Antecessoris = des Vorfahren
Genres: Drama, Fantasy, Mystery, Magic, Comedy, Romance
[Das ist zumindest das soweit geplante. Es kann also im Verlauf variieren. Auch ist noch nicht sicher, ob es wirklich Slash wird, da ich da mehrere Pairingmöglichkeiten sehe und nichts zu voreilig ausschließen möchte. Ich muss erstmal sehen, was sich anhand des Geschichtsverlaufs am ehesten anbietet.
Und solltet ihr versuchen, das ein oder andere eigenartige Wort zu übersetzen (wobei nicht alle Worte einer existierenden Sprache angehören), so versucht es lieber mit einem (Web-)Wörterbuch, statt mit Google Übersetzer - das verwirrt sonst nur, ich habe es getestet.]
Prolog – Die Sage der Antecessoris
[471 nach Latis-Gründung]
Es war bereits dunkel draußen und nur das knisternde Feuer im Kamin spendete den Bewohnern des kleinen, aber wohnlichen Hauses noch Licht. Trampelnde Schritte ertönten auf den Holzdielen, als das kleine Mädchen zum Bücherregal ging, um dort nach einem spannenden Buch zu suchen. Sie überlegte eine Weile, dann zog sie das Buch heraus, von dem sie der Meinung war, dass die eigenartigen Symbole auf dessen Buchrücken interessant aussahen. Mit freudigem Grinsen marschierte sie, das ledernde Buch hinter ihren verschränkten Armen, zur Mutter, die auf einem Holzstuhl saß und strickte. Der nächste Winter würde bald kommen und die Familie brauchte etwas Warmes zum Anziehen.
„Mama, kannst du mir wieder vorlesen?“, kam es erwartungsvoll von der Tochter, die ihr das Buch hinhielt.
„Schon wieder?“, fragte die Mutter mit warmer Stimme und strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie lächelte müde, hatte sie ihrer Tochter doch nicht allzu lange zuvor schon eine andere Geschichte vorgelesen.
Trauer mischte sich in den Augen des Kindes und es ließ den Blick sinken, was der Mutter das Herz zu brechen drohte. Entschlossen legte sie ihr Strickzeug beiseite.
„Na komm, Salvia. Zeig mir das Buch.“ Sie klopfte auf ihren Schoß, wo das Kind Platz nehmen sollte.
Freudestrahlend setzte die kleine Tochter sich und wieder einmal fiel Beatrix dabei auf, wie zierlich sie doch war. Es schien so unpassend zu ihrer sonst so aufgeweckten, kämpferischen Art.
Salvia zeigte ihrer Mutter den Einband, welchen diese nun prüfend beäugte. Sie hatte ein Exemplar ausgesucht, dass Beatrix selbst verfasst hatte und das ihr Mann Melaenis von einem ehemaligen Patienten, einem alten Buchmacher, als Dank hat binden lassen. Die junge Mutter schrieb gerne in ihrer freien Zeit, auch wenn diese kaum vorhanden war. Sie war froh, damals die Kunst der Schrift gelernt zu haben, wie sie in der Priesterschaft ihres Klans einst von Generation zu Generation weitergegeben wurde. In diesem Buch hatte sie eine Sage niedergeschrieben, die man sich in Accomo, dem einstigen Dorf ihres Klans, erzählt hatte. Zugegeben, das Geschriebene hatte sie sich aus ihrem Gedächtnis aufgerufen und noch ein wenig ausgeschmückt, die Grundgeschichte durfte aber noch gegeben sein.
„Da hast du ein schönes Stück ausgesucht“, sagte sie leise und mit traurigem Blick, als sie an vergangene, glückliche Erlebnisse dachte.
„Ist alles gut, Mama?“
„Ja, alles gut …“
Schnell öffnete sie das Buch und blätterte nach etwas Geeignetem zum Vorlesen.
„Diese hier ist wohl eine gute Geschichte“, ergriff sie schließlich wieder das Wort. „Es geht um die Anfänge der Antecessoris. Ein kleines Märchen, das man sich oft in meiner Heimat Accomo erzählt hatte.“
„Ante- teces ...“, kämpfte das Kind mit dem Wort, „die Seelenträger?“, gab es schließlich auf, es weiter zu versuchen.
