En-Die trat gerade noch einen Schritt zur Seite, als die Metalltüre auf ihn zuraste. Aus der kleinen Zelle kamen Toph, Sokka und der Erdkönig heraus. "Was?", fragte das blinde Mädchen, als es spürte, dass der Schatten sie ansah. "Du hast mir zu lange gebraucht!" "Ich war kurz davor, die Türe zu öffnen“, meinte er genervt. "Natürlich", neckte Leila ihn und er machte ein Gesicht, wie ein kleiner Junge, dem die Süßigkeiten weggenommen worden waren. "Für jemanden, der gerade wie ein blutiger Anfänger gefangengenommen wurde, reißt du den Mund ja ganz schön weit auf", meinte er zu Toph. "Hey, Mai und Ty Lee haben uns überrascht!", verteidigte sich das Mädchen. Als sie dem Erdkönig die Warnung überbringen wollten, war dieser schon längst gefangen genommen worden und die beiden Mädchen hatten auf sie gewartet. "Ich gehe nicht ohne Bosko!", rief der Erdkönig plötzlich und unterbrach so das Streitgespräch der beiden. En-Die seufzte. "Ich werde Euren Bären holen", meinte er. "Und ihr holt inzwischen Appa." "Ich komme mit", meinte Leila. "Nein, bleib bei den anderen. Mit den beiden werde ich fertig", widersprach der Schatten. "Na schön, aber bitte komm schnell nach", gab sie nach und küsste ihn rasch. Die anderen sahen die beiden etwas überrascht an. "Das…das ist eine längere Geschichte", meinte En-Die. "Warum, was ist passiert?", fragte Toph. Sokka schüttelte den Kopf. "Nicht so wichtig! Kommt, auf zu Appa!" Damit liefen sie los und En-Die ging alleine zum Thronsaal.
Ty Lee versuchte Bosko gerade Kunststücke beizubringen, als der Schatten ankam. Mai sah ihn zuerst und stand auf. Ty Lee war gleich an ihrer Seite. "Ihr zwei habt keine Chance", meinte En-Die. "Gebt auf, das macht es allen leichter." "Das hättest du wohl gerne", meinte Mai und warf ihre Messer auf ihn. Doch der Schatten fing sie in der Luft, wobei sich sein Arm so schnell bewegte, dass er teilweise nicht mehr zu sehen war. "Solche Wurfwaffen sind zu langsam für mich. Es ist so, als würden sie in Zeitlupe auf mich zukommen", meinte er und warf sie hinter sich auf den Boden. Ty Lee grinste. "Vielleicht bin ich ja schneller!", rief sie und stürmte auf ihn zu. En-Die tat nichts. Er verteidigte sich nicht. Er wich nicht mal aus. Ty Lee schlug mit voller Wucht auf die Schwachpunkte, die das Chi blockierten. Doch En-Die blieb stehen, als wäre nichts geschehen. "Was zum…" Weiter kam sie nicht. Der Schatten hatte sie gepackt und hob sie langsam hoch. "Dein Chi-Blocken funktioniert bei mir nicht. Diese Technik kann, wie du weißt, das Blut des Gegners für Sekundenbruchteile zum Stillstehen bringen. So hört auch das Chi auf zu fließen, wodurch man sich nicht mehr bewegen kann. Zu deinem Pech bin ich aber kein Mensch, sondern ein Schatten und habe kein Blut in meinem Körper. Durch meine Adern fließt reines Quecksilber." Damit schleuderte er sie auf Mai und die beiden Mädchen blieben bewusstlos liegen. Er trat zu Bosko und hob ihn hoch. "Komm Teddybär, dein Besitzer wartet schon auf dich", meinte er und lief, so schnell er eben konnte, los. ‚Das war ja ein langweiliger Kampf. Ich hoffe, dass Aang auch so wenige Probleme hat.‘
