„Du bist also hier.“ Die Stimme von Amara war weich und etwas Melodisch aber was am meisten zu hören war, war die Trauer in ihrer Stimme. „Hast du mich von hier fortgeschickt, damit ich später hier kämpfe?“, platzte Mila raus. Es verletzte sie, das ihre leibliche Mutter mehr an das Wohl von Chandrick gedacht hatte, als wie ihrem Wohlergehen. Das war schon seltsam, denn durch dieses Handeln, hatte sie die besten Eltern bekommen, die es auf der Welt gab. „Nein. Ich habe dich von hier fortgeschickt, damit du überlebst. Meine größte Hoffnung war, dass du niemals nach Chandrick kommen würdest.“ Mila sah sie an. Nun erkannte sie die Ähnlichkeit zwischen ihr und Amara. Beide hatten braune, lange Locken und waren ungefähr gleich groß. Sie hatten beide eine helle Haut, eine kleine Nase und schmale Lippen. Nur in zwei Sachen waren sie sich nicht ähnlich. Amara hatte graue Augen und sie hatte mehr Rundungen, während Mila grüne Augen mit einem dunkelgrünen Kringel um die Iris hatte und eher schlank war. „Auf der Erde hast du aber etwas ganz anderes gesagt.“ „Ich weiß. Das musste ich, weil jeder darauf hofft, gerettet zu werden und außerdem war Caitlin ganz in der Nähe.“ Mila nickte. „Ayla hat mir von dir und König Mathis erzählt.“ Sie schaffte es einfach nicht, einen anderen Mann, als Thomas ihren Vater zu nennen. Das entging auch Amara nicht. Trotzdem lächelte sie schwach. „Wir lieben dich.“ Nun lachte Mila auf. „Wie denn? Ihr kennt mich doch überhaupt nicht.“ „Du bist unsere Tochter, das reicht vollkommen.“ Mila konnte daraufhin nichts erwidern. „Schließ die Augen. Ich zeige dir Chandrick und Arthane vor Antons Macht.“ Da Mila von Natur aus Neugierig war, schloss sie die Augen. Sie stand auf einer weiten Blumenwiese. Nichts weiter als die Natur. Es war wunderschön. So viele Blumen hatte sie noch nie gesehen. Vor allem solche Arten. Sie sah Amara an. Sie schimmerte neben ihr. „Das hier war mein Lieblingsort und hier habe ich deinen Vater kennengelernt“, erzählte sie. „Komm mit.“ Sie liefen den Hügel hinunter und dann sah Mila das beeindruckendste und atemberaubendste Schloss, welches sie je gesehen hatte. Es war weiß und hatte vier Türme. Ganz oben war eine Glaskuppel. „Die Glaskuppel war mein Wintergarten. Dort waren so viele Pflanzen und am schönsten war es, wenn es regnete.“ „Hier hast du gelebt?“, fragte Mila. „Ja. Es ist schön, oder?“ „Spinnst du? Es ist atemberaubend!“ Amara lächelte sanft aber Mila bemerkte es nicht. „Los, wir schauen uns die Stadt an.“ Auf einmal standen sie in einer belebten Stadt. Kinder rannten über die Straßen und viele Theken waren aufgebaut. Angefangen von Obst und Gemüse bis hin zu Klamotten. Eine Frau mit einem Korb in der Hand, unterhielt sich mit einer älteren Dame. „Können die uns nicht sehen?“, fragte Mila. „Nein. Das sind bloß meine Erinnerungen.“ Sie erinnerte sich an diesen Moment, also müsste sie gleich kommen. „Ich habe gehört, dass die Königin hier her kommt“, sagte die etwas jüngere Frau aufgeregt. „Wirklich? Hier her, in die Stadt. Stimmt das?“ „Ja, das stimmt.“ Eine lebendige Amara war neben den Frauen aufgetaucht. Hinter ihr standen zwei Wachen. Amara trug ein weißes, bodenlanges Kleid. Es war sehr schlicht für eine Königin aber sie war ja auch in die Stadt gekommen. Das Oberteil war mit Spitze besetzt und der Rock fiel gerade runter. Statt ihrer Krone trug sie einen Blumenkranz aus Gänseblümchen. Es war deutlich zu sehen, dass es ein Kind gemacht haben musste. „Eure Majestät“, sagte die Frau und beide machten einen Knicks. Amara lächelte sie an. „Wie geht es euch?“ Die ältere Dame sah sie perplex an. „Wem? Uns?“, stotterte die jüngere Frau. „Ja.“ Amara lächelte weiterhin freundlich und ihr Lächeln war echt. Sie versprühte so viel Lebensfreude. „Gut und Euch?“ „Blendend. Es ist ein wunderbarer Tag. Die Sonne scheint, es ist perfekt für einen Spaziergang.“ Kurz darauf stand Mila in einem großen Saal. Auch hier ging es sehr belebt zu. „Amara, da bist du ja Liebling.“ Bevor Mila sehen konnte, wie ihr leiblicher Vater aussah, wurde sie aus dem Tagtraum gerissen. Sie riss die Augen auf und blinzelte in die Dunkelheit. Es dauerte eine Weile, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewohnt hatten. „Was sollte das?“ Dann sah sie Amaras Geist. Sie war fast nicht mehr zu sehen. „Meine Kräfte sind ausgebraucht. Ich wünschte, ich hätte dich einmal in den Arm nehmen können aber das geht leider nicht. Ich liebe dich Mila. Du bist nicht alleine, vergiss das nie! Ich liebe dich…“ Und im nächsten Moment war sie verschwunden. Eine Träne lief Milas Wange runter. Dann noch eine. Sie ließ den ganzen aufgestauten Tränen freien Lauf. Sie presste die Hand auf ihr Mund, um den Schluchzer zu dämpfen. Dann legte sie sich hin, zog die Knie an und weinte sich in den Schlaf