"Aang, du brauchst jemanden, der dir Feuerbändigen beibringt", wiederholte Toph und der Junge seufzte. "Ja, du hast recht", murmelte er. Er hatte es verdrängen wollen, doch er wusste, dass er es nicht leugnen konnte. Es war nun wichtiger, als jemals zuvor, dass er das Feuerbändigen erlernte, denn wenn sie den Feuerlord nicht vor dem Eintreffen von Sozins Kometen aufhielten, dann konnte nicht mal mehr der Avatar die Welt zurück ins Gleichgewicht bringen. Das hatte Roku ihm in seiner Vision gesagt. "Wenn es ums Feuerbändigen geht, dann kann ich euch helfen", ertönte da eine Stimme und alle fuhren herum. Dort vor ihnen stand Zuko, der Feuerprinz. Blitzschnell stellte sich Team Avatar kampfbereit auf. "Halt, wartet! Ich will nicht kämpfen!", rief Zuko. "Ich bin gekommen, um euch zu helfen!"
"Du wirkst so unruhig", bemerkte Leila, die neben En-Die herging. Sie kamen gerade von der blutenden Stadt und hatten sich aufgemacht, um ihr Team wiederzufinden. Leila hatte keine Ahnung, wo sie sein könnten, doch sie vertraute ihrem Freund, als er sagte, dass sie ihm nur zu folgen brauchte. "Ich hoffe, dass unsere Freunde dafür bereit sind, die Vergangenheit ruhen zu lassen", murmelte der Schatten und Leila sah ihn fragend an. "Sie müssen bald eine Entscheidung treffen, die ihnen sehr schwerfallen wird. Sie müssen sich entscheiden, ob sie vergeben wollen, oder nicht", erklärte er ihr, doch sie verstand ganz offensichtlich immer noch nicht richtig. "Zuko wird zu ihnen stoßen, doch nicht als Feind, sondern als Freund." "Nach all dieser Zeit?", fragte sie skeptisch. "Warum bist du dir so sicher?" "Weil er meinen Speer bewegt hat", antwortete der Schatten. "Schon wieder dieser Speer. Was hat es damit auf sich?", verlangte die Blutsaugerin zu wissen. Und so erzählte En-Die ihr, wie er den Speer in den Boden des Thronsaals gerammt hatte und welchen Fluch er damit über Azulon brachte. Das Mädchen hörte still zu, sah ihn jedoch mit immer größer werdenden Augen an. "Tja, jetzt weißt du alles", schloss er ab. Die beiden gingen erneut eine Weile nebeneinander her, bis sie schließlich beschlossen, dass sie in einer Höhle rasten würden, da die Sonne langsam aufging. "Zu Fuß zu gehen ist anstrengender, als ich dachte", murmelte Leila, während darauf wartete, dass En-Die das Feuer entfachte. "Tja, diesmal kannst du eben nicht auf Sanchandras Rücken schlafen, während ich ein Sonnendach aufspanne", meinte der Schatten grinsend und entblößte seine messerscharfen Zahnreihen. Sie musste schmunzeln. "Ich schlafe sowieso lieber in einem engen geschlossenen Raum", meinte sie. "Sarg. Nenn das Kind beim Namen, Leila", lachte En-Die, während er sich über dem Feuer an die Decke der Höhle hing. Leila sah ihn mit gemischten Gefühlen an. "Ist das denn bequem?", fragte sie ihn und er erwiderte ihren Blick mit seinen violett leuchtenden Augen. Sein Mantel breitete sich aus, hob sie behutsam vom Boden auf und brachte sie an seine Seite. "Sag du es mir", meinte er, anstatt ihr zu antworten. Leila kuschelte sich an ihn und seufzte glücklich. "Es ist wundervoll", murmelte sie und er schmunzelte. Es dauerte nicht mehr lange und die beiden schliefen dicht aneinandergeschmiegt und kopfüber ein.