Aang und Katara hatten Azula inzwischen ziemlich in die Ecke getrieben. Die Feuerbändigerin musste in der Tat erkennen, dass die beiden um ein Vielfaches stärker geworden waren und der unterirdische Fluss, der Katara fast grenzenlos Wasser zur Verfügung stellte, verbesserte die Lage nicht besonders für sie. Doch gerade, als es für die Feuerprinzessin hoffnungslos aussah, kam Zuko in die große Halle der Kristallkatakomben und mischte sich ein. Zusammen drängten er und seine Schwester den Avatar und die Wasserbändigerin zurück und trennten sie schließlich. Aang musste nun alleine gegen Azula antreten, während Zuko sich Katara vornahm. "Ich dachte, du hast dich geändert!", rief Katara wütend. "Hab ich auch!", antwortete Zuko und griff erneut an. Aang wehrte inzwischen mit großer Mühe Azulas Angriffe ab. Doch dann mischten sich auch noch Dai Li-Agenten ein. Der Junge erkannte, dass sie keine Chance, es zu schaffen…es sei denn…es sei denn er würde in den Avatar-Zustand gehen. Blitzschnell ließ er einige Diamanten um ihn herum aus dem Boden schießen, um sich zu verbarrikadieren und setzte sich im Schneidersitz hin. Es war jetzt vollkommen egal, für wen er sich entscheiden würde…wenn er das jetzt tun wollte, dann musste er sie beide loslassen, so wie der Guru es ihm gesagt hatte. Und so begannen seine Augen und sein Tattoo zu leuchten, als er in seine mächtigste Form überwechselte, in der sich die Macht aller Avatare in seinem Körper vereinte. Wenn er jetzt starb, dann starb der Avatar selbst für immer. Aber das würde niemals passieren. In dieser Form war er stärker, als jemals zuvor. Mit diesem Gedanken brach er durch die Diamantenhülle und schwebte langsam nach oben. Die Dai Lee-Agenten wichen ängstlich zurück und auch Zuko zögerte, doch plötzlich schoss ein Blitz durch den Raum und traf Aang im Rücken. Katara sah entsetzt auf den Jungen, als er, schwer verletzt von Azulas Blitz, zu Boden fiel. Ihre ganze Wut floss in ihr Bändigen und sie schwemmte die Dai Li-Agenten einfach weg. Als Zuko und Azula sie angreifen wollten, kam plötzlich Iroh aus einer Nebenhöhle und ging dazwischen. "Flieht! Ich halte die Feiglinge auf!", rief er und drängte die beiden Geschwister und die Erdbändiger mit Feuerstößen zurück. Katara nutzte die Atempause, nahm den bewusstlosen Aang und entkam aus den Katakomben. Draußen traf sie auf die anderen, die mit Appa bereits auf sie warteten. Der Bison flog los und verließ die Stadt BaSingSe, die nun endgültig gefallen war. En-Die blickte auf den Jungen, der vor ihm lag. "Er lebt noch, ist aber sehr schwach. Katara, erinnerst du dich noch an das Wasser aus der Geisteroase, das dir Meister Pakku gegeben hat? Ich denke, es ist jetzt an der Zeit", meinte er und sie nickte. Vorsichtig bändigte sie das Wasser aus dem kleinen Fläschchen, welches sie immer bei sich trug. Es begann zu leuchten, als es sich auf Aangs Wunde legte. Alle blickten angespannt auf den Luftbändiger. Leila hielt ängstlich En-Dies Arm, Sokka kaute nervös seine Fingernägel und Toph robbte näher heran und nahm seine Hand, um Aangs Herzschlag spüren zu können. Und dann hustete der Avatar plötzlich. "Geht es ihm wieder gut?", fragte Toph, die nur gemerkt hatte, dass sein Herz wieder zu schlagen begonnen hatte. "Er ist noch nicht bei Bewusstsein. Er muss sich ausruhen. Sehr lange ausruhen", antwortete die Wasserbändigerin ihr. En-Die seufzte. "Aang befindet sich gerade zwischen Leben und Tod. Die nächsten Tage werden entscheiden, in welche Richtung er gehen wird."