Zuko ließ frustriert einen Feuerstoß nach dem anderen los. Doch eigentlich konnte man diese mickrigen Flämmchen kaum als Feuerstöße bezeichnen. Sie waren gerade mal groß genug, um ein Lagerfeuer zu entfachen. "Das gibt’s doch nicht! Was ist denn los?", fragte der Feuerprinz wütend und versuchte es erneut, jedoch mit demselben Ergebnis. "Vielleicht ist es die Höhenlage", schlug Aang vor, der vor ihm saß. "Oh…ja, da könntest du recht haben", murmelte Zuko und die beiden begaben sich in ein anderes Stockwerk des Lufttempels. Doch auch hier verbesserte sich die Situation nicht unbedingt. So mussten sie am Ende des Tages unverrichteter Dinge zu ihrem Lager zurückkehren.
"Ich…ich habe schlechte Nachrichten. Ich habe etwas Wichtiges verloren", gestand Zuko schließlich, als sie am Abend am Lagerfeuer saßen. "Ich habe deine Sachen nicht angefasst!", rief Toph. "Ich rede von meinem Feuerbändigen", besserte der Feuerprinz sie aus, woraufhin Katara lachen musste. "Tut mir leid, aber das ist wirklich ironisch. Stell dir vor, wie viele Probleme uns erspart geblieben wären, wenn du es schon früher verloren hättest", meinte sie. "Ich hatte so etwas noch nie zuvor", murmelte der Teenager, ohne auf ihre Provokation einzugehen. "Vielleicht bist du einfach nicht so gut, wie du denkst", fuhr die Wasserbändigerin fort, womit sie sich einen scharfen Blick von En-Die einhandelte. Doch anstatt sie zurechtzuweisen, seufzte er bloß und widmete sich wieder seinem Eintopf. "Autsch", gab Toph einen Kommentar ab, woraufhin sich die violetten Augen des Schattens auf sie richteten. Es herrschte sehr gespannte Stimmung am Feuer, denn jeder wusste, dass ihr Freund kurz davor war wütend zu werden. Und niemand von ihnen wollte, dass En-Die wütend wurde. Doch der letzte Schatten atmete noch mal tief durch und drehte sich dann zu dem Feuerbändiger. "Zuko, du weißt doch, dass ihr Feuerbändiger eure Emotionen benutzt, um eine Flamme zu erschaffen, oder?", fragte er und der Teenager nickte. "Dann liegt das Problem doch auf der Hand. Du hast bis jetzt all deine Emotionen in die Jagd nach Aang gesteckt und jetzt…jetzt hast du kein Feuer mehr, das in deinem Herzen brennt." "Ja, wir Feuerbändiger nutzen unsere Wut, um zu bändigen", murmelte Zuko. "Na dann müssen wir Zuko nur wütend machen! Nichts leichter als das!", rief Sokka und stupste ihn mit seinem Bumerang an. "Hör schön auf damit! Das nervt mich eher, als es mich wütend macht!" Aang überlegte fieberhaft, dann hellte sich sein Gesicht auf. "Vielleicht gibt es ja noch eine andere Möglichkeit, Feuer zu bändigen. Vielleicht muss es nicht Wut sein, sondern kann auch von einer anderen Emotion ersetzt werden", schlug er vor. Toph lehnte sich leicht an ihn. "Denkst du da an etwas Bestimmtes?", fragte sie ihn schmunzelnd und er kicherte. En-Die sah die beiden Verliebten an, dann wanderte sein Blick auf Zuko und von ihm dann weiter auf Katara. Schnell schüttelte er den Kopf, als wollte er einen Gedanken aus seinem Kopf bekommen. Leila sah ihren Freund stirnrunzelnd an. Sie konnte nur ahnen, was für einen absurden Plan er gerade verworfen hatte. "Aang, hast du jemals von der alten Sonnenkriegerkultur gehört?", fragte er und der Avatar löste seinen Blick von seiner Freundin. "Ja, irgendwoher kenne ich den Namen", antwortete er seinem Freund. Der Schatten rieb sich nachdenklich das Kinn. "Nun gut. Da ihr zwei euch in einer äußerst misslichen Lage befindet, werde ich euch sagen, was ihr tun müsst. Fliegt nach Südwesten. Etwa zwei Tagesreisen von hier entfernt werdet ihr die alten Ruinen dieser untergegangenen Kultur finden." Die beiden Bändiger sahen ihren Freund überrascht an. "Woher weißt du davon?", fragte Zuko ihn schließlich. "Ich weiß es, weil ich selbst dort vor langer, langer Zeit alles über das Feuer gelernt habe", antwortete En-Die den beiden.