„Ja, das sind die Antecessoris. Das Dorf Accomo war Heimat der meisten unseres Klans. Es lag weit im Osten an einem wirklich gigantischen Berg. Schön war es dort. Deine und meine Vorfahren waren angesehene Priester dort. Und auch ich sollte Priesterin werden ...“
„Priester?“
„Ja. Wie du wahrscheinlich schon von deinem Vater gehört hast, gibt es für jedes Magieelement einen Vertreter, einen Elementar, dem man normalerweise regelmäßig Respekt zollt. In deinem Fall wäre es Mizar, der Wasser-Elementar. Priester kümmern sich hauptsächlich darum, dass die Schreine sauber bleiben und nicht mit der Zeit verfallen. Auch vertreten sie deren Werte und erbitten die Segen der Elementare, um zum Beispiel die Ernte zu verbessern.“
Salvia überlegte eine Weile und nickte dann, als sie verstand.
„Und wieso gibt es das Dorf nicht mehr?“, fragte sie weiter.
„Das ... werde ich dir erzählen, wenn du älter bist, in Ordnung?“
Enttäuscht zog das kleine Mädchen eine Schnute, akzeptierte die Entscheidung aber widerwillig.
„So, nun aber zur Geschichte. Sie soll erklären, warum wir so sind, wie wir sind. Warum du zum Beispiel Victricia immer bei dir hast.“
Sie stockte kurz nachdenklich. Dann begann sie zu erzählen, während ihre Tochter gebannt zuhörte und die einzelnen Zeichnungen auf den Seiten betrachtete, die ihre Mutter angefertigt hatte.
In einer Welt, gefüllt mit Tod und Vergänglichkeit, existierte ein Wesen, das von alldem verschont blieb. Zunächst führte es ein normales Leben unter jenen, die sich selbst als ‚Menschen‘ bezeichneten und knüpfte dabei Verbindungen zu ihnen. Doch gab es immer noch den Tod und die Vergänglichkeit und so fanden mit dem Fluss der Zeit immer mehr ihren Weg auf die andere Seite. So natürlich auch jene, die das unvergängliche Wesen liebgewonnen hatte. Es weinte, wollte es doch nur, dass sie bei ihm blieben.
Lange Zeit fragte es sich, wieso das Leben der anderen auch den Tod beinhaltete. Wieso es selbst immer alleingelassen wurde. Und so entflammte tief in dem Wesen der Wunsch, anderen den Tod zu ersparen.
Genau drei waren von seinen Lieben noch übrig. Sie sollten bei ihm bleiben. Dieser Wunsch manifestierte sich in einem Segen, der die drei übrigen Menschen ereilte.
Doch war damit noch lange nicht alles gut: Sie alterten weiter, wie alle anderen Sterblichen – und vergingen eines Tages. Enttäuscht und von tiefster Trauer erfüllt, zog sich das Wesen zurück und verweigerte für viele Jahrzehnte jeden Kontakt zu anderen, da es nicht wollte, dass es denselben Schmerz nochmals durchleben musste.
Bis eines Abends, trotz aller Aussagen, dass man sich fernhalten solle, jemand seinen Weg zum Versteck des Wesens fand. Die Person, die ihm einen Besuch abstattete, sah einem Altbekannten ähnlich und verhielt sich auch so wie dieser. Als der Besucher dann auch noch anfing, von vergangenen Tagen zu sprechen, die er mit dem Wesen verbracht haben mochte, wurde alles klar: Der Altbekannte lebte tatsächlich noch, obwohl er gestorben war. Er führte ein zweites Leben in Gestalt einer anderen Person, die dasselbe Blut teilte, wie er einst. Als dem Wesen dies klar wurde, brach es in Tränen aus und umarmte seinen so lange vermissten Freund. Von da an würde er das Wesen oft besuchen kommen und weitere Zeit mit ihm verbringen. Fast schon vergaß das Wesen dabei den Schmerz aus alten Zeiten, in denen es jeden verloren hatte.
