Nach einer viel zu langen Pause geht es weiter mit ... *Trommelwirbel*
Dem Seegrafen!
Profil: https://belletristica.com/de/author/bernhard-christian-wendtner-24
Hey Seegraf und willkommen im Interview-Kämmerchen, mach es dir gemütlich! Hast auch du ein Lied für uns, was dich inspiriert und motiviert?
Nun, es gäbe da einige, insbesondere von Queen, aber Bon Jovis Bed of Roses (Link: https://www.youtube.com/watch?v=NvR60Wg9R7Q) kommt immer gut. Was Musik betrifft, bin ich sehr vielseitig. Seit den Fünfziger Jahren, in denen ich selbst noch nicht auf der Welt war, haben sich bis heute immer wieder gute Songs gefunden. Ich mags, wenn man auch mit dem Text was anfangen kann.
Danke. Du bist ja auch schon fast seit der Gründung von Belletristica dabei, wie hast du von Bens Idee erfahren und wie kam es dazu, hier selbst zu schreiben und zu veröffentlichen?
Nun, als mein Sohn Ben Belletristica erdacht, und gemeinsam mit Sebi, der für mich ebenfalls wie ein Sohn ist, auf die Beine gestellt hatte, fragte er mich eines Tages, ob ich nicht auch wieder, wie in meiner Jugend, etwas schreiben wolle. Du musst wissen, dass sowohl Ben, wie auch meine Töchter Kisha und Leni die Liebe zum geschriebenen Wort offenbar von mir geerbt haben. Und dieses Erbe holte mich ein, als mein Sohn mich aufforderte wieder zu schreiben. Ich schrieb daraufhin das Gedicht: Die Weisheit der Alten. Bald darauf, nach einem Selbstmordattentat der IS, schrieb ich "Der Ungläubige". Und zwar hier auf Belletristica. Bald darauf begann ich wieder Kurzgeschichten zu schreiben. Die Kritiken der Community fielen so gut aus, dass ich bald jeden Abend auf Belle war und schrieb. Nach "Die Schriften des Armendoktors" und "Die Braut", feuerten mich meine Freunde auf Belle an, einmal eine Verschwörungsgeschichte a la Dan Brown zu schreiben. So was wie "Braking bad trifft Illuminati". Ich nahm die Herausforderung an und schrieb meinen ersten Roman: Skandal. Gleich darauf schrieb ich "Das Experiment". Erfreulicher Weise kam Skandal so gut an, dass man mir eine Fortsetzung empfahl. Daraufhin schrieb ich "Konsequenz" und um das Thema zu einem würdigen Schluss zu bringen setzte ich noch eins drauf mit "Prestige". Nun stand ich Ende 2016 plötzlich mit vier buchfüllenden Romanen da und fragte mich, ob ich sie nicht veröffentlichen sollte... Ben half mir dabei, meine Romane auf Amazon zu bringen. Erst als eBook, dann auch als Taschenbuch. Heute, gut zweieinhalb Jahre später, sind es bereits sechs Romane, die es auf Amazon [den Link zu den Büchern gibts oben :)] und mittlerweile auch in einigen Geschäften zu kaufen gibt. Mit Exitus Letalis und CHEMO, das gerade vor sechs Wochen herauskam, habe ich meine Tätigkeit auch offiziell angemeldet und bin nun seit kurzem "selbstständiger freischaffender Künstler/Autor im Selbstverlag" im Nebenberuf. Dennoch stelle ich fest: Schreiben ist ein wunderbares Hobby, und das wird es auch bleiben. Mein Geld verdiene ich als Techniker, der ich schon sehr lang und gerne bin. Das Schreiben ist für mich und sollte für uns alle Entspannung sein, NICHT Arbeit!
Sehr schön gesagt! Es ist ein großer Schritt und ein großer Traum für einen Autor, veröffentlicht zu werden. Wie war das für dich und gab es eventuell auch Hürden, die du auf diesem Weg überwinden musstest?
Vor etwa vierzig Jahren las meine Deutschlehrerin meine Schularbeiten im Lehrerzimmer vor. Sie liebte meine Art der Formulierung, die Phantasie, mit der ich die zur Aufgabe gestellten Aufsätze schrieb. "Bernhard", sagte sie immer, "Du musst einmal ein Buch schreiben." Und so manches Mal träumte ich auch davon, wirklich auch einmal ein berühmter Schriftsteller zu werden. Das Leben aber, wollte einen Techniker aus mir machen und ließ meiner Schreiblust keine Zeit und keinen Raum... bis Belle kam. Ich bin nun sechsundfünfzig Jahre alt und hatte seit ich fünfzehn war nicht mehr geschrieben und auch nicht mehr damit gerechnet. Es war eigentlich Glückssache, es dank Belletristica zufällig wieder zu tun. Zwar werde ich wohl kaum berühmt werden, aber meine Lesungen sind erfolgreich, über 300 Bücher hab ich regional schon verkauft und jetzt geh ich auf nationale Ebene. Ein besonders schöner Moment war, als ich meiner Lehrerin von damals ein druckfrisches Exemplar von Exitus Letalis - Der gekaufte Tod zukommen ließ, mit persönlicher Widmung und der Nachricht, das sei mein fünftes veröffentlichtes Buch und sie habe Recht behalten,...
