Ich hatte wirklich mit länger gerechnet.
Aber nicht nur, dass die Arbeiter wie versprochen am nächsten Tag kamen, auch war meine Hacienda in nur wenigen Tagen fertig erbaut. Wesentlich schneller als von mir erwartet.
Ich bin ja aus adligem Hause und es ist daher eigentlich unüblich, dabei mitzuhelfen. Aber ich erwähnte ja schon mehrfach, dass es mir zu Hause langweilig geworden war? Davon abgesehen, hatte ich und mein Vater immer ein gutes Verhältnis zu unseren Angestellten gehabt.
Froh darüber, den bisherigen Standesdünkel so leicht von sich schieben zu können, krempelte ich die Arme hoch und versuchte, die Männer zu unterstützen.
Glücklicherweise hatte ich nicht nur meine empfindliche und teure Caballero- Anzüge, sondern auch geeignete Bekleidung für grobe Arbeiten mitgenommen. Ich hatte damit gerechnet, auch mal mit anpacken zu müssen.
Mein Vater hätte wohl nur den Kopf geschüttelt und nur grinsend gemeint, dass dies sehr typisch für seinen „neuen“ Sohn sei.
Glücklicherweise ist mein Körper gut trainiert, so dass ich auch schwere Dinge gut heben kann. Bald schon schwitzte ich Seite an Seite mit diesen fremden Arbeitern und ganz von selbst waren wir nach wenigen Minuten zum vertrauten „du“ übergegangen. Eine schöne und neue Erfahrung für mich, andere Menschen so schnell mit Vornamen anzusprechen.
Ich bezweifle allerdings, dass es mir in dieser Taverne, von der alle die ganze Zeit reden, auch so schnell gelingen wird. Von Natur aus bin ich nämlich erst mal misstrauisch, was solche Dinge betrifft.
Natürlich vergaß ich über all die Arbeit mein „Geheimnis“ nicht. Wenn ich auch nicht ständig daran denken musste – es war ja einigermaßen sicher verstaut. Trotzdem würde ich mich besser fühlen, wenn ich die Truhe richtig verstecken konnte. Eine entsprechendes Versteck hatte ich in der Hacienda schon eingeplant.
Und im Vorgriff darauf – ich bin auch sehr zufrieden damit, wie ich das dann bautechnisch gelöst habe. Es ist fast schon wie zu Hause.
Außer dass ich mein Geheimnis mit keinem teilen kann.
Allerdings habe ich meine Truhe auch noch nicht angerührt, seit ich hier auf Belletristica bin.
Und vielleicht wird es jetzt wirklich mal Zeit, dass ich mich dort blicken lasse. In dieser Taverne. Muss ich nur noch einen geeigneten Zeitpunkt abwarten. Es sollten ja weder zu viele noch zu wenig Gäste anwesend sein, wenn ich diesen Leuten einen Besuch abstatte.