Doch mit den Jahren stellte es fest, dass es bald erneut allein verweilen müsste. Denn wieder alterte sein Freund. Wieder würde er auf die andere Seite zu Arktur geschickt werden. Diese Befürchtung ausgesprochen, beruhigte ihn sein Freund: Er gab dem Wesen das Versprechen, wiederzukommen und weitere Zeit mit ihm zu verbringen. Es musste nur warten und er würde wiederkehren, ganz sicher.
Und so starb er eines Tages erneut. Das Wesen wartete auf seine Rückkehr. Und sein Freund … erschien ihm nie wieder.
Der Schwur war gebrochen.
Sie klappte das Buch zu und schaute ihrer Tochter entgegen, die einfach nur sprachlos war und schmollend den Blick erwiderte.
„Das war das Ende …?“, fand sie schließlich die Worte wieder und ihre Mutter nickte ein wenig besorgt.
„Das war ein doofes Ende.“ Das kleine Mädchen nahm das Buch wieder entgegen, schlurfte zum Bücherregal und stellte es wieder weg. „Wenn man etwas schwört, dann bricht man es doch nicht, das weiß jedes Kind!“, rief es nun völlig empört aus.
Aus einer Ecke des Zimmers erklangen die Worte: „Manchmal steht es nicht in jemandes Macht, sich an seine Versprechen zu halten, auch wenn man vorher dachte, man könnte es.“
Mit großen Augen schaute Salvia zum schwarzhaarigen Mann, der mit seinem dicken Lederkoffer und einem Stoffsack in der Tür stand.
„Schatz, wann willst du eigentlich eine Glocke am Haustürrahmen befestigen?“, seufzte Beatrix und stand auf, um zu ihm zu gehen. „Jedes Mal erschreckst du mich.“ Sie gab ihm einen Kuss und nahm ihm den Koffer, wie auch den Stoffsack ab, um sie an die Seite zu stellen. Sie beäugte den Inhalt des Sacks.
Derweil kam Salvia freudestrahlend zu ihm gelaufen. Der Frust von zuvor schien gänzlich vergessen.
Der junge Vater kniete sich hin, damit sie in seine Arme laufen konnte und richtete sich mit ihr in den Armen auf.
„Wer war es diesmal?“, hörte Salvia ihre Mutter hinter sich.
„Wellings. Hat mir ein paar Rüben mitgegeben. Sein Sohn hat sich an einem heißen Eisen verbrannt, aber es wird schnell besser.“
„Wann willst du mich endlich mitnehmen?“, fragte Salvia.
Ihr Vater grinste leicht. „Wenn du größer bist.“
„Wie viel?“
Er kniete sich wieder hin, damit sie sich von ihm lösen konnte und richtete sich erneut zu voller Größe auf. Dann hielt er seine Hand auf Bauchhöhe.
Das war dem Mädchen viel zu hoch. Immerhin fehlten ihr somit noch einige Handbreit! Salvia verschränkte die Arme und blickte ihm vorwurfsvoll entgegen. Diese Geste hatte sie von ihrer Mutter abgeguckt, wenn Melaenis wieder mit völlig verdreckten Schuhen durchs Haus lief. Natürlich erkannte er diese Geste wieder und musste schmunzeln. Er beugte sich zu ihr runter und strich ihr über den Kopf.
„Vielleicht wird es auch früher sein.“ Sein Blick huschte unsicher zu Beatrix. Als sie seine Aussage abnickte, zeichnete sich ein Lächeln auf sein Gesicht.
Das freute Salvia und sie schloss ihren Vater in eine feste Umarmung. „Kannst du mir etwas von deiner Arbeit erzählen?“, fragte sie.
„Natürlich.“ Er nahm sie an die Hand und setzte sich mit ihr auf dem Schoß auf einen der Sessel am Kamin.
Auch Beatrix machte sich auf den Weg zum Kaminsessel. Dabei huschte ihr Blick übers Bücherregal und blieb an dem Band hängen, den sie vorhin vorgelesen hatte. Leichte Trauer mischte sich in ihren Blick, die sie allerdings schnell unterdrückte. Sie beobachtete Salvia und Melaenis und hoffte einfach, dass die alten Geschichten nicht weiterhin so stark in die Zukunft eingreifen würden, wie bisher.