"Du bist alleine zu Zuko gegangen?", fragte Aang entsetzt, während Toph ihre Füße in den kühlenden Brunnen hielt. "Ich wollte mit ihm reden", murmelte die Erdbändigerin schuldbewusst. "Und er hat dich verbrannt! Was wäre passiert, wenn ich dich verloren hätte?", fragte der Avatar und sie seufzte. "Mir ist nichts passiert Aang", beruhigte sie ihn und drückte ihn an sich, woraufhin sich der Junge endlich etwas entspannte. "Wisst ihr, auch wenn ihr’s uns erklärt habt, ich bin immer noch verblüfft, dass ihr zwei ein Pärchen geworden seid", meinte Sokka grinsend und Toph gab ihm einen Todesblick. Naja, einen Todes…ein…na ihr wisst schon, was ich meine! Auf jeden Fall wich der Wasserstammkrieger sicherheitshalber etwas zurück. "Zurück zur Sache Toph! Wir haben dir gesagt, dass du nicht alleine zu Zuko gehen sollst! Bei ihm weiß man nie, ob er es ernst meint! Er hat mir damals in BaSingSe auch gesagt, dass er sich geändert hat!", tadelte Katara sie. "Es ist ja auch meine Schuld. Ich habe ihn erschreckt. Er wollte mich gar nicht verbrennen", murmelte Toph. "Und wir stimmen doch alle darin überein, dass Aang dringend einen Feuerbändigermeister braucht! Wer weiß, wann wir das nächste Mal einem über den Weg laufen, der bereit ist, uns zu helfen!" Da musste der Luftbändiger seiner Freundin zwar rechtgeben, doch Katara war noch nicht überzeugt. "Wie auch immer", begann Sokka. "Wir sollten…" Weiter kam er nicht, denn im nächsten Moment wurde er von einer Explosion unterbrochen. Ein Teil des Tempels über ihnen war in die Luft gegangen und prasselte auf sie herab. Aang schaffte es im letzten Moment, die Brocken aufzuhalten. Sie blickten auf einen Vorsprung in einiger Entfernung, wo der Brandbändiger stand. Zuko war ebenfalls dort und er war es gewesen, der den Mann gerade noch aufgehalten hatte, sonst hätte er das Team mit Sicherheit nicht verfehlt. "Genug! Es ist vorbei! Ich will nicht mehr, dass du den Avatar jagst!", rief der Feuerbändiger und Aang sah ungläubig zu ihnen. Der Mann beachtete ihn nicht und griff erneut an. Wieder konnten die Kinder nur knapp entkommen. "Wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, dann bezahle ich dich gar nicht!", rief Zuko und ging auf den Mann los, der ihn jedoch einfach schnappte und eisern festhielt. "Okay, du bekommst das Doppelte, aber jetzt hör auf!", versuchte es der Feuerprinz erneut, doch der Mann kümmerte sich nicht im Geringsten um ihn und schleuderte ihn über den Klippenrand. Team Avatar war währenddessen hinter einer Wand in Deckung gegangen. "Was sollen wir nur tun?", fragte Toph. "Ich kann mit meinen verbrannten Füßen nichts ausrichten." Sokka überlegte kurz, dann nahm er entschlossen seinen Bumerang zur Hand. "Ich muss wissen, wo er steht", meinte er und lugte hinter der Wand hervor. Blitzschnell ortete er den Ursprung der Angriffe, dann warf er seinen Bumerang, der in hohem Bogen durch den Tempel sauste und dem Brandbändiger genau auf die Stirn knallte. Wütend wollte dieser ihn ins Visier nehmen, doch als er erneut feuerte, explodierte seine Attacke ihm mitten im Gesicht.
