Das Team schreckte auf, als ein glühender Feuerball über sie hinweg flog und in der Nähe des Dorfes, vor dem sie campierten, einschlug. "Ein Meteor. Ich habe schon lange keinen mehr gesehen", murmelte En-Die. "Sehr interessant, aber wir müssen etwas gegen das Feuer tun, sonst setzt es auf das Dorf über!", rief Aang und die anderen stimmten zu. Gemeinsam liefen sie zur Absturzstelle. "Katara, beschaff uns Wasser! Toph, Aang, ihr erstickt das Feuer währenddessen! Leila…" "Vergiss es!", unterbrach die Blutsaugerin den Schatten. Sie war ängstlich hinter einem Baum in Deckung gegangen. "Ich gehe keinen Schritt näher an dieses Feuer heran!" En-Die seufzte. "Na schön", meinte er und stürmte los. "Hey und was ist mit mir?", fragte Sokka. "Pass auf Momo auf", antwortete Aang und überreichte ihm den fliegenden Lemur, dann machte er sich mit Toph daran, das Feuer mit riesigen Erdplatten zu ersticken. En-Die absorbierte so viel Feuer, wie er konnte und ließ es dann als Plasmaball in den Nachthimmel schießen, wo es explodierte. Katara kam inzwischen vom nahen Fluss zurück und bändigte eine riesige Wassermasse in die Feuergrube, die auch den letzten Funken auslöschte. Sie hatten es geschafft.
Am nächsten Tag gingen sie in das Dorf, um dort zu frühstücken. "Die Leute hier wissen gar nicht, dass sie letzte Nacht in so großer Gefahr gewesen sind", stellte Aang fest. "Und sie wissen auch nicht, was wir für sie getan haben", fügte Toph hinzu. "Ich vermisse die Aufmerksamkeit." "Oh weh, ihr armen Helden", ertönte Sokkas Stimme vom Rand der Terrasse, auf der sie saßen. "Was ist denn los Sokka?", fragte Katara ihren Bruder. "Ach nichts, es ist nur…naja. Gestern, als ihr das Feuer bekämpft habt, da kam ich mir so nutzlos vor. Ihr habt alle diese coolen Fähigkeiten und…ich habe nichts. Ich kann kein Wasser beherrschen, oder fliegen, ich bin als einziger von uns stinknormal." En-Die stand von dem Tisch auf und kam zu ihm. "Du benutzt dieses Wort, als könnte man damit etwas beschreiben", meinte er und der Wasserstammkrieger sah ihn fragend an. "Normal. Dieses Wort kann man nicht benutzen, um sich mit jemanden zu vergleichen. Denn weißt du Sokka, wir alle sind normal. Wenn Aang nicht Luftbändigen könnte, dann wäre er nicht normal. Wenn Toph oder Katara nicht so wären, wie sie sind, dann wären sie nicht normal. Wenn ich nicht…", er pausierte kurz, als müsste er sich sammeln. "Wenn ich nicht der Letzte meiner Art wäre, dann wäre ich nicht normal. Du darfst nicht denken, dass du schlechter bist als wir, nur weil du nicht bändigen kannst. Du bist ein wertvolles Mitglied dieses Teams und ein fester Bestandteil unserer Familie. Also sag bitte nie wieder, dass du stinknormal bist, als wäre das etwas Schlechtes." Sokka nickte und sah ihn dankbar an. "Außerdem kannst du viele Dinge, die wir nicht können!", rief Aang und kam zu ihnen. "Wir haben zum Beispiel keine Ahnung, wie man einen Bumerang benutzt. Und niemand sonst kann so gut Witze über Kataras Haare machen." "Was, was ist denn mit meinen Haaren?", fragte Katara nervös. "Nichts, gar nichts", antwortete Aang schnell. Leila schloss sich ihnen an: "Du kannst auch am besten Karten lesen." "Und ich kann gar nicht lesen", stimmte Toph zu. Katara kam nun auch zu ihm. "Hör mal, ich glaube ich weiß, was dich aufmuntern wird", meinte sie. "Und was genau ist das?", fragte er seine Schwester.
