Als jemand hustete riss sie die Augen auf. Sie sah in die Zelle neben ihr. „Hallo?“ „Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe“, entschuldigte sich eine männliche raue Stimme. „Geht es dir gut?“, fragte sie den Mann. Er klang schon älter. „Wie kann es denn jemandem gehen, der von Anton am Leben gelassen wird?“ „Man hat zu mir gesagt, dass Anton keine Gefangenen macht.“ „Du bist doch auch am Leben.“ „Das nur, weil ich den Ort, des ignis lapis kenne.“ „Du klingst noch sehr jung. Wie alt bist du denn?“ „Achtzehn. Und du klingst sehr alt.“ Sie lehnte sich gegen die Gitterstäbe. „So alt bin ich nun auch wieder nicht. Ich bin fünfundvierzig. Glaube ich zumindest.“ „Du glaubst?“ Mila runzelte die Stirn. „Ich bin zu lange hier, da verliert man jegliches Zeitgefühl.“ Er hustete erneut. „Wieso hat Anton dich am Leben gelassen?“, fragte sie ihn. Der Mann war ihr sofort sympathisch. „Einmal im Jahr lässt er mich hier raus damit ich sehe, was ich verloren habe. Er mag mich nicht besonders. “ Mila sah durch die Stäbe. Der Mann sah sehr mager aus. „Was hast du denn alles verloren?“, fragte Mila, bereute aber die Frage. „Meine Frau, meine Tochter, mein zuhause, mein Königreich.“ Mila hielt den Atem an. Ihr Herz setzte kurz aus, nur um im nächsten Moment doppelt so schnell zu schlagen. „Du bist ein König?“, fragte Mila mit piepsiger Stimme. „Das war ich, vor achtzehn Jahren.“ „Wie heißt du?“ „Was spielt denn das für eine Rolle?“ „Bitte, sag mir deinen Namen.“ Er hustete noch einmal. Dann sagte er seinen Namen. „Mathis.“ Mila glaubte sich verhört zu haben. „Was?“, piepste sie. „Ich sagte, mein Name ist Mathis.“ Mila wusste nicht was sie fühlen sollte. Ihr wurde schwindelig. Das Einzige was sie wusste war, dass sie hier so schnell wie möglich raus musste. Mit ihrem Vater. Denn er lebte. Er war wirklich noch am Leben! Sofort war sie auf den Beinen. „Wir müssen hier verschwinden.“ „Das wird nicht funktionieren. Die Zellen sind durch Magie geschützt.“ „Oh doch, das wird es. Ich werde ganz sicher nicht hier bleiben um Anton zu helfen und du kommst mit!“ Sie versuchte ein Portal zur Nebenzelle zu öffnen. „Wie willst du denn hier entkommen?“ „Ich kann Portale öffnen.“ Daraufhin erschien ein Portal und innerhalb Sekunden war sie in der Nebenzelle. Sie kniete sich vor ihren Vater. „Los, wir müssen uns beeilen!“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich habe nichts mehr, wofür ich leben könnte.“ Mila öffnete einen Portal. Sie hörte Schritte und eine weibliche Stimme. Keira. „Verdammt. Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Sie wandte sich wieder an ihren Vater. „Du hast etwas, wofür du Leben kannst.“ „Für was denn?“ Sie packte ihn an den Schultern. „Deine Tochter ist noch am Leben. Sie heißt Mila. Deine Frau konnte sie rechtzeitig auf die Erde schicken, damit sie vor Anton in Sicherheit sein konnte.“ Er sah ihr in die Augen. „Meine Tochter…“ „Ja, komm jetzt bitte. Du warst lange genug hier unten.“ Er stand mit ihrer Hilfe auf und lief durch das Portal. Diesmal konnte auch Mila durch. Genau in dem Moment, als die Wachen auftauchten, sagte sie: „Grüßt Anton von mir.“ Dann war sie und das Portal verschwunden.