Der Heißluftballon, den Zuko hatte mitgehen lassen, landete bei den Ruinen. "Sieht ja ziemlich beeindruckend aus", meinte der Avatar und sprang aus dem Gefährt. "Ich hoffe nur, dass hier nach all den Jahren noch irgendetwas ist, das uns weiterhelfen kann. En-Die war schließlich vor Jahrhunderten hier", murmelte Zuko, als er dem Luftbändiger folgte. Dieser wog den Pai-Sho Spielstein, ein weißer Lotus, den der Schatten ihm mitgegeben hatte in seiner Hand. "Er wird uns nicht ohne Grund hierhergeschickt haben", meinte er zuversichtlich und ging voran. Sie mussten einigen Fallen ausweichen, bis sie schließlich im Haupttempel ankamen, wo zwei Reihen an Statuen standen, die verschiedene Posen eingenommen hatten. "Na toll, hier ist absolut nichts", beschwerte sich Zuko, während Aang die Statuen begutachtete. Dann fiel ihm plötzlich auf, dass im Boden Platten eingearbeitet waren, die genau an den Stellen waren, wo die Statuen ihre Füße hatten. Der Avatar lief zu Zuko und zog ihn zu den Statuen. "Komm Zuko, ich will, dass du mit mir tanzt!", rief er und der Feuerbändiger sah ihn verwirrt an. "Äh, was wird Toph dazu sagen?", fragte er und Aang lachte. "Das meinte ich doch gar nicht so. Schau, die Statuen geben uns Bewegungen vor, die wir nachmachen müssen, um irgendetwas durch diese Bodenplatten zu aktivieren." Zuko verstand es nun auch und die beiden begannen, die Bewegungen nachzuahmen. Am Ende begann plötzlich ein Mechanismus zu rattern und ein goldenes Ei fuhr auf einem Sockel aus dem Boden heraus. Die beiden traten zu dem runden Gegenstand und beäugten ihn nachdenklich, bevor der Feuerprinz das Ei in die Hände nahm. Er wog es auf und ab, als plötzlich ein weiteres Knacken ertönte und eine klebrige Flüssigkeit in den Raum floss. Ehe sie fliehen konnten, wurden sie von der Falle erfasst und nach oben gedrückt. Bei einem Gitter kamen sie schließlich endlich zum Stehen. Ihre Körper waren in der Flüssigkeit steckengeblieben, nur ihre Hände und ihre Köpfe schauten durch das Gitter noch hinaus. Aang versuchte, mit seinem Luftbändigen freizukommen, doch nichts geschah. "Hilfe!", rief er und Zuko seufzte genervt. "Vergiss es, hier ist niemand, der uns hören könnte", brachte er den Avatar zum Schweigen. "Hast du eine bessere Idee?", fragte dieser ihn. "Wir…wir könnten es ja mal mit Beten versuchen", murmelte dieser. Doch dann näherten sich plötzlich Schritte und mehrere Menschen kamen zu dem Gitter. "Ich wusste doch, dass ich etwas gehört habe", meinte ein Mann unter ihnen. "Wer seid ihr?", fragte Aang vorsichtig. Ein Mann mit einer prächtigen Federkrone trat vor. "Wir sind die Sonnenkrieger."