"Ein Einkaufsbummel!", rief der Junge begeistert. Fasziniert ging er durch das Geschäft und sah sich die verschiedenen Dinge an, die in den Regalen waren. Bald schon stand er in der Waffenabteilung und testete eine Waffe nach der anderen. Doch weder die Lanze, noch der Morgenstern, oder gar die Keule passten zu ihm. Er wollte schon aufgeben, da fiel sein Blick auf ein wunderschönes Schwert, welches ebenfalls in dem Geschäft zur Schau gestellt wurde. Interessiert nahm er die Klinge und zog sie aus der Scheide. "Das ist ein wirklich gutes Schwert", meinte er. "Das sollte es auch sein", mischte sich der Besitzer des Geschäfts nun ein. "Schließlich wurde es von Meister Piandao selbst geschmiedet." "Piandao?", fragte Aang nach. Es war En-Die, der ihm antwortete: "Er ist ein großer Schwertmeister und lebt hier in der Nähe." Dann nahm der Schatten das Schwert. "Sehr stabil sieht es aber nicht gerade aus", meinte er und zog sein Schwert, welches er mit der Rüstung zusammen aus seinem Mantel geformt hatte. Er schwang das Schwert aus dem Laden gegen seine eigene Klinge und es zerbrach. "Ups. Das nennt Ihr gut?", fragte er fassungslos und der Geschäftsführer sah entgeistert auf die Klinge. "W-wisst Ihr eigentlich, was Ihr da gerade getan habt? Das war eine einzigartige Klinge und Ihr zerstört sie einfach, als wäre sie aus Holz! Das zahlt Ihr mir bis auf das letzte Goldstück zurück!" Der Schatten hob abwehrend die Hände. "Schon gut, schon gut, tut mir leid!", entschuldigte er sich und händigte dem Mann einen Beutel voll klimpernder Münzen aus. "Reicht das?", fragte er und der Händler wiegte den Beutel in seinen Händen. "Ich will es als wiedergutgemacht ansehen", murmelte er, dann wandte er sich an Sokka. "Was dich angeht, wenn du wirklich ein Schwert möchtest, dann solltest du dir schon selbst eines schmieden. Sprich am besten mit dem Schwertmeister." Katara nickte zustimmend. "Genau das ist es, was dir fehlt Sokka! Ein Meister, von dem du etwas lernen kannst", meinte sie. Sokka überlegte kurz. "Na schön", meinte er. "Dann gehen wir zu diesem Schwertmeister."
"Denkt ihr, dass es gut gehen wird?", fragte Katara. "Das ist Sokka", antwortete Aang ihr. "Das heißt also, dass irgendetwas schiefgehen wird", meinte Toph grinsend und der Luftbändiger stupste sie kichernd an. En-Die schmunzelte. "Er ist gut aufgehoben", meinte er und blickte zurück auf das Anwesen, wo Sokka nun angenommen worden war. "Wieso bist du dir so sicher?", fragte Leila ihn. Der Schatten zwinkerte ihr durch sein Visier zu. "Einfach so."
