Es war grau und nass auf den Straßen dieser Stadt. Die Leute hatten trübe Gesichter und trugen dunkle, schlichte Kleidung. Da stand ein kleines Kind vor dem Fenster seines Hauses und schaute, die Hände an der Scheibe, auf das Leben, das draußen herrschte, auf die Menschen, welche dort gingen, und ganz besonders auf solche, die das Leben zu schätzen wussten, im guten, wie im schlechten Sinne. Der graue Himmel legte sich über die Straße, wie ein riesiger Zauberumhang, unter dem gleich alles verschwinden würde. Das Kind erkannte eine Einheit unter der Menge, eine Struktur. Die Bösartigen gingen in irgendeine Stube, in der mit Geld gehandelt oder gespielt wurde. Die Trübseligen, oft Mütter mit ihren Kindern, eilten von Markt zu Markt, um mit dem bisschen Geld, was sie besaßen, alles Lebenswichtige in die Tasche zu bekommen. Die Verschlossenen saßen da und bettelten um Geld, oder wenigstens eine Semmel. Und die Miesepetrigen bemusterten die Menschen, die bei ihnen Ware kauften und verkauften. Doch die wenigen, die auf der Straße guter Laune waren, konnte man unter allen lange suchen. Es war eine schlechte Welt, eine geradezu verdorbene. Und zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen. Doch jeder ging seinen Weg, wusste, was er zu tun hatte und machte um alles einen großen Bogen, was sich anders verhielt, anders als die Regenleute. An der Fensterscheibe voller Wassertropfen bildeten sich Muster, Züge von Menschen, alle grau in grau. Auch wenn das Kind die Menschen nicht erkennen konnte, so wusste es: das sind Regenleute, das nicht. Wenn es einen Wunsch frei gehabt hätte, so hätte es sich gewünscht, mehr dieser Sonnenleute, dieser strahlenden Persönlichkeiten zu haben, die das Leben der Regenleute verschönerten. Doch dort draußen im Regen auf der Straße gingen die Regenleute in ihrem Zug, wie jeden Tag, um nicht aus der Reihe zu tanzen, und um die, die es taten zu verurteilen.
„Liebes, geh vom Fenster weg! Das ist doch viel zu kalt." Mutter trug ihr Kind herunter von der Fensterbank und sagte: „Wir müssen Besorgungen in der Stadt machen. Zieh deine Sonntagskleider an!" Und so folgte das Kind an Mutters Arm dem Zug der Regenleute.