"Jawoll! Bumerang eins! Bändiger null!", rief Sokka triumphierend. Der Avatar trat inzwischen an den Klippenrand. "Zuko", flüsterte er. Toph blickte ihn mit ihren blinden Augen traurig an. Sie wusste, dass Aang nichts mehr hasste, als jemanden zu verlieren, selbst wenn dieser jemand vielleicht nicht sein Freund gewesen sein sollte. Da ertönte plötzlich ein Klacken. Dann noch eines und noch eines. Es war, als würde eine riesige metallene Spinne die Felswand heraufkommen. Etwas mulmig trat der Luftbändiger zurück und seine Freunde stellten sich neben ihn. Doch was dann heraufkam, war kein Monster. Es war En-Die, dessen Mantel sich in lange metallene Stelzen verwandelt hatten, die den Schatten hinaufbeförderten. Doch er war nicht alleine. "Ihr habt da was verloren", meinte er und setzte Zuko behutsam ab. Das Team war zu sprachlos, um etwas zu sagen. "En-Die!", ertönte da plötzlich Leilas Stimme hinter ihnen und das Mädchen kam zu ihnen gerannt. Bei dem Schatten angekommen verpasste sie ihm einen Ohrfeige. "Mach das ja nie wieder!", drohte sie ihm und ihre roten Augen verrieten, dass sie fast geweint hätte. "Was ist denn hier eigentlich los?", brachte Sokka nun heraus. Die beiden Neuankömmlinge drehten sich zu ihren Freunden. "Tja, wir waren gerade dabei, hier runter zu klettern, da sehe ich Zuko, der gerade in die Tiefe stürzt", begann En-Die. "Und diesem Idiot hier fällt nichts Besseres ein, als einfach die Klippen runterzuspringen!", fuhr Leila immer noch wütend fort. "Ich dachte für einen Moment, mein Herz würde stehenbleiben!" "Leila, dein Herz ist schon vor langer Zeit stehengeblieben", mischte sich nun der Schatten ein. "Du weißt, was ich meine! Und außerdem habe ich immer das Gefühl, dass es schlägt, wenn ich bei dir bin", schnaubte das Mädchen und zog einen Schmollmund, der alle zum Lachen brachte. Alle, außer Aang. Er trat vor und half Zuko auf die Füße. "Du hättest dich geopfert, um uns zu retten", murmelte er und Zuko sah ihn ausdruckslos an. "Ich…es stimmt, ich brauche einen Meister, der mir Feuerbändigen beibringt. Ich wäre sehr froh, wenn du das sein könntest, wenn meine Freunde mir zustimmen." Er drehte sich zu den Genannten um. "Nimm ihn nur auf, dann kann ich mich für die Brandblasen revanchieren", meinte Toph grinsend und rieb sich die Hände. Sokka seufzte. "Hey, ich will nur den Feuerlord besiegen. Wenn du meinst, dass wir dafür ihn brauchen, dann bin ich einverstanden", meinte er und Aang nickte. Dann wanderte sein Blick auf Katara, die immer noch sehr zerrissen aussah. "Von mir aus", gab sie nach. "Aber, wenn du auch nur ein Anzeichen darauf machst, dass du Aang schaden willst, dann werde ich mich persönlich um dich kümmern." Damit kehrte das Team zurück zu seinem Lager, nur Aang und En-Die blieben zurück. "Es ist schwer, jemanden, der früher böse war, zu vertrauen", murmelte Aang. "Böse", wiederholte der Schatten leise und der Avatar sah seinen alten Freund fragend an. "Richtig und falsch, Gut und Böse sind nicht die Dinge, die uns von unseren Feinden unterscheiden. Es sind unsere unterschiedlichen Perspektiven. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig und denken, dass sie im Recht sind. Es wird sehr schwierig sein, nach dem Krieg diese Vorurteile auszuradieren", erklärte dieser. "Den Kindern der Feuernation werden diese Lügen schon in der Schule eingetrichtert, das hast du selbst erlebt. Der einzig wahre Böse ist nur der, der an der Spitze steht. Du siehst also Aang, es gibt kein Gut und Böse, es gibt nur zwei Seiten, mit verschiedenen Ansichten." Damit ging der Schatten seinen Freunden hinterher und ließ den Jungen hinter sich. Aang dachte kurz über das nach, was sein Freund gesagt hatte. "Er hat recht", ertönte Tophs Stimme und der Luftbändiger sah überrascht auf. Das Mädchen saß in einiger Entfernung auf dem Boden und hatte auf ihn gewartet. Er trat zu ihr und hob sie auf seine Schultern. "Ja, das hat er", stimmte er zu, während er losging. "Hey, konzentrier du dich ganz auf das Feuerbändigen. Der Rest kommt dann von ganz alleine", ermutigte sie ihn und er lächelte. "Was würde ich nur ohne dich tun?", fragte er sie und sie grinste schelmisch. "Ich bin doch hoffentlich nicht zu schwer", scherzte sie, wie damals bei dem Gang ohne Licht. Aang erkannte die Anspielung offenbar, denn er kicherte. "Ich würde dich jederzeit wieder tragen."