Sie sah ihn an einem Baum angelehnt stehen. So wie an ihrem ersten Tag in Chandrick. „Was ist?“ Sie schwieg. Coilin sah sie an. „Du liebst sie immer noch, oder?“, platzte es aus Mila. Gleich darauf bereute sie es. „Tut mir leid.“ Sie lehnte sich ebenfalls an den Baum. Es vergingen Minuten, bevor Coilin etwas sagte. „Das habe ich. Geliebt, meine ich.“ Milas Herz rutschte ihr in die Hose. „Tust du es immer noch?“ Er überlegte. „Nein. Es ist trotzdem verletzend, dass sie sich auf seine Seite stellt.“ Sie sah ihn an. „Was wirst du tun, wenn du ihr begegnest?“, fragte Mila. „Ich habe keine Ahnung. Das Beste ist ja, dass du mich gewarnt hattest.“ Sie schwieg. Er trat vor sie und schaute ihr direkt in die Augen. „Woher wusstest du es?“ „Ich habe es wohl objektiv gesehen und wie soll ich sagen, das hat mir mein Bauchgefühl gesagt. Ich handele gewöhnlich immer so.“ Sie hielt seinem Blick stand. „Dann irrt sich dein Bauchgefühl ja nie.“ Sie runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“ „Unsere Begegnung mit Amon und Lydia. Aurora. Das mit dem ignis lapis.“ „Das waren alles nur Sachen, die nicht nur mich betreffen. Wenn es um mich geht, kann ich mich weder auf mein Bauchgefühl noch Verstand verlassen.“ Er trat immer näher an sie, bis sie sein Geruch wahrnahm. „Bei was zum Beispiel?“, fragte er sie leise. „Keine Ahnung.“ „Wieso bist du mir nachgekommen?“ Sie zuckte mit den Schultern. Er war ihr so nahe. Er nahm ihr Gesicht in die Hände und berührte ihre Lippen mit den seinen. Mila konnte nur wie gelähmt da stehen. Doch sie erwiderte seinen Kuss. Sie legte ihre Hände auf seine Unterarme. Sie war ja sowas von am Arsch. Coilin lehnte seine Stirn an ihre und sagte mit geschlossenen Lidern: „Was stellst du bloß mit mir an?“ Mila konnte nicht anders und grinste. „Außer dich dazu bringen, kein Arsch mehr zu sein?“ „Halt die Klappe“, sagte er ebenfalls grinsend und drückte erneut seine Lippen auf ihre. Ihr Herz raste und sie befürchtete schon, dass er es hören könnte. Seine Hände wanderten zu ihren Oberschenkeln und hoben sie hoch. Sie verschränkte die Beine hinter seinem Rücken. Mit einer Hand fuhr sie ihm durch die braunen, dichten Haare und mit der anderen hielt sie seine Wange. Das war nicht Milas erster Kuss aber so wurde sie noch nie geküsst.
Plötzlich spürte sie einen Baum an ihrem Rücken. Sie war zwischen dem Baum und Coilin gefangen aber das machte ihr sowas von nichts aus. Seine Lippen waren weich an ihren. Ein Rascheln riss sie aus ihrem benebelten Zustand. Dabei biss sie ausversehen auf Coilins Unterlippe. „Au“, rief er. „Da ist etwas“, flüsterte Mila und sah über seine Schulter. Er ließ sie runter und zückte sein Schwert. Wie sehr wünschte Mila sich jetzt ihren Bogen. Sie hatte es aber am Lager gelassen. „Warum können wir uns wenigstens nicht ein Tag mal ohne Gefahr ausruhen?“, murmelte Mila und zog einen Dolch aus ihrem Gürtel. „Wir gehen jetzt leise zurück zum Lager.“ Coilin nahm Milas Hand und lief langsam los. Doch da stürmte schon ein hundeartiges, schwarzes Etwas aus dem Gebüsch, direkt auf sie zu. Coilin ließ Milas Hand los, verpasste diesem Ding einen Stoß, schnappte sich wieder Milas Hand und rannte los. Obwohl Mila sportlich war, waren ihre Beine trotzdem um einiges kürzer als wie die von Coilin. „Beeil dich!“, rief er ihr zu. Als ihr Lager in Sichtweite war schrie Coilin aus vollem Halse: „Hundedämon!“ Mila sah über die Schulter und dieses Hundeding war ihnen dicht auf den Fersen. Alle waren aufgesprungen. Mika erschuf eine Barriere hinter Coilin und Mila und der Hundedämon prallte dagegen. Bei den anderen angekommen ließ Coilin Milas Hand los und sah zu Mika. „Wie lange kannst du die Barriere aufrecht erhalten?