So viel ist geschehen, in so kurzer Zeit. Sie hatten es endlich geschafft, zum Erdkönig vorzudringen und ihn davon zu überzeugen, dass Long Feng ihn hintergangen hatte. Nachdem sie ihm die Reste des Bohrers an der äußeren Mauer gezeigt hatten, hatte er ihnen schließlich geglaubt und Long Feng verhaften lassen. Sie konnten sich seine Unterstützung bei der Invasion der Feuernation sichern, die sie am Tag der Sonnenfinsternis geplant hatten, an dem die Feuerbändiger ihre Bändigungsfähigkeiten verlieren würden. Da sie nun endlich den Erdkönig als Freund hatten fanden sie auch heraus, dass sämtliche Post für sie abgefangen worden war. Aang hatte einen Brief vom östlichen Lufttempel bekommen, in dem ein Guru ihm schrieb, dass er ihm helfen wolle, den Avatar-Zustand zu meistern. Sokka und Katara hatte man Nachrichten von der Front gegeben, aus denen sie geschlossen hatten, dass ihr Vater ganz in der Nähe gegen die Schiffe der Feuernation kämpfte. Toph hatte einen Brief von ihren Eltern bekommen, die sich mit ihr in BaSingSe treffen wollten, um endlich alles zu bereden. So hatte sich das Team schließlich aufgeteilt. Aang war zum östlichen Lufttempel aufgebrochen und hatte Sokka mitgenommen, den er bei seinem Vater absetzen würde. Toph wollte zu dem vereinbarten Treffpunkt gehen, um ihre Eltern wiederzusehen…äh…wiederzu- …na ihr wisst schon. Katara war mit En-Die und Leila im oberen Ring der Stadt geblieben, um bei den Invasionsplänen zu helfen.
Nun saß der Schatten vollkommen erschöpft auf der Terrasse ihres Anwesens im oberen Ring und genoss den Moment der Ruhe, während er die untergehende Sonne betrachtete. Doch der Moment hielt nicht lange an, denn bald schon hörte er Schritte näherkommen. "Was brauchst du Leila?", fragte En-Die das Mädchen, welches im Rahmen der Terassentür stehengeblieben war. "Du hast mich erkannt", murmelte sie. "Wer sonst sollte dort stehenbleiben, um nicht hinaus in die Sonne treten zu müssen?" Sie trat unruhig von einem Fuß zum anderen. "Ich…ich wollte nur nachsehen, ob es dir gut geht", meinte sie. "Warum lügst du mich an Leila?", fragte er sie und stand auf. "Du bist unruhig. Es ist wegen dem, was du unter dem Laogai-See gesagt hast, habe ich recht?" Sie errötete leicht. "Du hast es also wirklich gehört", stellte sie fest. "Das habe ich." Sie standen eine Weile da und sahen sich an, ohne dass einer der beiden ein Wort sagte. "W-willst du denn gar nichts dazu sagen?", fragte Leila plötzlich, die inzwischen hochrot geworden war. En-Die lachte. "Dich kann man so leicht aus der Fassung bringen", meinte er grinsend und sie sah ihn trotzig an. "D-das ist nicht nett, weißt du? Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe. Ich würde sogar verstehen, wenn du mich nicht lieben würdest, aber du kannst mich nicht einfach so zappeln lassen." Der Schatten sah sie an, während er versuchte zu entscheiden, ob er sie liebte oder nicht. Er dachte zurück an seine Zeit, kurz nachdem er seine Reise begonnen hatte. Damals war er einer wundervollen jungen Dame begegnet. Er hatte sich sofort in sie verliebt und sie sich auch in ihn. Sie hatten sich geschworen, zusammen zu sein, wenn die Zeit gekommen war. Aber dieses Mädchen…nein Leila war kein Mädchen. Sie war nur ein wenig jünger als er selbst und sie hatten so viele Abenteuer zusammen erlebt. Er hatte sie ins Herz geschlossen, weil er sie verstand und sie ihn verstand.
Die Kerzen auf der Terrasse begannen zu flackern. ‚Ich weiß genau, dass du zuhörst‘, meinte der Schatten still. Eine hallende Stimme kicherte in seinem Kopf. ‚Du musst dir nichts vormachen En-Die und mir auch nicht. Ich weiß, dass du sie magst. Du kennst sie besser, als du mich jemals gekannt hast. Das ist wahre Liebe. Ich war nur die erste Frau, die du gesehen hast‘, meinte sie und er senkte nachdenklich den Kopf. ‚Aber das Versprechen, das ich dir gab…‘ ‚Sollte dich nicht davon abhalten, auch im Leben Glück zu finden. Ich sagte, dass ich warte, bis du zu mir kommst. Und in der Zeit bis dahin solltest du nicht alleine sein. Du trägst meinen Stein immer noch, oder?‘ En-Die berührte die Kette, in der Rubinas Stein war und nickte, so leicht, dass Leila es nicht bemerkte. ‚Dann werde ich auch weiter warten.‘ ‚Danke Rubina‘, meinte der Schatten schmunzelnd, als er spürte, dass sich ihre Präsenz aus seinem Geist zurückzog.
"Warum grinst du denn so seltsam?", riss ihn Leilas Stimme aus seinen Gedanken. Der Schatten sah sie kurz an, dann umarmte er sie. Das Mädchen war eindeutig etwas überrascht davon, doch dann, als En-Die ihr einen Kuss gab, gab sie nach und küsste zurück. Sie lösten sich erst nach einiger Zeit voneinander, als sie beide wieder Luft holen mussten. "Leila, ich fühle dasselbe", meinte En-Die und ihre Augen wurden groß. "Du…du…" "Ja, ich liebe dich auch." "Was...was werden die Leute sagen, wenn sie uns sehen?", fragte sie zögernd und er lachte. "Du spielst auf dein Aussehen an, habe ich recht?", fragte er. "Ich bin auch nicht gerade das, was die Menschen normal nennen würden." Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und ihre spitzen Eckzähne blitzten im Licht des nun am Himmel stehenden Sichelmondes auf. "Da hast du recht. Ich will diesmal bei dir bleiben", flüsterte sie und er nickte. "Ich werde dich nie mehr wegschicken", versprach er. "Egal, was passiert, wir bleiben für immer zusammen." Und mit diesem Versprechen küssten sie sich erneut.