Kapitel 21
Es war Reed der sprach. Er stand immer noch hinter dem Tresen, aber seine Stimme war laut genug, auch ohne Mikro. „Habt ihr wirklich alldem geglaubt, was diese Frau von sich gegeben hat?“, fragte Reed. „Ana ist die großzügigste Person die ich kenne.“ Er lachte kurz auf. „Sie hat sogar mir eine Chance gegeben.“ „Reed, du musst nicht…“ „Ana, nach allem was du für diese Stadt machst, ist es nicht in Ordnung, dass sie dir das antun!“ Ronny ließ ihn los. „Ja, Ana hat ihre Vergangenheit verborgen. Aber habt ihr mal daran gedacht warum? Wer von euch, würde ständig daran erinnert werden wollen? Wer von euch, hätte die Kraft, das durchzustehen? Ich wette keiner, denn ihr seid doch alle Heuchler. Ihr sucht doch nur nach jemandem über dem ihr das Maul zerreißen könnt. Über mich konntet ihr nichts mehr sagen, weil Ana mich unter ihr Schutz genommen hatte, daher war sie Megs Opfer. Jetzt weiß ich wieder, warum ich mich von euch allen fern gehalten habe. Mit solchen Menschen wollte ich nichts zu tun haben.“ „Wollen wir wirklich dem Sohn eines Mörders glauben?“, rief Meg. „Sie hat recht“, murmelte eine ältere Frau. „Ja, es stimmt, ich bin der Sohn eines Mörders, aber das macht mich nicht auch zu einem Mörder. Ich kann mir meine Familie nicht aussuchen.“ Wie gern würde Ana allen über Reeds Opfer sagen. Sie würden sich alle zu tote schämen. Aber dass er das für sie tat war schon genug. „Der Junge hat Recht. Er kann nichts dafür. Und was Ana betrifft. Meg du solltest dich schämen, so in den Wunden eines Menschen zu bohren“, sagte Mrs. Thrown. Reed sah sie überrascht an. „Also, alle die der Meinung sind, dass Ana etwas Falsches getan hat, sollen doch einfach das Diner verlassen“, sagte Ronny. Niemand ging. Aber es gab noch einige, die zweifelten. Reed setzte an, etwas zu sagen, aber Kevin schnitt ihm das Wort. „Das ist alles wegen diesem Versager. Wir wollten verhindern, dass Claire ihr Leben in den Müll wirft, nur weil sie sich in diesen Versager verliebt hatte. Siehst du nicht Claire, du hättest alles haben können. Warum musstest du dich in ihn, in jemanden der es zu nichts bringen wird verlieben?“, brüllte Kevin. „Warum musstest du wie eine Schla…“ Dean riss sich los und schlug mit voller Kraft Kevin. Ana schrie auf. „Das wollte ich auch schon machen“, murmelte Reed. „Was hast du über sie gesagt?“, zischte Dean. Ana setzte sich in Bewegung. „Dean!“ Er hielt ihn am Kragen fest. Dean sah ihn mörderisch an und seine Nasenflügel blähten sich auf. „Was?! Hast du es denn zu etwas gebracht?“, rief Kevin. Er blutete an der Lippe. „Ich unterbreche ungern, aber er besitzt eine eigene Klinik und ist selbst Arzt“, hörte sie Reed brüllen. „Und das Audi R8, was du letztes Mal bestaunt hast, gehört auch ihm!“, fügte er hinzu. „Was?“ Kevin sah Dean überrascht an. „Er hat was?“, fragte auch Brooke. Die Glocke von der Tür läutete und eine weitere Person betrat das Diner. Es war ein Mann, ungefähr ihm Alter von Dean. Er sah sich überrascht um. „Was ist denn hier los?“, er hatte einen britischen Akzent. Na super. „Brooke? Was ist… Dean?!“, rief er nun überrascht. Dean sah auf. Er war abgelenkt und so konnte Kevin auch ihm eine verpassen. Dean stolperte ein paar Schritte nach hinten, da der Schlag unerwartet gekommen war. Wer zum Henker war dieser Mann und woher kannte er sowohl Brooke als auch Dean? Er rannte los, als Kevin zugeschlagen hatte. „Kevin, was soll denn das?