“ „Was für ein Hundedämon ist es?“, fragte Mika, da prallte schon dieses Ding erneut gegen die Barriere, die inzwischen um sie herum war. „Coilin das ist ein Fürst!“, schrie Niall. „Tut mir leid, ich konnte ihn nicht fragen!“, schrie er zurück. „Was sollen wir machen, wenn er die Barriere durchbricht?“, fragte Jack. „Beten“, antwortete Flanna. Mila trat zu Mika und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du schaffst das.“ Ein Schauer lief über Milas Rücken. „Egal was du tust, lass meine Schulter nicht los“, sagte er an Mila gewandt. „Was war das eben?“ „Der Stein, er stärkt meine Kräfte“, sagte Mika. „Wenn das so ist.“ Freyja trat ebenfalls zu Mika und legte auch eine Hand auf sein Unterarm. Coilin trat auch dazu und legte eine Hand auf die andere Schulter von Mika. Mika murmelte einige Wörter. Dann stand die Barriere. „Okay, ihr könnt mich loslassen.“ Mila nahm die Hand von seiner Schulter und stützte sich an ihren Oberschenkeln. Ihr Atem kam abgehackt. „Warum zum Teufel schlägt ihr ein Lager auf, in dem es von Dämonen wimmelt?“, fragte Coilin. „Das tat es nicht. Warte, du hast gesagt es war ein Fürst. Dann muss ihn jemand hervor beschworen haben“, sagte Emeraude und sah sich um. „Die ist aber schlau, was meinst du Donna?“ Durch die Bäume traten zwei Frauen. „Das ist dieses verdammte Miststück!“, zischte Flanna. „Du brichst mir das Herz“, sagte Senna sarkastisch. „Ach da ist ja der Schnuckel, der mich beklaut hat.“ Sie sah Jack an und blieb direkt vor der Barriere stehen. „Dachtest du wirklich, ich würde auf Frauen stehen, die wie Prostituierte durch die Gegend laufen?“ „Ich weiß nicht was das bedeutet, aber es hört sich nicht besonders nett an.“ „Das bedeutet Nutte, Schlampe und so“, erklärte Mila. In Sennas Augen blitzte es vor Wut. „Die Barriere wird nicht lange halten, dann werde ich zuerst deinen Freund umbringen“, zischte Senna. „Das glaubst nur du!“ „Du hast Glück, dass Anton den Befehl gegeben hat, dich am Leben zu lassen.“ „Ich Glückspilz.“ „Mila, verschwinden wir von hier.“ Freyja sah sie an. „Das wird etwas problematisch. Sobald ich durch das Portal gehe wird die Barriere verschwinden und Mila wird für ein paar Sekunden ungeschützt sein“, flüsterte Mika. „Wir haben keine Wahl“, sagte Mila leise und öffnete ein Portal. „Ihr entkommt uns nicht!“, schrie Senna und sah Donna an. „Sie beschwört etwas“, schrie Niall, doch da hatte Mila bereits ein Portal geöffnet. „Los!“ Nacheinander sprangen alle durch. Freyja errichtete viele Schichten aus Erdmauern und sprang dann durch. „Mila, das gefällt mir nicht“, sagte Coilin. „Fang mich einfach auf“, sagte sie lächelnd. Widerstrebend sprang Coilin durch. „Mila, beeil dich.“ Mika sprang durch. In dem Moment explodierte die Erdmauer und das Portal ließ Mila nicht durch. „Was zum Teufel…“ Donna und Senna kamen auf sie zu. „Es tut mir leid“, flüsterte sie und schloss das Portal. Sie schnappte sich Bogen und Pfeil. „Du hast keine Chance.“ „Das werden wir ja noch sehen.“ Doch ihre Glieder hörten nicht mehr auf sie. Sie sank auf die Knie und starrte zu den Frauen hoch. Die Augen von Donna waren auf sie gerichtet. „Was hast du mit mir gemacht?“ „Keine Sorge, es ist vorübergehend“, sagte Donna mit kalter Stimme und verzog dabei nicht einmal das Gesicht. Aus dem Gebüsch trat eine weitere Frau. Sie hatte ein lilafarbenes Kleid an, welches unten schlisse hatte. Sie hatte braune Haare und dunkelbraune Augen. Sie verschmolzen fast mit der Pupille. Dann sah Mila das Symbol auf ihrer Hand. Kelly. Antons Portalöffnerin. „Anton wird sich freuen“, sagte sie mit kalter Stimme und öffnete ein Portal.