Magst du uns dein aktuelles Projekt kurz vorstellen?
Da ich ja nach wie vor meinem Beruf nachgehe und im Moment nach neuen Vertriebspartnern für meine Werke suche, arbeite ich gerade nicht wirklich an einem neuen Projekt. Sogar die Rupertus Buchhandlung - DER Salzburger-Kulturtreff schlechthin - hat gestern meine Romane in sein Sortiment aufgenommen, was mich sehr freut, weil es ein Renommee ist, dort gelistet zu sein! Dennoch geistert ein Gedankengespinst durch mein (krankes?) Hirn, eventuell der Plot für eine weitere Seegrafengeschichte. Diese Idee ist aber leider so unausgegoren, dass ich noch keine Einzelheiten dazu preisgeben kann. Hinzu kommt, dass meine Geschichten beim Schreiben entstehen. Soll heißen: Wenn ich eine Geschichte beginne, weiß ich noch nicht wie sie verlaufen oder gar enden wird. Oft entstehen Charaktere aus Zufall in irgend einem Kapitel, die später eine tragende Rolle spielen werden. Sowie Sepp Weber in Chemo, zum Beispiel...
Gibt es sonst noch etwas, was an deinem Schreibprozess und -stil ungewöhnlich ist?
Nein. Ich glaube, schreiben ist einfach etwas Individuelles und verlangt eine gewisse Flexibilität. Ich bin für alles offen und schreibe auch gerne mal Lyrik oder auch sozialkritische Texte. Aber das Genre "Romantikthriller" holt mich einfach von Zeit zu Zeit ein und impft mir eine Geschichte ins Hirn. Und da ich am Anfang selbst noch nicht weiß, was kommt, ist die Geschichte für mich ebenso spannend wie für den Leser später. Ach ja, meine Tochter Leni meint, dass ich immer ... mache, wenn sie ein Ausrufezeichen machen würde und andersrum!
Woraus schöpfst du deine Inspiration?
Ich lebe mit meiner Frau und meiner Jüngsten in unserem Haus am Mondsee und habe dort auch ein Seegrundstück und ein Boot, die MS Seegraf. Es ist ein Siebenmeter-Motorboot mit einer kleinen Kajüte, das ich auf Elektroantrieb umgebaut habe. Ich verbringe viel Zeit damit auf dem Wasser, sowohl mit als auch ohne meine Familie, die zweifellos ein Teil meiner Inspiraton ausmacht. Mit einer intakten Familie im Hintergrund erreicht man eine gewisse Ruhe in seiner Freizeit und wenn ich dann lautlos mit dem Boot übers Wasser gleite, manchmal auch direkt in den Sonnenuntergang oder auch -Aufgang beflügelt das meine Fantasie in großem Ausmaß. Wer die Trilogie gelesen hat, hat dahinter sicher die Botschaft erkannt, dass Familie, Toleranz und gegenseitiger Respekt der Schlüssel zu einem glücklichen Leben sind. Zumindest für mich. Meine Kinder sind mittlerweile 30, 26 und fünzehn Jahre alt und noch immer fahren wir einmal im Jahr gemeinsam als Familie in Urlaub...
Das klingt tatsächlich sehr schön :) Fiel dir das Schreiben von Anfang an leicht oder was hast du dazu gelernt, beziehungsweise was hat sich in deinem Schreibstil im Wesentlichen verändert?
