„Pfoten weg!“, schrie Mila die zwei Männer an, die sie an den Oberarmen festhielten. Sie versuchte sich loszureißen, aber dadurch verstärkte sich nur noch der Griff der Männer. Donna und Senna liefen voraus und unterhielten sich, als wäre das ihr täglicher Alltag. Wahrscheinlich war es das auch. „Das werdet ihr bitter bereuen!“ Sie ignorierten Mila. Sie waren in Arthane. Im Königsschloss. Aber es sah lange nicht mehr so aus, wie in dem Tagtraum, den Amara ihr gezeigt hatte. Zwei Große Türen gingen auf und ein großer Saal kam zum Vorschein. Die Männer zerrten Mila mit. Es kam Mila wage bekannt vor. Der Rückblick, den ihre Mutter ihr gezeigt hatte. „Lasst mich sofort los!“, schrie sie erneut und suchte nach einem Fluchtweg. Dann erblickte sie ihn. Er saß auf dem Thron. Neben diesem war ein kleineres. Aber ihre Aufmerksamkeit galt nur dem widerlichen Mann auf dem Thron. Sie blieben vor dem Mann stehen. Die Männer zwangen sie auf die Knie. „Verbeug dich vor deinem König.“ „Dieser Mann ist nicht mein König!“, zischte Mila. Die Narbe in seinem Gesicht, war immer noch deutlich zu sehen. Seine Haare waren jetzt ergraut aber er hatte immer noch diesen Blick. Ein Blick eines Mannes, der vor nichts zurück schreckte. Mila sah ihm fest in die Augen. Aus irgendeinem Grund hatte sie keine Angst vor diesem Mann. Sie verspürte nur blanken hass. Und Wut. Sehr viel Wut. Auf den Mann, der ihre Eltern auf dem Gewissen hatte. „Mylord, wir haben sie mitgenommen.“ Senna und Donna stellten sich auf die Seite und Anton musterte sie. „Du bist also die letzte Portalöffnerin. Abgesehen von Kelly.“ Er umrundete Mila. „Willkommen zuhause Prinzessin.“ „Scher dich zum Teufel“, sagte Mila und spuckte ihm vor die Füße. „Du hast Mut. Aber Mut ist nicht immer etwas Gutes“, fuhr er fort. „Du kannst mich mal. Sag deinen widerlichen Männern, dass sie mich loslassen sollen!“ „Nein. Du hast etwas, was ich haben will. Gib es mir.“ „Was meinst du? Rückgrat? Oder meinst du etwa… Sorry, einen Schwanz kann ich dir auch nicht geben.“ Er schlug ihr ins Gesicht und sie schmeckte Blut. Dennoch grinste sie. „Gibt mir das ignis lapis!“ „Sorry, was?“ „Den Stein!“ „Ich trag keine Steine bei mir. Ist nur Ballast, weißt du?“ „Sie trägt es an ihrem Oberarm“, sagte Senna. „Wehe du fasst mich an!“, schrie Mila und versuchte sich zu befreien. Anton nahm einen Dolch und schnitt den Ärmel ab. Aber kein Armreif. „Der andere Arm.“ Hörte sie Senna sagen. Aber auch unter diesem Ärmel war kein Armreif. Sie hatte es Flanna gegeben. „Ich sagte doch, dass ich keines bei mir habe.“ Anton packte sie am Kinn und hielt den Dolch an ihre Kehle. Sie blickte ihm fest in die Augen. „Was, willst du mich genauso umbringen wie meine Mutter Amara?“, spie sie. Er ließ sie los, als hätte er sich an ihrer Haut verbrannt. „Du hast meine Mutter auf dem Gewissen du beschissenes Arschloch!“, schrie sie weiter. „Wo hast du den Stein versteckt?“, fragte er sie erneut. „Leck mich am Arsch!“ „Im Moment hast du vielleicht keine Angst vor mir, aber das kommt noch.“ „Ich werde dich niemals fürchten! Ich bin die Tochter von Amara und Mathis. Thronfolgerin von Arthane. Ich bin eine von denen, die dich stürzen werden. Und mein Gesicht wird das letzte sein, was du in deinem restlichen Leben…“ „Bringt sie zum anderen Gefangenen und schickt Keira zu ihr, sobald sie wieder da ist. Wenn sie erst einmal ihr Geist kontrolliert, wird sie um Gnade winseln.“ Er kehrte ihr den Rücken zu und die Männer zerrten sie aus dem Saal, Treppen runter, durch einen modrigen Keller bis sie vor einer Zelle stehen blieben. Der eine öffnete die Zellentür und der andere stieß sie rein. Sie landete auf allen vieren. Bis sie wieder auf den Beinen war, hatte der Mann die Tür abgeschlossen. Sofort stand sie an den Gitterstäben und beschimpfte die Männer mit allen Schimpfwörtern die sie kannte. Dazu erfand sie auch noch neue. Aber sie ließen sie einfach stehen. „Verdammt!“ Sie ging zur Wand und setzte sich hin. Sie lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. „Nicht aufgeben“, murmelte sie in die Dunkelheit. Nur durch ein kleines Fenster über ihr drang Licht in die Zelle. „Du bist stark", sagte sie zu sich selbst.