Das Training war hart. Doch vor allem war es anders, als der Junge es sich vorgestellt hatte. Piandao prüfte nicht nur seine physische Stärke, sondern auch seine Geduld und viele andere Dinge, von denen Sokka niemals gedacht hätte, dass er sie für die Schwertkunst brauchen könnte. So verlangte der Schwertmeister von ihm, dass er eine Landschaft nach einmaligen Hinsehen nachzeichnete und seinen Initialen kunstvoll auf eine Rolle Pergament schrieb. Sokka war ziemlich verwirrt, wegen all dem, gab jedoch sein bestes. So verging ein Tag nach dem anderen, bis sich Piandao schließlich mit ihm zusammensetzte, um zu reden. "Sokka, du hast dich in den letzten Tagen bewährt", meinte er. "W-wirklich? Aber ich habe fast alles, was Ihr mir aufgetragen habt vermasselt", murmelte der Junge. "Aber du hast es auf deine besondere Art vermasselt Sokka. Und damit hast du etwas getan, was dir selbst nicht klar war. Du bist dir selbst treu gewesen. Um ein Schwert führen zu können muss man viel mehr tun, als es nur zu schwingen. Das Schwert gehört zu dir, es ist eine Verlängerung deines Armes, eine Verkörperung deiner Selbst. Und darum wirst du nun dein eigenes Schwert schmieden." Der Wasserstammkrieger sah ihn groß an. "Wirklich?", fragte er aufgeregt und der Schwertmeister nickte. "Beginn damit, ein Metall für dein Schwert auszuwählen", meinte er und legte ihm eine Platte mit vielen kleinen Metallklumpen hin. Sokka beäugte sie eine Weile bis er schließlich dachte, dass sich keines dieser Metalle richtig anfühlte. "Meister, wäre es in Ordnung, wenn ich kurz gehen würde, um ein ganz besonderes Metall zu holen?", fragte er und Piandao nickte. "Genau so etwas hatte ich erwartet."
Und so ging Sokka zurück zu seinen Freunden, um sie zu fragen, ob sie ihm helfen würden, den Meteorit, dessen Feuer sie vor einigen Tagen gelöscht hatten, zu dem Anwesen des Schwertmeisters zu bringen. Natürlich brauchte er nicht lange, um sie zu überreden und so machten sie sich schon bald mit dem riesigen Brocken auf den Weg. Der Schwertmeister öffnete persönlich, als Sokka an das große Holztor klopfte. "Ah, du bist wieder da. Wer sind deine Freunde?", fragte er. "Nur weitere tolle Feuernation-Bürger", antwortete der Junge. "Sie haben mir geholfen diesen Meteorit hierherzuschaffen. Denkt Ihr, dass man daraus ein Schwert machen könnte?" Piandao fühlte das nun kalte Metall des Meteoriten hab. "Wir werden ein Schwert daraus machen, wie es die Welt noch nie gesehen hat", kündigte er an. Und so begannen sie, Sokkas Schwert zu schmieden. Viel musste der Junge alleine machen, doch vor allem bei den letzten Handgriffen half ihm der Schwertmeister. Und dann war es vollbracht. Sokka bekam von seinem Meister das neue Schwert aus purem schwarzem Metall überreicht. "Du hast es dir redlich verdient", meinte Piandao. Sokka senkte den Kopf. "Nein…nein das habe ich nicht", murmelte er. "Verzeiht mir Meister, doch ich habe Euch belogen. Ich bin nicht von der Feuernation. Eigentlich komme ich vom südlichen Wasserstamm", meinte er und seine Freunde, mit Ausnahme von En-Die, der an der Wand lehnte, sogen scharf die Luft ein. Piandao seufzte. "Ja, mir tut es auch leid. Zieh dein Schwert Sokka!" Die anderen wollten dazwischengehen, doch der Junge hielt sie auf. "Nein wartet. Ich muss das hier tun." So stellten sich Meister und Schüler im Garten des großen Anwesens kampfbereit auf. "Na gut", meinte En-Die, der mit seinen Freunden und dem Diener des Schwertmeisters auf einem Balkon über ihnen stand. "Das Duell beginnt, wenn das weiße Taschentuch den Boden erreicht hat." Damit ließ er den Stofffetzen los. Piandao stürzte auf Sokka zu, doch diese parierte seinen ersten Schlag. Dann wich er, mehr mit Glück als mit