“, brüllte er. „Matthew, halt dich da raus!“, schrie Kevin zurück. „Ich halt mich doch nicht raus, wenn du meinen besten Freund schlägst!“ „Was?!“, riefen Brooke und Kevin gleichzeitig. „Matt, was machst du hier?“, fragte nun Dean und rieb sich sein Kiefer. „Was machst du hier?“, fragte Matt. „Ich wohne hier. Jetzt du.“ „Ich bin wegen Brooke hier.“ „Woher kennst du sie?“ „Sie ist meine Verlobte. Kann mir jemand sagen was hier los ist? John, Peggy? Ihr seid auch hier?“ „Liebling, woher kennst du ihn?“, fragte Brooke. „Woher ich ihn kenne? Ganz Oxford kennt Dean. Er hatte den besten Abschluss seit 50 Jahren. Er ist dort eine Legende.“ „Was?“ „Ja, er hat sein Medizinstudium mit voller Punktzahl bestanden. Aber letztendlich hat er sich als Kinderarzt spezialisiert. Ich arbeite in seiner Klinik“, erklärte Matt. „Du bist mit ihr verlobt?“, fragte Dean. „Er hat eine eigene Klinik?“, fragte Kevin. „Ja, aber…“ Matts Blick blieb an Ana hängen. „Moment mal, Dean, ist sie etwa?“ Matt sprang von der Bühne und blieb vor Ana stehen. „Er hat so viel von dir erzählt. Aber du bist gar nicht blond.“ „Sie sind wirklich mit Brooke verlobt?“, fragte Ana. Sie konnte nicht glauben, dass so ein netter Mann, mit so einer hinterhältigen Person verlobt war. „Ja, woher kennt ihr euch eigentlich?“ „Von früher. Ana Davids“, Ana reichte dem Mann die Hand. Er schlug ein. „Shit, Dean, sie ist sie! Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ „Ich komm gar nicht mehr mit.“ Ana bemerkte wie Ronny die ganzen Menschen raus brachte. Sie gab Ana ein Zeichen, dass sie hoch zu Nala und Liah ginge. Dean trat zu Matt. „Es war schön dich wieder zusehen. Aber es ist am besten, wenn du deine Verlobte und diesen Mistkerl mitnimmst und einfach Hot Springs verlässt. Die zwei haben genügend Schaden angerichtet.“ Matt sah seine Verlobte an. „Was hast du gemacht Brooke?“ „Ihr Leben zerstört“, rief Reed. „Reed, halt dich bitte raus“, sagte Ana. Sie klang erschöpft. „Ich klär das, man sieht sich Dean“, sagte Matt und lief mit Brooke los. „Claire, ich…“, fing Kevin an. „Kevin, beweg dein Arsch!“, brüllte Matt. Endlich waren sie weg. Ana sackte zusammen. Sie fiel auf die Knie. Sofort war Dean bei ihr. „Ana.“ „Ich kann nicht mehr“, murmelte sie. Plötzlich tauchte Reeds Gesicht vor ihr. „Wie wäre es, wenn du das tust, was du zu mir gesagt hast? Schau dich mal um Ana. Du bist nicht alleine.“ Ana sah auf. Neben ihr war Dean. Vor ihr Reed. Teo und Sally waren ebenfalls da. Lilian stand weiter hinten, aber sie lächelte ebenfalls. „Ronny ist oben bei deiner Tochter. Ansonsten ist sie auch an deiner Seite.“ „Danke Reed“, Ana umarmte ihn. „Wirklich. Ich danke dir für alles.“ „Naja, ich wünschte ich hätte dem Kerl eine reingehauen, aber Ronny hat mich nicht losgelassen. Sie ist erstaunlich stark.“ „Meg, was willst du noch hier?“, hörte Ana Teo sagen. Sie drehte sich um. Wirklich, Meg stand noch neben der Bühne. Mit weit aufgerissenen Augen. Ana stand auf. Sie lief auf sie zu. „Meg, du hast Hausverbot. Wenn du nicht gehst, rufe ich die Polizei.“ „Ana…“ „Verschwinde.“ Meg legte das Mikro auf den Bühnenrand und ging aus dem Diner. „Ich hätte ihr eine verpasst“, sagte Lilian. Daraufhin musste Ana grinsen.