Bei meinen ersten Aufsätzen und Kurzgeschichten die ich als Jugendlicher verfasste, neigte ich - im Nachhinein betrachtet - zu Übertreibungen. Meine Pointen waren reißerischer, theatralischer. Man versucht, durch Schockierendes, Spannung und Aufmerksamkeit zu gewinnen, sich von all den anderen Arbeiten abzuheben. Das gelang auch in vielen Fällen. Doch noch in meiner Jugend änderte sich mein Stil, weil ich erkannte, dass eine neutralere aber gut formulierte Schreibweise um vieles glaubhafter und nicht so pressemässig rüberkommt. Glaubwürdigkeit ist auch heute in meinen Geschichten ein wichtiges Merkmal, weshalb ich ein Verfechter der guten Recherche bin. Die Bücker-Saga konnte ich vor Allem deshalb glaubwürdig schreiben, weil ich selbst seit 40 Jahren Techniker bin und auch selbst schon Geräte entwickelt habe und zum Anderen, weil ich seit 25 Jahren in einem Pharmabetrieb arbeite. So brauchte ich kaum zu recherchieren, weil die Hauptkomponenten der Geschichte, nämlich Techniker/Produktentwickler und (Krebs)Medizin für mich Alltag sind. Ebenso bei meinem letzten Thriller, Chemo. Was meinem Stil sehr beeinflußt hat, ist unter Anderem die Gemeinschaft auf Belletristica. Bei allen sechs Romanen, die ich veröffentlichte, wurde ich von treuen Freunden Kapitel für Kapitel begleitet. Xandra, Sharimaya, Felix, und die mittlerweile sehr erfolgreiche Ariana Morrigan, um nur einige zu nennen, kommentierten fast jedes meiner Kapitel und halfen mir so oftmals, Fehler zu vermeiden. In Chemo zum Beispiel, bewahrte die treue Shari mich vor einem fatalen Fehler in der Chronologie! Sie las so aufmerksam mit, dass ihr eine Unstimmigkeit auffiel, die ich dann sofort korrigieren konnte, was 10 Kapitel später eine schier unlösbare Aufgabe gewesen wäre. Diese Präsenz meiner Belle-Freunde hat mir eine gewisse Selbstsicherheit gegeben mit der ich meine Projekte heute angehe und sie hat meinem Stil zweifellos den letzten Schliff verpasst. Belletristica ist, genau betrachtet, eigentlich ein lebendiges Wesen, das von Kommunikation und gegenseitigem Respekt seiner Mitglieder lebt und uns allen durch die Ehrlichkeit seiner Community ein gutes kreatives Miteinander lehrt. Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass ich noch nie jemandem begegnet bin, von dem ich nicht irgendwas hätte lernen können! Man darf nur nicht zu arrogant sein, dargebotenes Wissen nicht anzunehmen...
Das stimmt. Man sagt ja, ein Autor schreibt über das, was er kennt. Haben deine Charaktere klare reale Vorbilder oder vermischt sich das?
Sowohl, als auch. Es gibt einige Vorbilder, die mir beim Entwickeln der Charaktere eine Richtung geben, die agierenden Charaktere aber sind am Ende rein fiktiv und manche werden wie gesagt während der Story "per Geistesblitz" erfunden.
Sehr interessant! Wenn du jetzt auf die letzten, bald vier Jahre von Belletristica (Wow, so lange :O) zurückschaust, gab es einen Moment, der Dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Ich erinnere mich gerne daran, wie ich in der Community bekanntgab, dass mein erster Roman nun auf Amazon erhältlich ist. Ich hatte nie damit gerechnet, wirklich einmal etwas zu publizieren. Und jetzt bin ich sogar offiziell Schriftsteller im Nebenberuf und kann auf sechs Bücher verweisen, die ohne diese Plattform und ohne die Community, die mich immer wieder anfeuerte, mich herausforderte, nie geschrieben, geschweige denn veröffentlicht worden wären! Respekt und konstruktive Kritik sind es, die eine ehrliche Freundschaft auf Belle ermöglichen, einem Autor Antrieb geben. Ich bin sehr glücklich darüber, der Aufforderung meines Sohnes damals gefolgt zu sein und heute als Urgestein zu Belle zu gehören, ohne mich einzumischen und doch als "Vater des Königs" präsent und für alle Literaten hier da zu sein. Sollte jemand Wert auf meinen Rat legen, was gelegentlich vorkommt, bin ich immer gerne bereit per PN zu kommunizieren. Ich bin für jeden da. Ich schätze die Art in der wir alle auf Du und Du miteinander verkehren und freundschaftlich verbunden sind, nicht zuletzt, weil sich unsere Mods darum kümmern, dass Prolls sofort abgeschossen werden, Neuzugänge aber grundsätzlich offen und freundlich empfangen werden. In diesem Sinne wünsche ich Ben und Sebi weiterhin viel Erfolg mit Belle und freue mich für jeden, dem Belle wie mir zum persönlichen und literarischen Erfolg verhilft! :)
Dem kann man eigentlich gar nichts mehr hinzufügen, aber trotzdem frage ich: Gibt es noch etwas, was nicht zur Sprache gekommen ist, was du noch loswerden möchtest?
Ich glaube, liebe Eunomia, es ist alles gesagt. Ich möchte mich noch bei Dir bedanken für die grandiose Idee mit den Interviews und deine professionelle Moderation derselben.
Allerdings hast du nicht ganz recht, denn eins fehlt noch: Wen möchtest du zum übernächsten Interview nominieren?
Sehr gerne nominiere ich eine vielseitig talentierte junge Dame. Sie hat hier zahlreiche Texte verfasst, die Verfilmung einer Geschichte meines Sohnes initiiert und sie hat meinen Roman "Exitus Letalis" Korrektur gelesen. All dies mit bewundernswerter Perfektion. Zora Black!
Danke für dieses tolle Interview!
Ich hab zu danken, Miriam! :D