Können, den nächsten Schwüngen aus. Sie kamen bald zu einer kleinen Brücke, auf dessen Geländer der Junge sprang und seine Klinge auf den Schwertmeister niedergehen ließ, der sie ebenfalls parierte. "Sehr gut! Beziehe deine Umgebung in den Kampf mit ein!", rief Piandao, der sein Schwert nun schwang, so dass Sokka in die Luft springen musste, um nicht getroffen zu werden. Er kam hart am Boden auf, reagierte jedoch schnell, als sein Meister auf ihn zukam und schleuderte Erde in seine Richtung, die Piandao ins Gesicht staubte und ihn nichts mehr sehen ließ. Dennoch war er seinem Schüler noch immer weit überlegen und so dauerte es nicht lange, bis er ihm schließlich das Schwert aus der Hand schlug und seine Klinge auf seine Brust richtete. Aang, Katara, Toph und Leila reichte es nun und sie sprangen von dem Balkon. Piandao hob seine Klinge an und sein Diener warf die Scheide perfekt auf eben jene. Dann bückte sich der Schwertmeister und hob das Taschentuch vom Boden auf, um sich die Augen frei zu wischen. "Ich glaube, dass ich etwas zu alt bin, um mich dem Avatar zu stellen", meinte er schmunzelnd und Team Avatar sah ihn überrascht an. "Mal ganz abgesehen von dem letzten Schatten." Sein Blick wanderte hinauf zu dem Balkon, auf dessen Geländer En-Die saß. Sein Mantel wehte um ihn herum im Wind. "Sie mal einer an, hast du mich also durchschaut", meinte er und sprang herab. "Als ich erfahren habe, dass ein Krieger meine Klinge im Dorf zerschmettert hat, wusste ich sofort, dass du das gewesen sein musst. Niemand sonst könnte eine meiner Klingen zum Bersten bringen." "Ihr…ihr kennt euch?", fragte Toph verwirrt. "Das ist schon lange her", antwortete der Schatten knapp. Piandao drehte sich wieder zu Sokka. "Ich wusste seit dem ersten Tag, dass du kein Bürger der Feuernation bist Sokka. Dein Name hat dich verraten. Den verwenden wir hier nämlich nicht besonders oft", erklärte er dem Jungen. "Warum habt Ihr mich dann unterrichtet?", fragte Sokka. "Die Kunst des Schwertes gehört nicht nur einer Nation. Alle haben ein Recht darauf", antwortete Piandao und gab ihm sein Schwert zurück. "Darum sagte ich, dass du es dir redlich verdient hast." En-Die grinste und trat zu dem Wasserstammkrieger. "Dann wollen wir mal", meinte er und eine Klinge formte sich aus seinem Mantel in seiner Hand. "Warte!", rief Sokka, doch bevor er ihn aufhalten konnte hatte der Schatten bereits einen Schlag gegen ihn ausgeführt. Instinktiv parierte der Junge und ein lauter Gong schallte durch den Garten des Anwesens, als die beiden Schwerter gegeneinanderprallten. "Dieses Schwert ist stark", meinte En-Die zufrieden und ließ seine Klinge wieder verschwinden. Piandao nickte zustimmend. "Nun nehmt dies und geht, damit ihr rechtzeitig zur Sonnenfinsternis in Azulon seid", wies er sie an und gab Sokka einen kleinen Stoffbeutel. Sie dankten ihm vielmals und verabschiedeten sich.
"Ich hoffe, dass ihr nun versteht, dass nicht alle Bürger der Feuernation böse sind, nur weil sie hier leben", meinte En-Die und die anderen nickten. "Oh, ehe ich‘s vergesse, hier bitte Toph", meinte Sokka und gab der Erdbändigerin einen Klumpen des Metalls vom Meteoriten. Das Mädchen nahm ihn begeistert an und brachte ihn mit ihrem Metallbändigen in verschiedene Formen. "Cool, danke! Und was hat er dir gegeben?", fragte sie und Sokka sah auf den Stoffbeutel. Er leerte den Inhalt auf seine Hand und das ganze Team, bis auf Toph, steckte die Köpfe im Kreis zusammen, um ihn zu begutachten. "Ein Pai Sho Spielstein", stellte Katara überrascht fest. "Ein weißer Lotus", identifizierte Aang ihn. "Was hat das zu bedeuten?" En-Die, der sich schon ein paar Schritte entfernt hatte, schmunzelte. "Wer weiß Freunde? Wer weiß?"