Bald schon saßen Aang und Zuko bei den Sonnenkriegern und wurden von zwei Erdferkelfaultieren von der klebrigen Substanz befreit. Die Feuerbändiger hatten den beiden erzählt, dass sie sich nun schon seit Ewigkeiten hier versteckt gehalten hatten und nicht, so wie alle Welt dachte, ausgestorben waren. Sie erzählten ihnen auch, sehr zu Zukos Überraschung, dass der letzte, der hierherkam, um das Feuerbändigen der Sonnenkrieger zu erlernen, sein Onkel Iroh gewesen war. Er war vor die alten Meister Ran und Shao getreten und sie hatten ihn als würdig angesehen. "Ein sehr alter Freund der Sonnenkrieger schickte ihn zu uns, weshalb wir ihn aufnahmen", beendete der Häuptling die Erzählung. "En-Die", flüsterte Aang und der Mann sah ihn überrascht an. "Du weißt von dem Schatten?", fragte er den Avatar. Anstatt zu antworten, zog dieser den Pai-Sho Spielstein hervor und reichte ihn an den Häuptling weiter. "Er hat euch also auch geschickt", murmelte er und kratzte sich nachdenklich den Hinterkopf. "Nun gut, es sei! Ihr werdet beide einen Funken der heiligen Flamme hinauf auf den geweihten Berg bringen, so wie es schon seit Jahrhunderten Brauch ist. Oben werden die beiden Meister dann über euch urteilen. Doch seid gewarnt. Die Drachen, von denen die Sonnenkrieger einst das Feuerbändigen gelernt haben, sind wegen deiner Familie ausgestorben, Feuerprinz. Ich kann nicht garantieren, wie die Meister auf deine Anwesenheit reagieren werden." "Und wenn sie erfahren, dass ich der Avatar bin?", fragte Aang nun. "Vergiss nicht, dass das Verschwinden des Avatars das Aussterben der Drachen nur begünstigt hat", antwortete der Häuptling und der Luftbändiger musste zerknirscht zugeben, dass sein Gegenüber recht hatte. Zwei Sonnenkrieger übergaben den beiden zwei Funken der heiligen Flamme, dann wurden sie losgeschickt.
Es wurde bereits dunkel, als sie endlich oben ankamen. Der Anblick, der sie dort jedoch erwartete, war atemberaubend. Es war ein großer Platz, von dem eine gigantische Treppe auf ein höhergelegenes Plateau führte. Von diesem gingen in zwei Richtungen Steinpfade aus, die bei je einem Höhleneingang endeten. "Nun steigt die Treppe hinauf und bietet den Meistern eure Funken an!", rief der Häuptling und die anderen Sonnenkrieger jubelten. Die beiden taten wie ihnen geheißen, wobei Aang, der schon auf dem Aufstieg extrem nervös gewesen war, nun noch mehr zitterte. Seine Flamme flackerte schwach in seinen Händen, als die beiden sich zu den Höhleneingängen drehten und sich leicht verbeugten. Ein Sonnenkrieger blies in ein großes Horn, welches ein lautes Röhren durch die Schlucht schallen ließ. Die Berge begannen zu wackeln und ein Rumpeln ertönte. "W-was passiert jetzt?", fragte Aang und drehte sich zu Zuko um, der jedoch immer noch unverändert dastand. Schnell begab sich der Avatar ebenfalls wieder in seine Position, stellte dann jedoch entsetzt fest, dass seine Flamme ausgegangen war. "Pst, Zuko. Meine Flamme ist weg, bitte gib mir was von deiner", flüsterte er. "Was? Nein, dafür ist keine Zeit mehr", antwortete der Feuerbändiger, als Aang einen Teil seines Feuers borgen wollte. Die beiden bewegten sich so hektisch, dass auch Zukos Flamme erlosch. "Oh-Oh", meinte der Feuerprinz. In den Höhleneingängen wurden zwei gelbe Augen sichtbar und Sekundenbruchteile später schossen ein roter und ein blauer Drache heraus. Aang konnte es nicht glauben. ‚Drachen! Echte Drachen! Und sie sind viel größer, als Rokus Drache!‘, dachte er ehrfürchtig, während die alten Wesen sie umkreisten. "Zuko, lass uns diese Schritte von den Statuen nochmal durchgehen", flüsterte er. "Was soll das bringen?" "Ich glaube, dass sie etwas von uns erwarten." "Na schön, versuchen wir es", stimmte der Teenager zu und gemeinsam wiederholten sie die Schritte aus dem Haupttempel. Die Drachen beäugten sie kritisch, während sie mit mächtigen Flügelschlägen um sie herumkreisten. Schließlich trafen sich Aang und Zuko in der Mitte und die beiden Drachen kamen neben ihnen zum Stillstand. Sie blickten sie mit ihren wilden an, so dass die beiden am liebsten weggerannt wären. Dann landeten sie plötzlich links und rechts von dem Plateau und ließen einen Feuerwall auf sie los. Doch anstatt sie zu treffen wirbelte das Feuer der beiden Drachen wie ein Strudel um sie herum und begann in den buntesten Farben zu leuchten. In den Flammen konnten sie plötzlich eine Gestalt ausmachen, die langsam auf sie zukam. Es dauerte nicht lange und eine junge Frau mit flammenroten Haaren, roten Augen und einem wunderschönen roten Kleid stand vor ihnen. Die Erscheinung lächelte sie gütig an. "Seid gegrüßt, Aang und Zuko. Ich bin Rubina, der Geist des Feuers."