Es gibt so viele Menschen unter uns, die fühlen sich allein. Überall auf der Welt gibt es die Verlorenen, Verlassenen. Die, die die große Liebe und den Sinn des Lebens nicht mehr finden können. Die, die den Glauben verloren haben, daran sich irgendwann nochmal geliebt und geborgen zu fühlen.
Es gibt die älteren Menschen, die 50 Jahre verheiratet waren. Für sie existierte immer ein „wir“, nur selten ein „ich“ und dann verstirbt der geliebte, vertraute Mensch. Plötzlich sind sie allein und werden es in den meisten Fällen bleiben. Wie Schwäne, die nach dem Tod des Partners, für immer allein bleiben. Man sieht diese Menschen, wie sie in der Gesellschaft treiben. Wie sie versuchen einen Alltag zu füllen. Wie sie aufgefangen werden, wenn sie Enkelkinder haben. Und wenn nicht, stundenlang in Wartezimmern ihre Lebensgeschichte erzählen. Weil sie niemanden haben, um zu reden. Sie werden immer eine Lücke spüren, eine Kälte die nicht zu füllen ist, eine Traurigkeit die nie vergeht.
Dann gibt es die, die allein sind, weil sie sich nie die Zeit genommen haben, für Familie oder Freunde. Das sind die Gehetzten. Die Wallstreet Menschen, Wirtschaftsanwälte, Ärzte. Die Manager. Die, die niemals schlafen. Sie essen maximal während Businessmeetings und hatten niemals genug Zeit, die Wichtigkeit anderer Menschen in ihrem Leben zu sehen. Sie denken, sie kommen allein klar, weil sie sich einfach nicht eingestehen können, dass es schön wäre, abends nicht allein ins Bett zu gehen. Dass es schön wäre, am Morgen mit jemandem zu frühstücken. Und dass es einen glücklicher und stärker macht, wenn jemand da ist, der an dich glaubt.
Es gibt auch die, die nicht allein sind, sich aber einsam fühlen. Denen die Einsamkeit den Rücken hinaufkriecht, obwohl sie in einem Haus mit ihren Kindern, einer Stadt mit vielen Freunden wohnen. In einem Büro voller netter Kollegen arbeiten und in ihrer Straße tolle Nachbarn haben. Diese Menschen rennen durch ihren Alltag, fühlen sich so verloren, aber nehmen sich nicht die Zeit etwas zu ändern. Und so sitzen sie am Tisch mit ihren Lieblingsmenschen, arbeiten in einem Raum voller Vertrauter, schlafen nicht allein ein und frühstücken mit jemandem gemeinsam und doch spüren sie all die Zeit Einsamkeit. Sie sind unglücklich, verfangen und können nicht ausbrechen. Sind nicht stark genug auszubrechen.
Und dann gibt es noch all die Kinder, die allein sind. Sie sind verloren in Krieg, Armut und Gewalt. Sie sind ohnmächtig gegenüber dem was ihnen passiert. Sie können sich nicht wehren, sind ausgeliefert und obwohl wir eigentlich die Verantwortung dafür tragen, dass sie in Sicherheit sind, verändern wir nicht ihre Situation. Es wird wohl für immer Kinder auf dieser Welt geben, die einsam sind. Die allein sind und niemanden haben, der ihnen hilft. Es gibt so viele von ihnen.
Wir alle fühlen uns bisweilen einsam. Immer wieder. Meistens unvorhersehbar. Wir können uns in einem Raum voller Menschen oder allein in einem grauen, kalten Zimmer einsam fühlen. Niemand ist dagegen gewappnet. Jeden überkommt dieses hartnäckige Gefühl von Zeit zu Zeit. Aber manche wissen eher, was sie dagegen tun können, als andere. Und manche sind angreifbarer, verletzlicher. Auch wenn wir alle uns manchmal verlassen, allein und traurig fühlen, gibt es doch Menschen, denen es öfter so geht. Die sich einen Großteil ihrer Zeit einsam fühlen. Die die Einsamkeit im Herzen tragen. Die abends mit ihr ins Bett gehen und morgens mit ihr aufstehen. Die sie niemals verlässt.
Wenn wir Menschen kennen, denen es so geht, wenn wir bemerken, dass jemand immer mehr abdriftet, verschwindet und aufgibt, müssen wir versuchen ihnen zu helfen. Wir müssen aufeinander achten. Wer einsam ist und niemanden hat, der an ihn glaubt. Wer für nichts mehr kämpft, vergisst wie es ist zu lieben. Wer den Sinn, den Bezug zum Leben verliert, der ist unberechenbar. Der sucht Halt in Dingen die zerstören. Sucht einen Ort, wo er in seiner Traurigkeit ertrinken kann. Der verliert immer mehr den Zugang zur Gesellschaft. Der verurteilt und hasst alle die, die nicht einsam, nicht unglücklich sind. Und wenn es soweit kommt, können wir nur noch wenig tun, können die Perspektive nur noch schwer ändern.
Also sollten wir es gar nicht so weit kommen lasen.Jeden den wir retten, jeder dem wir helfen können, jeder der vor seinem eigenen Unglück bewahrt werden kann, ist eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Eine Bereicherung für unser eigenes Leben. Das ist es, was wir brauchen. Eine Gesellschaft die zusammenhält.