Einige Tage waren vergangen seit dem Vorfall. Aber jeder sprach sie weiterhin mit Ana an und niemand erwähnte ein Wort davon. Seit Samstag waren fünf Tage vergangen. Nala war im Kindergarten und heute würde Dean sie abholen und zum Diner kommen. Es war kurz vor vierzehn Uhr und im Diner waren außer den Gästen, Ana, Ella und Ronny. Sie hatte Lilian nachhause geschickt, da es ihr nicht gut ging. Nun stand also sie in der Küche. Das Trennfenster ging auf. „Menü zwei“, sagte Ella. „Kommt sofort.“ Es war ein einfacher Salat, mit Pute. Dazu noch ein Glas Wasser. Nachdem sie es angerichtet hatte, ging sie wieder zum Trennfester und rief Menü zwei.“ Ella tauchte auf und nahm es entgegen. So ging es weiter. Ella machte dann um vierzehn Uhr Schluss und Ronny war eine halbe Stunde lang alleine. Aber Nick kam zum Glück pünktlich. Ana hatte keine Zeit gehabt, den Arbeitsplan zu überarbeiten, da Reed ab jetzt auch kellnern würde. Heute hatte sie auch keine Zeit dafür, da sie nicht gut besetzt waren. „Menü eins und drei.“ Ronny stand am Trennfenster. „Sallys Freunde sind hier aufgetaucht“, flüsterte sie. „Was ist so schlimm daran?“, fragte Ana, während sie beide Menüs vorbereitete. „Die eine verschlingt Nick mit den Augen.“ „Ach wirklich?“, nun sah Ana auf. Sie hatte angenommen, das Nick für Sallys Freundinnen tabu war, da sie etwas für ihn empfand. „Ist Sally nicht hier?“ „Nein. Wird sie heute nicht auf Nala aufpassen?“, fragte Ronny. „Nein, Dean holt sie ab und sie kommen dann hier her. Sally hat heute frei.“ Ana stellte beide Bestellungen auf ein Tablett. „Es ist schön, dass Nala ihn mag. Ansonsten wäre es schwer geworden.“ „Da hast du recht. Hier.“ Ana reichte ihr das Tablett und Ronny verschwand. Die letzten Tage waren sehr stressig verlaufen. Sie hatte mit ihrem Freund gesprochen und er hatte ihr versichert, dass Reed Sozialhilfe bekommen würde, aber er brauchte dafür dringend eine eigene Wohnung. Die aus der Hilfe würden die Miete übernehmen. Aber es war gar nicht so einfach, eine geeignete Wohnung zu finden. Und wenn sie eine ganz passable fanden, wollten die Menschen es doch nicht vermieten. Wie versprochen hatte Reed seine zwei Jobs in Benton gekündigt und ging regelmäßig in die Schule. Sie hatte ihn aber ermahnt, sich von Ärger fern zu halten, da seine Wunde noch nicht ganz verheilt war. Die Fäden waren aber bereits gezogen. Ana hatte Sally beauftragt ihr jeden Tag zu sagen, ob Reed in der Schule war. Ihre Spionin. Später kamen Dean und Nala ins Diner. Ana hatte bereits Nalas Lieblingsessen vorbereitet. Außerdem hatte sie auch etwas für Dean vorbereitet. Statt es Ronny oder Nick zu geben, ging sie selbst aus der Küche um die zwei zu begrüßen. „Mummy!“ „Hallo Spätzchen.“ Sie stellte beide Teller ab und umarmte Nala. „Wann hast du Pause?“, fragte Dean. „Eigentlich jetzt, aber ich habe Lilian nachhause geschickt, weil es ihr nicht gut geht. Deshalb habe ich niemanden in der Küche. Wieso fragst du?“ „Ich wollte eigentlich mit dir reden.“ Sie sah ihn an. „Um was geht es denn?“ „Um uns.“ „Oh. Ich werde heute den ganzen Tag im Diner sein. Ich kann erst ab einundzwanzig Uhr dann reden.“ „Okay, ich kann warten.“ „Bist du dann heute den ganzen Tag bei Nala?“, fragte Ana. Es war immer noch seltsam für sie, ihre Tochter bei Dean zu sehen. Er war von heut auf Morgen Vater geworden und er ging damit so gut um. „Natürlich.“ „Okay, viel Spaß euch zwei.“ Ana ging wieder in die Küche und nahm die nächste Bestellung entgegen.
