Am nächsten Morgen, nachdem alle gefrühstückt hatten, gingen sie aus dem Haus. Aurora hielt Milas Hand. Seit gestern hatte sie nichts mehr gesagt. Die Laune von allen war auf dem Nullpunkt, als Mika ihnen erzählt hatte, in welchem Reich der Hexenmeister lebte. „Ich kann nicht glauben, dass wir den ganzen Weg zurück laufen müssen“, seufzte Ayla während Mika jedem einen Umhang verteilte. Dort wo sie hinwollten, war es sehr kalt. Sie mussten durch Lavandia. Eine Eiswüste. „Meine Güte Leute! Manchmal denke ich, ich wäre der einzig Schlaue hier“, hörten sie Jack sagen. „Mila kann uns doch einen Portal bis zur Grenze von Lavandia öffnen. So sparen wir uns eine Menge Zeit.“ „Er hat recht“, stimmte Flanna ihm zu. „Na seht ihr, wenn sogar Flanna mir recht gibt, sollte das doch kein Problem sein.“ „Keine schlechte Idee.“ Niall klopfte ihm auf den Rücken. „Ich bin ein echtes Genie. Was würdet ihr bloß ohne mich tun?“ Mila grinste. „Oh ja, wir wären echt aufgeschmissen. Also, wohin soll ich ein Portal öffnen?“ Coilin trat zu ihr. „Packst du das? Jetzt sind wir mehr Leute, du wirst das Portal länger aufhalten müssen.“ „Machst du dir etwa sorgen?“, fragte Mila und sah ihm belustigt in die hellblauen Augen, die sie ernst anschauten. „Ja.“ Ein einziges Wort und Milas Bauch fing an zu kribbeln. Das war neu. „Ja, ich schaff das“, brachte sie hervor. „Na gut. Hier müssen wir hin.“ Coilin zeigte ihr eine Stelle auf der Karte. „Alles klar.“ Sie ließ Auroras Hand los und zog ihren Handschuh aus. Sie streckte die Hand aus und konzentrierte sich. Nach kurzer Zeit öffnete sich ein Portal. „Alle Mann durch“, rief sie. Zuerst trat Mika durch, dann Ayla, Caitlin, Niall, Freyja, Flanna, Aurora, Jack und Coilin. Als letzte sprang Mila durch das Portal. Auf der anderen Seite wurde sie von zwei Armen aufgefangen. Sie sah hoch in Coilins Gesicht. „Danke.“ Ihr Atem ging schnell. Das Portal hatte ihr wieder viel Kraft geraubt. Sie wandte den Blick ab und sah…Schnee. Nur Schnee. Das war also Lavandia. Sie fröstelte, trotz Umhang. Sie zog sich wieder den Handschuh an und rieb sich über die Oberarme. Mila sah, dass Aurora Flannas Hand hielt. Schon niedlich. Eine kleine zierliche Person, neben einer mit einer wilden, roten Lockenmähne und einem ernsten Blick. „Sollen wir?“, fragte Niall. „Nein, wir machen eine Pause“, sagte Coilin und überraschte jeden. „Warum denn das? Wir sind keinen Meter gelaufen“, sagte Flanna verwirrt. „Wir haben nichts getan, das stimmt. Aber Mila hat gerade ein Portal für zehn Personen geöffnet.“ Er nahm sie in Schutz, beziehungsweise, er sorgte sich um sie. Die Blicke wanderten auf sie. „Mir geht es gut“, sagte Mila. „Das letzte Mal wärst du beinahe zusammen gebrochen.“ „Du übertreibst.“ Tat er nicht. „Tu ich nicht!“ „Tust du wohl!“ „Wenn die zwei sich so streiten können, können wir auch weiter gehen“, sagte Mika und lief voraus. „Also gut“, murmelte Coilin und Mila wollte sich freuen, weil sie gewonnen hatte, aber da spürte sie einen Arm um ihre Taille. Coilin stützte sie. Mila öffnete den Mund um zu protestieren aber Coilin unterbrach sie. „Du kannst allen anderen weiß machen, dass du nicht erschöpft bist, aber mir nicht. Also lass mich dir helfen. Bitte.“ Hatte er gerade bitte gesagt? „Geht es dir gut?“, fragte Mila. „Ja, wieso?“ „Du bist nett zu mir und sorgst dich um mich. Entweder werde ich sterben oder du hast dir den Kopf angeschlagen.“ „Ich bin nicht der Einzige, der seine Meinung geändert hat.“ Dabei sah er Flanna an, die neben Jack lief und sich mit ihm unterhielt. „Dir ist es also auch aufgefallen!“ „Blind bin ich nicht.“ Milas Blick wanderte zu Aurora. „Hast du eine Ahnung, was Aurora gestern über dich gesagt hat?“ „Nein.“ Er runzelte die Stirn. „Lass uns erst einmal die Steine finden, dann sehen wir weiter.“ „Coilin, du schwebst jetzt in noch einer größeren Gefahr, da du den Stein des Wassers trägst, ist dir das bewusst?“ „Das weiß aber niemand außer uns.“ „Pass einfach auf, ja?“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Machst du dir etwa sorgen um mich?“ „Vielleicht.“ Sie lächelte zu ihm hoch. Er lächelte zurück. Schon merkwürdig wie sich alles entwickelte. „Wir sind nicht allein.“ Aurora war stehen geblieben und genau in dem Moment flog ein Wurfstern knapp an Mila vorbei.