„Ist das sein ernst? Ein Spiel? Er vergleicht die wertvolle Karte mit einem Spiel?!“ Flannas Stimme bebte vor Wut. Jack hingegen ignorierte sie, nahm Coilin die Karte aus der Hand und breitete es auf dem Boden aus. Mila stand auf und kniete sich neben Jack. „Das hier…“ er zeigte auf ein Symbol, „…bedeutet Schlüssel. Seht ihr, hier ist ein Kreis und in diesem Kreis ist das gleiche Symbol.“ „Dann ist der Kreis ein Schloss?“, fragte Mila. „Vermutlich schon.“ Jack zuckte mit den Schultern. „Ist das verdammt noch mal euer ernst? Glaubt ihr diesem Erdling?“ „Flanna, halte dich etwas zurück. Fahre bitte fort.“ Freyja sah Jack freundlich an. Er nickte und musterte die Karte. „Das da ist eine Frau, die nie ihre Ruhe bekommen hat. In meinem Spiel wird sie die weiße Frau genannt.“ Ein Schweigen legte sich in den Raum. Dann räusperte sich Ayla. „Die weiße Frau ist ein Schauermärchen. Es heißt, sie hätte sich das Leben genommen, um ihrem Mann zu entkommen. Seither würde sie immer an Vollmond auftauchen und Frauen dazu bewegen, sich ebenfalls das Leben zu nehmen, damit diese auch ihren treulosen oder gewalttätigen Ehemännern entkommen.“ „Wie in meinem Spiel“, murmelte Jack. Er räusperte sich und fuhr fort. „Dieser Weg führt zu einer Grabstätte. Da steht Ultimum est druidum honoreme.“ „Und was bedeutet das?“, fragte Niall. „Keine Ahnung“, gestand Jack und kratzte sich am Kinn. „Lass mich mal schauen.“ Mila sah sich die Schrift an. „Das bedeutet: Die letzte Ehre gebührt den Druiden.“ Nachdem sie es übersetzt hatte schaute sie auf. „Woher weißt du das?“, fragte Jack. Mila verdrehte die Augen. „Das ist Latein. Wenn du im Unterricht ein einziges Mal aufgepasst hättest, wüsstest du es.“ „Latein ist eben nicht meine Stärke.“ Jack hob die Schultern. „Der Weg führt also durch das Druidendorf“, sagte Freyja und zog die Aufmerksamkeit auf sich. „Glaubst du diesem Unsinn?“, rief Flanna aufgebracht. Sie war aufgestanden und sah ihre Schwester ungläubig an. „Er konnte die Karte entziffern. Nun haben wir wenigstens einen Anhaltspunkt“, sagte Freyja sachlich. „Gut, dann brechen wir morgen auf. Freyja, sind wir hier sicher?“, fragte Coilin und stand auf. „Ja. Dieses Dorf ist ausgestorben.“ Als sie fort fuhr, war ihre Stimme voller Trauer. „Als wir hier ankamen, mussten wir erst die Verstorbenen beerdigen und ihnen die letzte Ruhe gewähren. Auch hier haben Antons Männer gewütet.“ „Dieser machtbesessener Hurensohn!“, zischte Flanna. Mila konnte nicht einmal ahnen, was in ihr alles vorging. Die Menschen die einst hier gelebt hatten, waren ihre Untertanen gewesen. Flanna war voller Hass. Mila hoffte für sie, dass dieser Hass sie nicht zerstören würde. „Flanna, es gehört sich nicht für eine Prinzessin so zu reden. Achte auf deine Wortwahl, egal wie sehr du deinen Feind auch hassen magst“, ermahnte Freyja ihre Schwester. „Wach endlich auf Freyja, wir sind lange keine Prinzessinnen mehr! Dafür hat Anton gesorgt. Schau uns doch mal an! Laufen so Prinzessinnen durch die Gegend? Sind sie so angezogen? Wir werden überall gesucht. Wir sind nichts weiter als Rebellen. Komm endlich damit klar und hör bitte mit diesem eleganten Getue auf. Denn wenn wir diesen Weg einschlagen, kommst du mit Eleganz nicht weit.“ Das Wort Eleganz kam wie Gift aus ihrem Mund. Wütend stürmte sie aus der Hütte.