Nachdem Ana das Diner abgeschlossen hatte, ging sie hoch in ihre Wohnung. Sie öffnete die Wohnungstür und trat leise ein, um Nala nicht zu wecken. Aus dem Wohnzimmer hörte sie den Fernseher. Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe und ging ins Wohnzimmer. Dean saß auf dem Sofa und sah sich ein Fußballspiel an. „Hallo“, sagte sie müde und ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen. „Du siehst fertig aus“, stellte Dean fest und schaltete den Fernseher aus. „Ich stand seit heute Mittag in der Küche, also ja ich bin fix und fertig“, brummte sie. Sie wusste nicht, wie Lilian das schaffte. „Komm her.“ Er streckte den Arm aus und zog sie an seine Brust. „Wie war es mit Nala.“ „Wir hatten viel Spaß. Sie kommt ganz nach dir.“ Er drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Sie hat auch eine Menge von dir“, gab sie zurück. Sie spürte, wie er lächelte. „Das freut mich.“ Er kramte etwas aus seiner Hosentasche. „Ana, ich wollte das eigentlich etwas romantischer gestalten, aber ich habe keine Lust, noch mehr Zeit zu verlieren.“ Er öffnete seine Hand und sie sah einen Ring. Mit einem Diamanten. Es war altmodisch, aber genau ihr Geschmack. „Vielleicht wirst du es mir nicht glauben, aber ich habe diesen Ring seit fünf Jahren. Und du warst immer die Besitzerin.“ Sie starrte noch immer den Ring an, den er inzwischen, zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. „Ana Davids, willst du mich heiraten?“ Sie setzte sich ruckartig auf, und sah ihn an. Hatte er ihr wirklich einen Antrag gemacht? Hier und jetzt? Tausende von Schmetterlinge tobten in ihrem Bauch. Sie sah ihm in die dunkelgrünen Augen. Anschließend nickte sie und lächelte dabei. Sie hielt ihm die Hand hin und er streifte ihr den Ring über ihren Ringfinger. Gleich darauf legte sie ihm ihre Hände an die Wangen und küsste ihn. „Du hast den Ring seit fünf Jahren? Wie hast du dir den geleistet?“, fragte sie ihn stirnrunzelnd. „Erinnerst du dich noch an den Oldtimer?“ Ihre Augen weiteten sich. „Sag mir nicht, dass du den verkauft hast!“, rief sie bestürzt. Er grinste. „Nein, der steht immer noch in meiner Garage. Der Ring stammt auch von meinem Großvater. Er hatte es für meine Großmutter gekauft. Meiner Mom gefiel es aber nicht, also habe ich meine Großmutter gefragt und sie hat es mir mit einem Lächeln gegeben.“ Ana atmete erleichtert durch. Sie sah wieder den Ring an. „Es ist wunderschön“, sagte sie mit einem warmen Lächeln. „Das heißt, du wolltest mir schon vor fünf Jahren einen Antrag machen?“, fragte sie ihn. „Ja, das wollte ich. Hättest du damals auch ja gesagt?“ „Ich würde immer ja sagen“, antwortete sie. Daraufhin umarmte er sie. „Also, wir sollten so schnell wie möglich heiraten, damit du und Nala zu mir ziehen könnt.“ Sie lehnte sich zurück. „Wir sollen zu dir ins Bungalow ziehen?“, fragte sie ihn. „Ja, wieso nicht?“ „Und was ist mit meiner Wohnung?“ „Ich würde auch mit dir hier wohnen, aber findest du nicht, dass es in ein paar Jahren zu klein für uns wird?“ Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. „Was meinst du damit?“ „Nala könnte ein Geschwisterchen bekommen“, dachte er laut nach. Daraufhin schlug sie ihn. „Au!“ „Du hast es verdient“, gab sie zurück. „Außerdem sucht doch Reed nach einer Wohnung. Du könntest die Wohnung ihm vermieten.“ Okay da hatte er nicht ganz unrecht. Somit wäre auch das Problem gelöst. „Wir sollten auch mit Nala darüber reden. Ich will nicht, dass sich alles auf einmal für sie verändert.“ „Das versteh ich. Ich möchte euch nur ständig um mich haben.“ „Ich liebe dich, Dean.“ „Und ich dich. Ich habe immer nur dich geliebt.“ „Wo ist eigentlich Reed?“, fragte Ana auf einmal und zerstörte den Augenblick. „In Nalas Zimmer. Ihr Bett ist groß genug und Nala liegt in deinem Bett.“ „Oh, okay.“ „Es ist jetzt spät, ich sollte langsam gehen.“ „Bis morgen.“