie bereits erwartet. "Ihr habt ja wirklich lange genug gebraucht, um hierher zu kommen. Jetzt muss ich euch leider wegen Hochverrat verhaften", meinte er und von der Decke lösten sich plötzlich unzählige Dai Li Agenten, die sie umstellten. Die Agenten feuerten ihre Steinernen Handschuhe auf sie ab, doch Toph ließ sie in der Luft zerbröseln. Gemeinsam drängten die Freunde ihre Gegner immer weiter zurück, wobei sie sich gegenseitig in gewagten Manövern halfen. "Long Feng!", rief En-Die und seine Augen leuchteten wütend auf. Langsam kam er auf den Anführer der Dai Li zu. "Du hast damals den Befehl gegeben, mich zu töten, du betrügst den Erdkönig schon seit Jahren, du hast dafür gesorgt, dass Sanchandra fast starb, als sie mich rettete. Aber das schlimmste von allem, du hast nichts daraus gelernt." Der Schatten fegte mit einem Plasmastoß die Dai Li Agenten weg, die sich vor Long Feng gestellt hatten. "Ich bin ein Schatten! Wenn ich falle, dann stehe ich stärker auf! Diesmal bin ich nicht allein!" Damit raste er auf ihn zu und verfehlte ihn nur knapp. Seine nächsten Schläge wehrte der Erdbändiger mit Felswällen ab. Doch der Schatten kam immer näher, bis er plötzlich hinter sich einen Schrei vernahm. Es war Leila, die von den Agenten in eine Ecke getrieben worden war. Sie blendeten sie mit den Leuchtsteinen der Höhle, so dass die Blutlose nichts mehr sehen konnte. Fluchend drehte En-Die um und eilte seiner Freundin zur Hilfe. Er packte den ersten Agenten bei den Beinen und schleuderte ihn gegen seinen Kollegen. Der nächste wurde von En-Dies Mantel eingehüllt und, als er ihn wieder losließ sah es so aus, als hätte der Mann seinen schlimmsten Albträumen ins Auge geblickt. Als letztes ließ der Schatten eine Plasmawelle frei, die die übrigen Agenten um Leila herum gegen die Wand katapultierte. Aang hatte inzwischen mit einem Luftstoß die anderen ausgeschaltet und rannte nun, dicht gefolgt von Jet, auf Long Feng zu, der sich durch eine Tür verdrückte. Die beiden liefen ihm nach und die Türe schloss sich, bevor ihre Freunde nachkommen konnten. Wütend schlug der Schatten gegen die Eisentür, doch sie rührte sich keinen Millimeter. Sie waren von ihnen abgeschnitten.